1214 - Draculas Rivalin?
verwandelt!
***
Jeder Mensch kann nur eine bestimmte Anzahl von Überraschungen in einer bestimmten Zeitspanne verkraften. Da machte auch Lilian Sardis keine Ausnahme. Die Überraschung, die sie jetzt erlebte, riss ihr fast den Boden unter den Füßen weg. Sie hatte einfach das Gefühl wegzufliegen. Eine fremde und böse Kraft hatte mit einem großen Stift einen gewaltigen Strich durch ihr Leben gezogen, denn etwas anderes konnte sich Lilian nicht vorstellen. Sie war einfach fertig und auch unfähig, sich zu bewegen. Sie kniete auf dem Boden, hielt Eva fest, wurde selbst von ihr gehalten und konnte einfach nur auf das schreckliche Gesicht schauen, das für sie fast nur aus Maul bestand, aus dem die beiden spitzen Zähne hervorragten und wie schmale Säbelenden nach unten stachen.
Vampire ernähren sich vom Blut der Menschen und von nichts anderem. Sie müssen es tun. Sie schlagen ihr Zähne in die Haut und die Adern der Lebenden, um ihre Gier befriedigen zu können.
So hatte Lilian es gehört. So hatte sie es auch gelesen und im Film gesehen, aber sie hatte niemals daran geglaubt, dass es das auch in der Realität gab.
Es war nicht zu fassen. Lilian fühlte sich wie unter einer Eisdusche stehend. Dabei wurde sie nur von außen her abgekühlt, denn in ihrem Innern tobte die Hitze und sorgte für Schweißausbrüche.
»Nein… nein…«, zunächst drangen die Worte jammervoll aus ihrem Mund. Dann schlug der Schock zu, und plötzlich gellten Lilians Schreie durch das Verlies. Sie konnte sich nicht mehr zusammenreißen. Die Welt um sie herum war einfach versunken, und sie war hineingeraten in ein mörderisches Spiel, aus dem sie sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien konnte.
Dieser Anblick machte sie ebenso fertig wie das Wissen darum, dass Eva Blut brauchte, um ihrem Dasein gerecht zu werden. Und es gab kein anderes Opfer als die eigene Schwester.
Als Lilian das klar wurde, da überlegte sie keine Sekunde länger. Es war ihr auch egal, dass die Hand der Untoten sich in ihrem Haar festgeklammert hatte, sie musste jetzt über ihren eigenen Schatten springen und etwas unternehmen.
Mit einer wütenden und auch kraftvollen Bewegung riss sich Lilian los. Dabei brüllte sie auf, denn sie hatte den Eindruck, als wären die Haare zusammen mit der Kopfhaut abgerissen worden. Aber sie kam frei.
Die plötzliche Freiheit bekam ihr nicht gut. Sie fiel nach hinten, ohne sich abstützen zu können und schlug gegen den harten Boden. Auch ihr Kopf wurde in Mitleidenschaft gezogen, aber das war nichts im Vergleich zu den anderen Schmerzen.
Lilian reagierte jetzt rein instinkthaft. Dass Eva ihr Blut wollte, war klar. Es gab auch keinen Ausgang, durch den sie hätte fliehen können. Es würde auf einen Kampf zwischen ihnen beiden hinaus laufen. Welcher Mensch hatte schon gegen einen Vampir gewonnen? Nur sehr wenige. Das waren dann die Helden aus den Filmen oder Büchern. Beides traf auf sie nicht zu. Als Heldin hatte sie sich noch nie gefühlt, aber jetzt ging es um ihr Leben, und da musste sie über sich selbst hinauswachsen.
Lilian rollte sich zur Seite und gab sich dabei auch für mehrere Rollen genügend Schwung, um eine möglichst große Distanz zwischen sich und die Schwester zu bringen.
Es klappte, denn noch hatte Eva nicht die Verfolgung aufgenommen. Als Lilian dicht neben der Tür zur Ruhe kam und den Blick nach vorn richtete, da war Eva dabei, sich aufzurichten, und sie hatte ihre Probleme damit. Zwar war sie als Vampirin erwacht, doch die mächtigen Kräfte hatten sie noch nicht erreicht. Die mussten erst noch geboren werden. So gab es für sie nur die Gier nach dem Blut des Menschen, die sie antrieb.
Ein Ruck ging durch ihren Körper. Eva warf sich dabei hoch, aber sie fiel wieder auf den Boden zurück, was sie mit einem wütenden Fauchlaut quittierte.
Lilian war in der Nähe der Tür geblieben. Sie stemmte sich auf die Füße. Die brennenden Schmerzen auf und in ihrem Kopf waren vergessen. Jetzt ging es ums Überleben, und sie musste sich auf den Kampf vorbereiten, der unausweichlich war.
Eva versuchte es wieder.
Auf halber Strecke brach sie zusammen. Sie fiel aufs Gesicht, drückte ihre Nase ein, und als sie den Kopf wieder anhob, da war das Gesicht zu einer Fratze verzerrt.
Die Tür war verschlossen gewesen. Lilian glaubte auch jetzt nicht daran, dass jemand sie von außen geöffnet hatte. Deshalb unternahm sie auch keinen Fluchtversuch.
In dieser Tiefe gab es auch keine Fenster. Nur die Wände, und sie
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