Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1209 - Die Pest-Gitarre

1209 - Die Pest-Gitarre

Titel: 1209 - Die Pest-Gitarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
von einem Sturmwind getragen durch den Wagen.
    Sie heulten und jaulten. Schreie jagten wie ein klirrender Schall von Wand zu Wand. Das leise, böse Heulen schien aus uralten Knochenflöten zu stammen, aber es wurde übertönt von den harten geschlagenen Akkorden der Gitarre.
    Die alten Geister waren wie Wirbelwinde, die beide Männer umtosten.
    Während Bogdan noch immer versuchte, sich zu schützen, lachte Pee in sein Spiel hinein. Er fühlte sich super. Er erlebte, dass ihn die Gitarre nicht im Stich ließ. Sie öffnete ihm die andere Welt und sorgte dafür, dass die alten Geister der Pesttoten einen Schutzwall um ihn bildeten.
    Dann schrie Bogdan auf. Er wurde von den Wesen gepackt und in die Höhe gerissen. Sie schleuderten ihn hoch bis unter die Decke, wo er für einen Moment schwebte und danach wieder herabgeworfen wurde. Er krachte auf den Tisch, rutschte über die Kante hinweg und landete glücklicherweise wieder auf dem Sofa.
    Durch das Spiel waren die Geister in einen irren Tanz geraten.
    Ein Reigen und fauchender Wirbel, der sich immer schneller um den Spieler drehte.
    Auch Pee befand sich in Bewegung. Er genoss es, der Mittelpunkt zu sein. Von allen Seiten jagten die Gestalten mit den verunstalteten Gesichtern auf ihn zu und platzten dann, bevor sie ihn erreichten, auseinander, um sich wieder neu zu formieren.
    Ein tanzendes, zuckendes Auf und Ab, das auch den Körper des Alten nicht verschonte. Wieder wurde er zum Spielball der anderen Mächte.
    Es war eine Gestalt mit dem langgezogenen Flaschengesicht einer Frau, die ihn hochriss.
    Pee kannte sie.
    Ruby! Ja, das war Rubys Gesicht! »Du!«, schrie er, »du bist bei mir! Ich wusste es, dass wir noch zusammen sind, ich wusste es.«
    Rubys Geist ließ den Alten fallen. Er lag wie ein Menschenopfer auf dem Tisch.
    »Sehr gut, Ruby, wir gehören zusammen. Die Lebenden und die Toten. Die Zeit ist reif, damit sie eine Einheit bilden. Es ist so weit. Die Apokalypse hat begonnen, und ich führe sie an!«
    »Nein, verdammt, das tust du nicht, Pee. Auf keinen Fall. Du läutest nicht das Ende ein!«
    Die Stimme riss Pee aus seinem Spiel. Er wollte es nicht glauben. Er dachte an einen bösen Traum, doch er hörte hinter sich die erneuten Rufe. Dann fuhr er herum.
    Alex stand vor ihm.
    Er zitterte. Er sah aus, als wäre ein Schrei auf den Lippen seines offenen Mundes erstickt. Er glotzte auf die Geister, er schüttelte sich und sah nicht den teuflischen Ausdruck in den Augen des Musikers.
    »Komm her, Alex, komm. Hier - ich gebe dir die Gitarre. Spiel weiter. Zeig, was du kannst…«
    Und Alex Steel gehorchte…
    ***
    So schnell wie Alex verschwunden war, hatten wir nicht reagieren können. Er rannte auf den Wagen zu, in dessen offener Tür sich für einen Augenblick die Gestalt des Musikers abgezeichnet hatte, dann jedoch wieder verschwunden war.
    Wir setzten nach. Dass ich dabei den Mann mit der Hakennase beinahe umgerissen hätte, bekam ich nur am Rande mit. Es war wichtig, Pee zu stellen, aber auch Alex zu retten, damit dieser nicht in den Sog der mörderischen Gitarrenklänge geriet und ihm das gleiche Schicksal widerfuhr wie Ruby Längster.
    Auch Bill Conolly war nicht eben langsam. In diesem Fall allerdings war ich schneller und erreichte den Wagen mit ein paar Schritten Vorsprung.
    Keine Wand hielt die Klänge der Pest-Gitarre auf. Sie wurden wohl etwas abgeschwächt, aber sie wehten mir entgegen und wurden noch lauter, als ich die Tür aufzerrte.
    Ich sprang in den Wagen hinein. Der erste Blick reichte aus, um zu sehen, was hier passierte.
    Der Sturm der Geister packte mich. Das Kreuz erwärmte sich, als ich nach ihm fasste, aber im Moment konnte ich es nicht einsetzen, denn Alex war schneller gewesen.
    Er musste sich im Bann seines spielenden Freundes befinden, sonst wäre er bestimmt nicht auf die Idee gekommen, auf ihn zuzugehen. Pee lockte mit der Pest-Gitarre, die er ihm entgegenhielt.
    »Nicht berühren, Alex!«, schrie ich.
    Er hörte mich nicht. Vielleicht wollte er es auch nicht. Pee sah aus wie ein kleiner Teufel inmitten dieser tosenden Geisterwelt. Er hielt die Gitarre in einer Hand und bewegte seine Finger über die Saiten hinweg, um die Geister in Schwung zu halten. Sein Gesicht sah schlimm aus. Es besaß einen teuflischen und zugleich einen kasperhaften Ausdruck.
    Lächerlich und trotzdem irgendwie tödlich.
    Alex ließ sich nicht aufhalten. Die Gitarre wirkte wie ein Magnet auf ihn.
    »Los, Alex, du wolltest doch mal auf ihr spielen. Jetzt

Weitere Kostenlose Bücher