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1204 - Der Häuter

1204 - Der Häuter

Titel: 1204 - Der Häuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gewesen. Er hielt sich entweder hier in der Zelle auf oder konnte im Park spazieren gehen, und auch das nur unter Bewachung.«
    »Das glaube ich Ihnen alles, Professor. Trotzdem ist dieser Mann nicht Ben Navis. Ich muss es wissen, denn ich habe ihn vor sechs Jahren selbst gestellt. Tut mir Leid, Ihnen das sagen zu müssen, auch wenn für Sie jetzt eine Welt zusammenbricht. Sie müssen mir schon glauben. Sie haben einen Fremden in diese Zelle gesteckt. Und das über die Dauer von sechs Jahren.«
    Professor Morgan wollte es nicht wahrhaben, was ich auch verstehen konnte. Er trat aus meiner Nähe weg, als hätte ich eine ansteckende Krankheit.
    »So können Sie nicht mit mir reden. Sie wollen mich fertig machen, wie? Sie wollen mir indirekt Unfähigkeit vorwerfen, denke ich. Aber das lasse ich nicht zu. Nein, so etwas können Sie mit mir nicht machen. Ich habe in dieser Psychatrie nie große Probleme gehabt.«
    Er wedelte jetzt mit beiden Händen.
    »Es gab keine Vorfälle, die störend waren. So etwas lasse ich mir nicht bieten. Tut mir Leid! Auch von Scotland Yard nicht.«
    »Nun regen Sie sich mal ab«, sagte Suko. »Es muss ja nicht Ihre Schuld sein.«
    »Schuld, Schuld!«, rief der Mann. »Kommen Sie mir doch nicht damit. Es gibt keine Schuld.«
    »Es bleibt nur die Tatsache, dass Sie über den Zeitraum von sechs Jahren die falsche Person eingesperrt haben und der wahre Mörder noch herumläuft und wieder zugeschlagen hat.«
    Ich blickte ihn hart an. »Was glauben Sie denn, weshalb wir gekommen sind?«
    »Wie kann ich das wissen?«
    »Weil es einen weiteren Toten gegeben hat, Mr. Morgan. Ein Mann wurde ermordet und gehäutet. Wir haben an einen Nachahmungstäter gedacht, aber die Theorie ist leider gestorben. Der Mörder muss Ben Navis gewesen sein, denn hier in der Zelle sitzt der Falsche.«
    Der Klinikchef konnte zunächst nichts sagen. Er ging zurück und suchte eine Stütze an der Wand.
    Suko nahm die Gelegenheit wahr und spähte durch das Gucklock. Er brauchte nicht lange, drehte sich wieder um und zuckte mit den Schultern. »Wenn du das sagst, muss es stimmen, John. Ich bin damals nicht dabei gewesen.«
    »So ist es.«
    Morgan nickte vor sich hin.
    »Wenn das tatsächlich alles stimmt«, sagte er mit leiser Stimme, »was wollen Sie dann unternehmen? Können Sie mir das sagen?«
    »Gern«, erwiderte ich. »Wir werden uns auf die Jagd nach dem echten Killer machen.«
    »Der sich über einen Zeitraum von sechs Jahren vor aller Welt versteckt gehalten hat.«
    »Das muss wohl so sein.«
    »Wo denn, verdammt?«
    Ich hob die Schultern. »Wenn wir das wüssten, wäre es uns wohler.«
    »Aber er hat sechs Jahre lang kein Verbrechen mehr bega ngen. Ist Ihnen das auch klar?«
    »Natürlich.«
    »Warum gerade jetzt, Mr. Sinclair? Warum schlägt er zu diesem Zeitpunkt zu?«
    »Kennen Sie Hannibal?«, fragte ich.
    »Wieso? Was soll das? Meinen Sie den Mann aus Karthago? Wollen Sie mein Geschichtswissen überprüfen?«
    »Das hatte ich nicht vor. Diesen historischen Hannibal meine ich nicht, sondern Hannibal Lecter. Ein philosophierender Kannibale. Im Moment wird viel über ihn gesprochen.«
    »Ach, diese Filmfigur.«
    »Genau die, Professor.«
    »Und was hat Navis damit zu tun?«
    »Hannibal Lecter ist sein Vorbild.«
    »Bitte?« Er wich vor mir zurück, als wäre ich ein Infektionsherd. »Wie mir bekannt ist und Sie selbst auch gesagt haben, ist dieser Lecter ein Kannibale. Von Navis habe ich das nicht gehört. Er ist ein Killer, aber er hat seine Opfer nicht gegessen oder Teile von ihnen. Nein, da sind Sie auf dem falschen Dampfer.«
    »Jedenfalls ist er ein Film-Fan.«
    Der Professor wusste nicht, was er noch sagen sollte. Er zuckte die Achseln und wirkte verlegen. Er schaute uns an, dann blickte er zu Boden und meinte schließlich: »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen helfen kann. Ich tue hier weiterhin meine Pflicht und werde dafür sorgen, dass dieser Ben Navis hier nicht aus seiner Zelle herauskommt.«
    »Haben Sie sich denn öfter mit ihm unterhalten?«, fragte Suko. »Ich meine, das muss man schließlich, um mehr über einen Menschen zu erfahren, den man therapieren will.«
    »Ja, das habe ich.«
    »Und Sie hatten nie einen Verdacht, dass er nicht Navis sein könnte?«
    »Niemals«, bestätigte Morgan.
    »Außerdem habe ich ihn nicht therapieren können. Ich habe versucht mich mit ihm zu unterhalten, aber«, er runzelte die Stirn und hob die Schultern, »in meiner gesamten Laufbahn als Arzt habe ich noch niemals

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