1201 - Die Windjäger
super. Rosy, schau mich an, ist das nicht klasse?«
Rosy nickte nur. Sprechen konnte sie nicht. Auch Maxine und Suko blieben stumm. Die Fröhlichkeit der jungen Carlotta teilten sie nicht. Ihre Blicke waren eher skeptisch.
Ich löste meinen linken Arm von der Schulter des Mädchens und winkte ihnen zu. Dabei wollte ich noch etwas sagen, aber Carlotta drehte sich ab. Sie flog eine recht enge Kurve, und zugleich verloren wir an Höhe.
Kein Mensch war jetzt mehr zu sehen. Wir hörten auch keine fremden Geräusche. Uns umgab die wunderbare Stille einer Natur, die leider nicht so heil war wie sie aussah.
Bis jetzt war es noch Spaß. Aber ich dachte daran, dass daraus leicht Ernst werden konnte, wenn wir uns dem Institut näherten und bestimmt auch ein Killer namens Babur wartete…
***
Maxine, Rosy und auch Suko kamen sich vor wie begossene Pudel, als sie am Rand des Felsens stehen blieben und Carlotta und John Sinclair nachblickten.
Keiner von ihnen konnte die Freude der jungen Carlotta nachvollziehen, obwohl sie Verständnis dafür hatten.
Endlich war sie in der Lage, ihre neuen Kräfte einzusetzen, und das war für sie einfach etwas Wunderbares.
Rosys Lippen zuckten, als sie leise sagte: »Ich habe Angst.«
Maxine streichelte über ihr Haar. »Die brauchst du nicht zu haben, meine Kleine. Es wird alles gut, verlass dich drauf. Es wird sich alles richten.«
»Der Mann war so brutal.«
»Er ist nicht da.«
»Aber er kann schießen. Er kann sie richtig aus der Luft abschießen. Ich habe mal gesehen, wie jemand auf Vögel geschossen hat. Im Fernsehen haben sie das gezeigt. Da habe ich weinen müssen. So schlimm ist das gewesen.«
»Das glaube ich dir sogar. Aber Carlotta und John sind keine Vögel. Außerdem können sie sich wehren. Ich kenne John. Wenn du mir nicht glaubst, frag seinen Freund Suko.«
»Stimmt das?«
»Ja.«
»Aber ich darf für die beiden trotzdem beten - oder?«
»Natürlich.« Maxine nickte ihr lächelnd zu. »Es ist immer gut, wenn man betet. Ich glaube, dass man auch Hilfe bekommt. Mir jedenfalls ist das so ergangen.«
Rosy nickte. Allerdings blieb sie ein Problem. Suko und Maxine wollten sie nicht wieder zurück in die Stadt fahren - da wäre sie auch nicht sicher gewesen, aber sie mussten schon eine Lösung finden, wie sie den Wachen die Anwesenheit des Mädchens erklären sollten. Das würde schon ein Problem werden.
Sie sprachen darüber und gelangten zu dem Schluss, dass Rosy eine Freundin besuchen wollte, die zugleich eine Bekannte des Professors war. Wenn sie erst auf dem Gelände waren, würde es schon eine Möglichkeit geben, Rosy aus der Gefahrenzone zu bringen.
»Ich kann mich aber auch verstecken«, rückte sie mit einem eigenen Vorschlag heraus.
»Wo denn?«
»Zwischen den Sitzen.«
Beide hatten nichts dagegen. Sprachen aber davon, dass sie zunächst mal abwarten wollten.
Bevor sie starteten, warfen sie noch einen Blick in die Tiefe.
Der Dunst hatte sich nicht verzogen. Er zog in trägen Schleiern seine Bahnen und nahm einen Teil der Sicht auf die unter ihnen liegenden Bauten.
Sie sahen auch Carlotta und John. Beide hatten stark an Höhe verloren, den Boden aber nicht erreicht, sondern flogen in Höhe der höchsten Bäume, wo sie einigermaßen gut geschützt waren.
»Hoffentlich haben sie sich nicht zu viel vorgenommen und schaffen es«, flüsterte Maxine.
»Du kennst John nicht - oder?«
»Wie meinst du das?«
Suko lächelte schief. »Was er sich in den Kopf gesetzt hat, führt er auch durch. Und wenn es manchmal verdammt dicht an der Grenze ist, aber er hängt sich rein.«
»Das habe ich ja am Rattenloch erlebt.«
»Eben.«
»Oder siehst du uns als Rückendeckung an?«
»Das natürlich auch.« Suko öffnete die Fahrertür. Es war eine automatische Geste, und er hörte die Frage der Tierärztin.
»Willst du fahren?«
»Wenn du nichts dagegen hast.«
»Nein, überhaupt nicht. Ich setze mich auf den Beifahrersitz. Außerdem finde ich Rosys Vorschlag gut. Sie kann sich schon jetzt zwischen den Sitzen verstecken.« Maxine öffnete die rechte hintere Tür und holte eine Decke von der Ablage. »Die kannst du später über dich legen.«
»Danke, das ist gut.«
Als Rosy in den Range Rover geklettert war und auch Maxine Wells saß, startete Suko den Wagen. Er musste ihn drehen. Der Platz dafür reichte aus.
Bisher waren sie fast nur bergauf gefahren. Jetzt ging es die gleiche Strecke wieder hinab. Suko musste schon Gas und Bremse gezielt einsetzen, um mit
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