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1201 - Die Windjäger

1201 - Die Windjäger

Titel: 1201 - Die Windjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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behindert wurden.
    Wir kreisten. Wir sahen dem Dunst zu, der uns vom Boden her entgegenstieg, als wäre diese Region nichts anderes als eine gewaltige Waschküche.
    Ich hatte den Kopf gedreht und schaute mit. Deshalb sah ich auch, dass sich unter uns eine Lichtung im Wald auftat.
    Ich brauche Carlotta nicht darauf aufmerksam zu machen. Sie hatte den freien Platz selbst gesehen und sank ihm langsam entgegen. Die Helligkeit um uns herum verschwand, als wir in den Schatten der Bäume gerieten.
    Der Boden war auch nicht unbedingt eben. In kleinen Wellen senkte er sich dem Tal entgegen; und auf einem dieser breiten Buckel fanden wir einen Landeplatz.
    Es war eine weiche Landung, die Carlotta auch locker abfederte. Zugleich rutschte ich von ihrem Rücken herab, fand ebenfalls wieder festen Boden unter den Füßen und hatte das Gefühl, einen leichten Schwindel zu erleben.
    Aber ich konnte mich auch freuen, als ich in das glückliche Gesicht des Mädchens schaute. In ihren Augen lag ein Strahlen der Freude. Sie hatte allen Ärger vergessen. Für sie hatte es nur den Flug gegeben, den wir beide glücklich überstanden hatten.
    »War das nicht toll, John?«
    »Einmalig«, gab ich zu.
    »Ich möchte nichts anderes mehr sein, verstehst du? Nur frei sein und mich immer so bewegen können.«
    »Das kann ich sogar verstehen. Aber du musst auch daran denken, dass nicht alle Menschen deiner Meinung sind. Da kann noch einiges an Ärger auf uns zukommen.«
    Sie senkte den Kopf. »Ich weiß, dass unser Leben bedroht ist. Wir sind nicht in Sicherheit. Sie werden uns suchen. Sie werden mit allen möglichen Tricks arbeiten, denn Babur hat seine Truppe gut im Griff.«
    »Hast du auf dem Flug Männer gesehen?«
    »Nein.«
    »Aber das macht dich nicht ruhiger?«
    Carlotta hob die Schultern. Wieder fiel mir auf, wie breit sie waren. »Ich weiß, John, dass sie nicht verschwunden sind. Sie haben immer aufgepasst - immer. Sie waren stets da, auch wenn man sie nicht gesehen hat. Deshalb müssen wir uns in Acht nehmen. Ich habe das Maxine und Suko nicht so gesagt, weil sie sonst versucht hätten, uns zu behindern. Aber ich muss auch an die anderen denken.«
    »Wen genau meinst du damit?«
    Sie überlegte einen Moment. Mit leiser Stimme erklärte sie:
    »Von Brüdern und Schwestern möchte ich nicht reden. Aber ich bin nicht die Einzige gewesen, das weiß ich. Die Gefangenen habe ich nicht zu Gesicht bekommen, nur manchmal gehört.« Sie senkte die Stimme. »Das ist dann schon sehr komisch gewesen. Sie haben sich unterhalten, aber ihre Stimmen klangen nicht so wie meine.«
    »Sondern?«
    »Anders, John, ganz anders. Viel höher und auch schriller. Das hörte sich manchmal an wie ein Pfeifen.«
    »Wie bei dir, nicht?«
    Carlotta blickte mich an und fasste an ihren Kehlkopf. Dort hatte sich die Haut verändert. Sie stand vor und sah aus wie ein kleiner Sack, der aufgeblasen war. War das ein Kehlkopf?
    »Meinst du meine Syrinx?«
    »Was ist das?«
    »So nennt man das Stimmorgan der Vögel. Wenn ich die Luft ausstoße zieht sich bei mir die Haut zusammen. Deshalb kann ich auch diese hohen Schreie ausstoßen.«
    »Das muss wohl so sein.« Ich betrachtete sie. Erst jetzt fiel mir so richtig auf, was ich zuvor nur am Rande registriert hatte.
    Mir kamen ihre Unterarme nicht so lang vor wie die eines Menschen. Dafür waren die Finger verlängert, und auf ihnen wuchs ein Flaum aus Federn. Selbst bei diesem schlechten Licht strahlten die Flügel noch einen seidigen Glanz aus.
    Zumeist weiß, aber an bestimmten Stellen auch mit leichten Blautönen vermischt. In der direkten Körpernähe glaubte ich sie sogar rot schimmern zu sehen.
    Was war mit ihr geschehen? In welch ein Experiment war sie hineingeraten? Hatte man die DNS eines Vogels mit der eines Menschen gekreuzt? War so etwas überhaupt möglich?
    Ich war nicht in der Lage, mir diese Frage zu beantworten.
    Das musste ich dem Professor überlassen, aber an den mussten wir erst mal herankommen.
    »An was denkst du jetzt, John?«
    »An dich.«
    »Stimmt. Du hast nicht gelogen.«
    Ich wiegte den Kopf. »Warum sollte ich das tun, Carlotta? Du bist eben einmalig, das weißt du auch. Du bist ein Wunder, das ich noch nicht richtig begreifen kann. So ehrlich bin ich. Ich bin noch nicht dahinter gekommen, was man mit dir gemacht hat, aber ich werde es herausfinden.«
    Sie schaute zu Boden, als wollte sie den feuchten Geruch der Pflanzen und Moose aufsaugen. »Ich würde dir ja gerne helfen, John, aber ich kann es

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