1209 - Die Pest-Gitarre
Doktor. Die liegen auf einem ganz anderen Gebiet, das für Sie wahrscheinlich zu abstrakt ist.«
»Ich akzeptiere dies. Allerdings nur, weil ich mit Ihrem Chef, Sir James, gesprochen habe. Sie scheinen einen besonderen Job beim Yard zu haben.«
»Das trifft allerdings zu.«
»Gut, dann ist die Sache für mich vorerst erledigt. Aber geben Sie trotzdem auf sich Acht. Reagieren Sie auf jede Veränderung, die Sie spüren, und informieren Sie uns sofort.«
»Werde ich tun.«
Ich verabschiedete mich mit einem Handschlag von dem Arzt, was auch Bill und Alex taten.
Wir verließen die Quarantäne-Station. Draußen war es längst hell geworden. Das Tageslicht drang durch die großen Fenster einer Kantine, die wir betraten. Wir sahen die Zweige der Laubbäume, die von Windböen geschüttelt wurden, und einen mit dünnen, grauen Wolken bedeckten Himmel, der sich nicht entscheiden konnte, ob er hell oder dunkel werden sollte.
Da die große Anspannung von uns abgefallen war, drangen die menschlichen Bedürfnisse wieder durch. Wir bestellten uns starken Kaffee, aßen Rührei mit Speck und sprachen über die nahe Zukunft.
Müdigkeit verspürten wir keine. Es war auch das Jagdfieber, das uns nicht losgelassen hatte.
»Was sagt Sheila?«, wandte ich mich an meinen Freund Bill.
Der winkte mit seiner Gabel ab. »Das kannst du dir ja denken. Sie ist obersauer. Mich wundert, dass sie nicht in Ohnmacht fiel, als sie hörte, was geschehen ist.«
»Dann fährst du gleich nach Hause.«
Bill schaute mich mit einem bestimmten Blick an, den ich von ihm kannte. »Ich müsste fahren. Sheila hat es so gewollt. Aber ich habe ihr erklärt, dass man uns noch hier in der Station behält und sie uns auch nicht besuchen kann.«
Das Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. »Raffiniert gemacht. So hast du freie Bahn.«
»Könnte man sagen.«
»Und was hast du wirklich vor?«
»Bei euch bleiben. Mitgefangen, mitgehangen. Ich habe mit diesem Pee und seiner Gitarre noch eine Rechnung offen. Und so etwas begleiche ich immer so schnell wie möglich.«
»Du denkst hoffentlich auch an die Gefahr.«
Er schob seine Tasse zurück. »Ebenso wie du.«
»Bei mir ist es der Beruf.«
»Und bei mir die Berufung.«
So war Bill eben. Auf eine gewisse Art und Weise eben unverbesserlich. Was wir hier redeten, entsprach einzig und allein der Theorie. Die Praxis sah anders aus. Das mussten wir Pee und seine verdammte Gitarre finden. Ich ging davon aus, dass sie die Pest brachte.
Für mich war sie eine Pest-Gitarre, die uns nicht erwischt hatte.
Möglicherweise lag es an meinem Kreuz, aber das zählte bei Bill und Alex nicht. So konnten auch andere Gründe in Frage kommen.
Ich hatte natürlich mit Sir James telefoniert und auch mit Suko gesprochen. Beide waren entsetzt gewesen, als sie hörten, was uns widerfahren war. Allerdings hatte ich sie beruhigen können und ihnen auch erklärt, dass es noch nicht sicher war, ob wir ins Büro kamen oder nicht.
Suko hatte darauf bestanden, zu Hilfe gerufen zu werden, wenn wir eine Spur fanden, und ich hatte ihn mit einem etwas wagen Versprechen abgewimmelt.
Wichtig war in diesem Fall Alex Steel. Er kannte Pee am besten. Die beiden waren Kollegen. Alex hatte Pee in seine Firma geholt. Als ich ihn jetzt mit einem bestimmten Blick anschaute, wühlte er in seinem dicht en Blondhaar und trank dabei Kaffee. Wir alle sahen nicht gut aus.
Auch unter Steels Augen lagen dicke Ringe, und er sagte: »Schauen Sie mich nicht so an.«
»Warum nicht?«
»Ach, ich weiß doch, was Sie von mir wollen.«
»Ja, den entscheidenden Tipp.«
Alex legte den Kopf zurück und lachte. »Das ist fast unmöglich, Mr. Sinclair.«
»Aber Sie kennen ihn gut.«
Alex schaute an uns vorbei durch das Fenster. »Was heißt gut? Okay, er ist mein bester Mitarbeiter, aber wir waren nicht verheiratet.« Er lachte auf. »Jeder hat sein Privatleben gehabt, und das von Pee ist ziemlich unruhig gewesen.«
»Gewesen?«, fragte Bill.
Alex schaute ihn an. »Ja.« Er lächelte etwas hölzern. »Pee war kein Freund von Traurigkeit oder ist keiner. Er ist immer gut drauf. Wenn es ihn überkommt, dann greift er zur Gitarre. Er spielt wirklich meisterlich. In seiner Band ist er der Beste. Das wissen auch die Frauen. Sie schwärmten für ihn. Pee hat nichts anbrennen lassen, bis er dann Ruby kennen lernte. Da muss es ihn schon erwischt haben, denn so lange hat er es noch mit keiner ausgehalten.«
»Jetzt ist Ruby tot«, sagte ich leise. »Und ich vermute,
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