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1202 - So enden sie alle

1202 - So enden sie alle

Titel: 1202 - So enden sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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weiter. Selbst die Waffe in meiner Hand ignorierte er. Überhaupt war ich für ihn nicht existent, denn er hatte nur noch Augen für eine andere Person.
    Es war seine Assistentin, Dr. Shirley Cannon. Mit ihr musste etwas geschehen sein, sonst hätte er ihr nicht ein derartiges Interesse entgegengebracht.
    Er ging auf sie zu, und ich sah endlich den Grund.
    Shirley blutete. Der Blutstreifen sickerte aus ihrem Mund und rann über das Kinn. Auf die Lippe hatte sie sich nicht gebissen.
    Sie war auch nicht mehr fähig zu schießen, denn in Herzhöhe sah ich Blutspritzer auf dem weißen Kittel, und auch ihre Kostümjacke hatte ein Loch bekommen.
    Nicht durch meine Kugel, sondern durch die des Professors, der mich hatte erschießen wollen, der aber stattdessen seine Assistentin getroffen hatte.
    Shirleys Gesicht war schon jetzt so bleich wie das einer Leiche. Mir kam es einem kleinen Wunder gleich, dass sie noch auf den Beinen stand. Sie musste schon tot sein oder zumindest in den allerletzten Zügen liegen.
    »Shirley…!« Der Schrei drang aus dem Mund des Professors wie ein Wehlaut. Sie musste ihm wirklich etwas bedeutet haben, und zahlreiche Augenpaare schauten zu, wie er seine Assistentin umarmte. Nur Elena saß auf ihrem Bett und hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen.
    Elax umfasste Shirley, aber es gelang ihm nicht, sie festzuha lten. Die Frau, die Tote - steif wie eine Puppe - kippte einfach nach hinten weg. Damit hatte Elax nicht gerechnet. Sie war ihm aus den Händen gerutscht, und jetzt schaute er zu, wie sie auf den Boden schlug.
    Shirley stand nicht mehr auf.
    Auch Elax war getroffen worden. Das Silbergeschoss steckte in seiner rechten Schulter. Jeder normale Mensch wäre da ausgeschaltet oder zumindest stark behindert gewesen, aber ihm machte es nichts aus. Er hatte mich auch vergessen. Er stand in gebückter Haltung vor mir und zugleich über seiner Assistentin und flüsterte mit rauer Stimme immer wieder ihren Namen.
    Aber Shirley hörte ihn nicht. Sie würde ihn nie mehr hören können. Sie lebte nicht mehr. Sie war von Elax selbst erschossen worden.
    Ich schaute auf seinen Rücken und auch auf den Buckel. Da er sich um mich nicht kümmerte, sprach ich ihn an. »Es hat keinen Sinn, Elax. Ihre Assistentin ist tot. Durch Ihre Kugel gestorben.«
    Das Wort tot wiederholte er einige Male. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Du hast sie eigentlich getötet!«
    »Das ist Unsinn!«
    »Ja, du!«
    Er hatte die Antwort geschrien, und dann fuhr er mit einer Vehemenz herum, mit der ich nicht gerechnet hatte. Dass eine Kugel in seiner rechten Schulter steckte, konnte ich vergessen, ich erlebte ihn wie unverletzt. In seinem Hass war er nicht mehr zu halten. Es kümmerte ihn auch nicht, dass ich bewaffnet war, denn er griff mich an wie ein böses Tier. Aus seinem Mund drang ein irrer Schrei. Für einen Moment sah ich seine blutunterlaufenden Augen, und jetzt hatte er tatsächlich Schaum vor dem Mund.
    Mir war es nicht möglich gewesen, mich auf seinen Angriff einzustellen. Er hechtete gegen mich wie eine Ramme. Ich flog zurück, krachte dabei gegen zwei Bettgestelle und verlor das Gleichgewicht, sodass ich auf dem Boden landete.
    Ich hatte damit gerechnet, dass Elax mir nachkommen würde.
    Er war in der Verfassung, in der es für ihn kein Halten gab.
    Derartige Menschen würden andere zertreten wollen. Sie zerfleischen. Sie zerreißen und in Stücke hacken.
    Das passierte seltsamerweise nicht, denn er sprang plötzlich nach hinten. Es war ein gewaltiger Satz. Bei seiner Gestalt sah das sogar etwas lächerlich aus, doch über meine Lippen huschte kein Grinsen hinweg. Ich hätte ihn durch eine Kugel aufhalten können, das wollte ich aber nicht. Ich ließ ihn laufen, denn er hatte sich noch während des Sprungs gedreht und rannte weg.
    Er nahm den Weg, den wir auch gekommen waren. Entwischen konnte er mir nicht. Es gab nur die einzelnen Räume, die durch Türen miteinander verbunden waren, und der nächste Raum, zu dem er die Tür aufriss, war sein Labor.
    Ich rappelte mich wieder hoch und nahm mit langen Schritten die Verfolgung auf.
    Elax hatte die Tür aufgerissen und sie auch wieder zugehämmert. Zwei Sekunden später war ich an der Tür und blieb sofort stehen, weil ich im ersten Moment irritiert war. Ich sah den Professor nicht mehr. Er hatte auch nicht Zeit genug gehabt, den sich anschließenden Raum zu erreichen, er musste sich noch in meiner Nähe befinden.
    Der große Labortisch wirkte wie ein Klotz. Und es war

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