Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1208 - Leichenwelten

1208 - Leichenwelten

Titel: 1208 - Leichenwelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Sie kennen gelernt zu haben. Jetzt müssen Sie mich leider entschuldigen. Meine Zeit wird knapp.«
    »Das heißt, Sie wollen gehen.«
    »Ja.«
    »Das ist schade.«
    »Mag sein, aber…«
    »Man plaudert nicht jeden Tag mit einer so interessanten Person wie Ihnen, Jane. Sie sind für mich wirklich eine ungewöhnliche Frau. Sie denken sehr scharfsinnig, und Sie schließen gewisse Möglichkeiten auch nicht aus. Zudem besitzen Sie etwas, über das ich noch nachdenken muss. Ich spüre es. Wenn Sie mich verstehen…«
    »Nein, das ist nicht der Fall«, sagte Jane leise. Sie spürte etwas anderes. Nämlich das Kribbeln, das an ihrem Rücken entlang nach unten lief. Sie musste zugeben, dass der Mann vor ihr ebenfalls etwas Besonderes war. Sie konnte ihn sich gut als Voodoo-Meister vorstellen, auch wenn er nicht farbig war.
    Möglicherweise war er ein bocos, ein Zauberer, der eine geheime Sekte anführte und sich nun einen Platz in London suchte. Sollte das tatsächlich der Fall sein, dann konnte er durchaus merken, dass mit ihr ebenfalls etwas nicht stimmte.
    Da spürte er dann die noch in Jane vorhandenen wenigen Hexenkräfte.
    Das schien ihr der Fall zu sein.
    »Warum sagen Sie nichts?«
    »Was sollte ich denn genau verstehen?«
    »Das überlasse ich Ihnen.« Wieder verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln. »Aber ich glaube nicht, dass ich Sie jetzt laufen lassen werde. Es gibt einfach zu viele Dinge, die ich noch regeln muss.«
    »Das ist Ihr Problem.« Jane wollte aufstehen, doch Goyas Hand schnellte vor.
    »Nein, bleiben Sie noch einen Moment. Bitte, nur einen Moment, denn ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
    Auch dagegen wollte sich Jane auflehnen, war dann jedoch der Meinung, dass es besser war, den Mann nicht noch stärker zu provozieren, und so blieb sie sitzen.
    Für sie wurde es interessant, denn Goya bewegte seine Arme.
    Er führte sie in die Höhe und griff mit beiden Händen nach seiner breiten Hutkrempe.
    »Ich möchte Ihnen ein Geheimnis offenbaren.«
    »Bitte«, erwiderte sie möglichst gleichgültig. »Wenn es Ihnen Spaß macht…«
    »Ja, ich denke schon.«
    Mit einer sehr gekonnten und wie trainiert wirkenden Bewegung nahm er seinen Hut ab. Er tat es so langsam und fast schon provozierend, dass Jane einfach hinschauen musste. In diesem Fall war er der Star und sie die Statistin.
    Aristide Goya nahm den Hut ab.
    Jane sah seinen Kopf - und bekam den Schock ihres Lebens, denn bei Goya fehlte die Schädeldecke…
    ***
    Es war keine Gegend, in der man sich wohl fühlen konnte.
    Selbst bei herrlichstem Sonnenschein blieb es immer düster, denn in dieser Straße, für die sich eine Stadt wie London eigentlich schämen musste, standen Container, in denen man die Menschen unterbrachte, die um Asyl baten. Man wies sie nicht ab - schließlich stammten sie aus den ehemaligen Kolonien -, aber man zeigte ihnen deutlich, dass sie hier unerwünscht waren.
    Die Container standen nicht weit vom Ufer der Themse entfernt. Für meinen Geschmack zu nahe am Wasser, denn bei Überflutungen konnten sie leicht weggeschwemmt werden.
    Suko und ich hatten uns noch nie in diese Gegend verlaufen.
    Entsprechend betroffen waren wir, als wir aus dem Rover stiegen, ihn sorgfältig abschlossen und den Rest der Strecke zu Fuß gingen.
    Wir waren nicht allein. Bei uns war Moses King, ein baumlanger Schwarzer, der aussah wie ein Boxer. Aber Moses war das genaue Gegenteil, auch wenn er seine Fäuste hin und wieder einsetzen musste.
    Ansonsten versuchte er, die Probleme durch Diskutieren und gutes Zureden aus der Welt zu schaffen.
    Man konnte meinen, dass es auch sein Job war, denn sein Beruf war Sozialarbeiter. Er kümmerte sich um diejenigen, die ganz am Rande der Gesellschaft standen, und dazu gehörten die Menschen aus den verdammten Containern.
    »Strandgut, das jemand einfach abgeworfen hat!«
    An diese Worte musste ich denken, als wir über die Straße zwischen den Containern gingen. Der Name Straße war übertrieben. Es war auch in dem Sinne kein Weg mehr. Wir liefen über das feuchte Gelände, das weder geteert noch gepflastert war. Dafür besaß es Einkerbungen wie eine Rüttelstrecke auf dem Auto-Testgelände. An tieferen Stellen war das Wasser noch nicht verdunstet, sodass ölige Pfützen schimmerten, um die herum kleine Kinder hockten und selbst gebaute Papierschiffe fahren ließen.
    Nicht weit entfernt hörten wir das ewige Gurgeln der Themse.
    Sie schien sich hier in ein Ungeheuer verwandelt zu haben, das nur darauf wartete,

Weitere Kostenlose Bücher