1200 - Operation Ikarus
Welt.«
»Verstehe.«
»Aber die anderen durften raus. Die Wissenschaftler und auch Lehrer. Nur haben sie nie etwas gesagt. Auch wir mussten schweigen. Aber ich habe das Schweigen durchbrochen.«
»Was ich auch toll finde.« Maxine legte die Handflächen zusammen. »Wir haben jetzt allerdings Probleme. Eines hat einen Namen. Der Killer Babur.«
Beide Mädchen zuckten zusammen, als der Name fiel. Ihre Angst kehrte zurück, und sie schauten sich ängstlich um.
»Keine Sorge, hier seid ihr sicher.«
»Vor Babur ist kein Mensch sicher!«, behauptete Carlotta.
»Er ist so gefährlich. Er findet immer das, was er will.«
»Aber er hat euch nicht gesehen, als ihr zu mir gekommen seid - oder?«
Carlotta und Rosy schauten sich an und waren beide der Ansicht, dass sie nicht gesehen worden waren.
»Na, das ist doch schon ein Vorteil.« Maxine lächelte. »Dann können wir ja weiter nachdenken.«
»Was meinen Sie denn?«
»Rosy, ich kann deine Eile zwar verstehen, aber auch mir fällt die Suche nach einem Ausweg nicht leicht. Es steht fest, dass ich Carlotta bei mir behalte.« Sie schaute das Mädchen an.
»Vorausgesetzt, du möchtest das.«
»Ja, doch.«
»Das ist wunderbar. Und dann müssen wir uns etwas einfallen lassen, wie wir den Verbrechern an den Kragen gehen. Es wird nicht einfach sein, aber ich denke, dass wir gemeinsam einen Weg finden. Carlotta ist ja ein guter Pfadfinder.«
»Willst du in das Home?«
»Noch nicht«, wehrte Maxine ab. »Nicht allein. Wir brauchen Hilfe.«
»Von wem denn?«, flüsterte Rosy.
Die Tierärztin rieb ihr Kinn. »Da hast du eine gute Frage gestellt. Ich denke auch darüber nach, und ich kann mir vorstellen, dass es jemand gibt, der uns zur Seite stehen könnte.«
»Lebt der hier in Dundee?«
»Nein, Rosy, in London.«
»Oh.« Das klang enttäuscht. »So weit?«
»Ja, aber wir können uns auf ihn verlassen. Zumindest ich habe dies schon erlebt. Wir leben ja nicht mehr im Mittelalter und müssen nicht mehr mit einer Kutsche fahren. Dundee hat einen Flughafen. Das ist alles kein Problem.«
»Ist es ein Freund?«
Maxine errötete leicht. »Nein, es ist kein Freund, es ist ein sehr netter Mann, den ich sympathisch finde. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
»Wie heißt er denn?«
Kinder sind neugierig, dachte Maxine. Das stellte sie mal wieder fest. »Sein Name ist John Sinclair.«
»Habe ich noch nie gehört.«
»Kannst du auch nicht.«
»Und der soll so gut sein?«, fragte Rosy zweifelnd.
»Ich habe schon mal mit ihm zusammengearbeitet, und das war wirklich prächtig.«
»Wenn du meinst.«
Die Kinder waren zum Du übergegangen, was Maxine nichts ausmachte. So war das Band zwischen ihnen noch stärker geworden, und das tat ihnen gut.
Carlotta stand plötzlich auf. Sie ging vom Tisch weg und blieb auf dem bunten Berberteppich mitten im Raum stehen.
»He, was ist los?«
»Willst du nicht sehen, dass ich fliegen kann?«
»Bitte, gern. Ich habe mich nur nicht getraut, dich danach zu fragen. Aber wenn du willst…«
»Klar.«
Auf Carlottas Lippen lag ein Lächeln. Sie freute sich darüber, der sympathischen Frau alles beweisen zu können.
Ein schneller letzter Blick, ein tiefes Luftholen, und wenig später sah Dr. Maxine Wells das, was für sie an ein Wunder grenzte.
Mit geschmeidigen, weichen Flügelschlägen hob das Mädchen ab. Sie stieg der Decke entgegen, zog dort seine Kreise, schaute lachend auf die beiden Menschen unten am Boden, winkte ihnen zu, flog dann bis zum Fenster, blieb dort in der Luft stehen, wie ein Schwimmer, der Wasser tritt und schuf eine Lücke zwischen zwei Lamellen, um nach draußen zu schauen.
Sie sah nicht viel. Der Garten war dunkel, und die großen Bäume wirkten wie starre Ungeheuer, die eingefroren waren.
Carlotta war zufrieden, als sie sah, dass sich dort nichts bewegte. Mit einer langsamen Bewegung drehte sie sich wieder nach links, verlor an Höhe und sank langsam dem Boden entgegen, auf dem sie sanft landete.
»Toll - wirklich toll!« Maxine klatschte in beide Hände.
»Das hätte ich nicht für möglich gehalten.«
»Es macht Spaß.«
»Klar, das glaube ich dir.«
»Und draußen habe ich keinen gesehen. Babur hat unsere Spur verloren.«
»Was macht dich denn so sicher?«
»Ich weiß das. Das kann ich spüren. Er hat so etwas an sich, das schlimm ist, und im Augenblick nehme ich es nicht wahr.«
»Gut.« Maxine schaute auf die Uhr. »Es ist ziemlich spät oder früh geworden. Dann werde ich euch jetzt euer Zimmer
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