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1212 - Niemand hört die Schreie

1212 - Niemand hört die Schreie

Titel: 1212 - Niemand hört die Schreie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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müssen Sie mir auch helfen. Ich will wissen, was geschehen ist. Ich bin kein normaler Polizist, sondern beschäftige mich mit bestimmten Fällen. Mehr möchte ich dazu jetzt nicht sagen. Ich möchte Sie nur bitten, mir ein gewisses Vertrauen zu schenken. Und denken Sie daran, dass auch Sie reingelegt worden sind.«
    »Das ist mir klar.«
    »Wunderschön. Dann möchte ich von Ihnen gern wissen, was man mit dieser Blutsaugerin vorgehabt hatte. Das wissen Sie doch - oder?«
    Betty nickte heftig. »Ja, ich weiß es. Es ist auch nicht schwer zu erraten.«
    »Für mich schon.«
    Sie blickte mir kurz in die Augen. Dann fragte sie: »Welches Datum haben wir heute?«
    Ich brauchte nicht lange zu überlegen. Mitternacht war noch nicht erreicht. »Wir haben den neunundzwanzigsten April.«
    »Treffer. Und morgen haben wir demnach den dreißigsten April, Mr. Sinclair.«
    Sie hatte gerade den letzten Teil ihrer Antwort stark betont, sodass ich nicht lange zu überlegen brauchte. »Denken Sie an die Nacht vom dreißigsten April auf den ersten Mai?«
    »Genau an sie.«
    »Walpurgisnacht«, flüsterte ich.
    »Ja, die Nacht der Hexen. Ihre Nacht. Ihr Tanz. Ihre Feier. Überall treffen sich Menschen, um diesen alten Brauch wieder aufleben zu lassen. Das ist es.«
    Ja, ich kannte die alte Legende. Den alten Brauch, den schon die großen Literaten beschrieben hatten. Die Walpurgisnacht war etwas Besonderes. Da hatten die Hexen freie Bahn. Gerade in der letzten Zeit war dieser Brauch wieder modern geworden.
    Benannt worden war die Nacht nach der heiligen Walpurga, einer Äbtissin. Sie wurde auch als die Behüterin der Menschheit vor dem großen Zauber genannt. Es war auch der Versammlungstag der Hexen auf dem Brocken. Damit hatte eigentlich alles begonnen, war manchmal auch in Vergessenheit geraten, aber in den vergangenen Jahren wieder stark nach vorn gedrungen. Heute fanden überall diese Feiern statt. Sie wurden profimäßig vermarktet und dabei zu regelrechten Events, wo Menschen nicht schlecht verdienten. Oftmals gingen sie Hand in Hand mit irgendwelchen mitteralterlichen Märkten und Gauklereien. Dann feierte man durch, und es gab nicht wenige Frauen, aber auch Männer, die manche Hemmungen fallen ließen. Das nicht nur im Rausch der Sinne, sondern auch im Rausch der Drogen.
    »Sie wissen Bescheid, Mr. Sinclair?«
    »Ich bin zwar kein großer Fachmann, aber ich kenne mich schon ein wenig aus. Ich sehe deshalb auch die Diskrepanz.«
    »Welche?«
    »In der von Ihnen angesprochenen Nacht geht es im Regelfall um die Hexen, nicht aber um Vampire. Das wundert mich. Man will die Nacht doch nicht ändern.«
    »So genau bin ich darüber auch nicht informiert. Aber Louise war dafür vorgesehen.«
    »Als Vampirin?«
    »Bestimmt.«
    »Deshalb wollte man sie auch, abholen, denke ich mir?«
    »Eine andere Lösung kenne ich nicht. Aber es war noch zu früh. Die Walpurgisnacht kommt doch erst, Mr. Sinclair. Ich habe nicht verstanden, weshalb man sie abholte. Ich stehe da wirklich im leeren Raum. Ich kann es nicht fassen.«
    »Gut, machen wir hier einen Schnitt. Ich glaube Ihnen, dass Sie den Leichenwagen nicht bestellt haben.« Auf meinem Gesicht erschien ein Lächeln. »Aber wer hat es dann getan? Er ist bestimmt nicht von selbst hergekommen.«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Was verschweigen Sie mir, Mrs. Florman?«
    »Nichts.«
    »Doch. Halten Sie mich nicht für dumm.« Mein Ton verschärfte sich. »Ich kenne keinen Menschen, der sich aus lauter Spaß an der Freude eine Blutsaugerin ins Haus holt. Das können Sie mir nicht erzählen. Sie stecken mit drin, auch wenn die Dinge nicht so gelaufen sind, wie Sie es sich vorgestellt haben. Es gibt immer einen Anfang. Das ist auch hier nicht anders. Ich möchte von Ihnen wissen, wie dieser Anfang ausgesehen hat. Sonst kommen wir nicht zusammen.«
    »Sie hätte zum Tanzplatz der Hexen gesollt.«
    »Das glaube ich Ihnen.«
    »Aber nicht heute.«
    »Wo finde ich den Platz?«
    »Nicht hier in London. Auf einem alten Gut. Einem Bauernhof in West Sussex.«
    »Genauer.«
    »Sie heißt die Witch Farm.«
    »Hexen-Farm?«
    »Ja.«
    »Leben dort Hexen?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich bin dort noch nicht gewesen. Zumindest leben die Frauen da alternativ. Und sie tanzen dann in den ersten Mai hinein. Sie halten das Gedenken einfach hoch.«
    »Und Sie sollten von einer Vampirin besucht werden?«
    »Das denke ich auch.«
    »Dann kann ich mir vorstellen, dass die Vampirin möglicherweise das Blut der Hexen

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