1214 - Draculas Rivalin?
dicke und harte Holz.
Lilian schrie dabei. Es war der Frust, der einfach raus musste.
Jemand sollte sie hören und merken, dass man sie in diesen verdammten Mauern festhielt.
Leider erreichte sie nichts. Nur ihre Arme sanken irgendwann nach unten, und sie selbst fiel nach vorn, bis sie gegen die Tür prallte. Dort blieb sie stehen, und jetzt musste sie einfach weinen. Die Tränen verschafften sich freien Lauf und nässten ihr Gesicht.
Irgendwann war auch bei ihr Schluss.
Und so sackte sie schließlich an der Tür entlang zu Boden, wo sie wie ein Häufchen Elend kauern blieb und die Welt um sich herum vergaß.
Es war der Zeitpunkt erreicht, an dem sie auch nicht mehr nachdenken wollte. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich in ihr Schicksal zu ergeben.
Auch dieser Anfall ging vorbei. Es gab keine Tränen mehr.
Dafür war die Mattheit in ihren Körper gekrochen. Das Aufstehen fiel ihr schwer. Sie quälte sich auf die Füße und war froh, sich an der Tür stützen zu können.
Es war wieder still geworden. Die Trauer um ihre Schwester kehrte zurück. Eva war noch so verdammt jung gewesen, und sie hatte keinem Menschen etwas getan. Sie war immer so sozial gewesen. Für alle hatte sie ein offenes Ohr und ein gutes Wort gehabt. Warum, zum Teufel, war das Leben oft so ungerecht?
Lilian hörte etwas hinter ihrem Rücken. Es war nur ein leises Geräusch gewesen, und sie konnte es auch nicht so leicht einordnen, aber sie merkte schon, dass es etwas Entscheidendes sein musste, und die Furcht kroch wieder in ihr hoch.
Da war etwas passiert, das wusste sie, und sie wollte herausfinden, was es war.
Mit einem leichten Schwindelgefühl im Kopf drehte sie sich herum. Die Augen weiteten sich schockartig. Ihr Mund klaffte auf, und hinter ihren Schläfen tuckerte es. Wahnsinn, nicht möglich, ein Irrtum, und doch entsprach es den Tatsachen.
Eva hatte sich aufgesetzt!
***
Sie ist nicht tot!, schrien zahlreiche Stimmen im Kopf der Lilian Sardis. Nein, sie ist nicht tot. Sie hat den verdammten Angriff überlebt. Es war keiner da, der ihr geholfen hatte. Eva musste sich aus eigener Kraft aufgerichtet haben.
Lilian wusste nicht mal, ob sie sich darüber freuen sollte. So überrascht war sie von dieser Aktion. Sie beschloss, zunächst nichts zu tun und schaute einfach nur auf ihre Schwester, die saß und sich zur Tür hin gedreht hatte, damit sie Lilian ansehen konnte. Nein, das tat sie nicht, denn ihr Kopf war nach unten gesunken, und so schaute sie mehr gegen den Boden.
Wieso ist sie nicht tot? Wie konnte ich mich so irren? Die Fragen stürmten auf Lilian ein, ohne dass sie in der Lage gewesen wäre, eine Antwort zu geben. Ihr gesamtes Dasein schien sich in einen Kreisel zu verwandeln, der sie immer wieder packte und auf der Stelle drehte, sodass der Schwindel sie ständig überfiel und sie ihm kein Paroli bieten konnte.
Erst nach einer für sie sehr langen Zeitspanne kam sie wieder zu sich und war auch in der Lage, sich den Tatsachen zu stellen. Jetzt konzentrierte sie sich auf Eva.
Flüsternd sprach sie ihren Namen aus.
Eva reagierte nicht. Sie starrte nach wie vor nach unten. Ihr Kopf bewegte sich leicht pendelnd hin und her. Das lange dunkle Haar war nach unten gefallen und bedeckte den Großteil ihres hübschen und weichen Gesichts, das immer noch etwas Mädchenhaftes aufwies.
»Hörst du mich, Eva? Ich bin es doch. Ich - deine Schwester Lilian. Verdammt, du musst mich einfach hören. Bitte, Eva, du musst!«
Sie reagierte nicht.
Ruhig, nur ruhig sein!, hämmerte sich Lilian ein. Auf keinen Fall etwas überstürzen. Es wäre falsch, jetzt einen Fehler zu begehen. Eva wird schon wieder zu sich kommen, und dann ist alles wieder okay.
Eva veränderte ihre Haltung vorläufig nicht. Sie ließ den Kopf weiterhin pendeln und blieb auch nicht mehr stumm, denn ein leises Stöhnen wehte aus ihrem Mund.
»Eva…?«
Diesmal fruchtete der Ruf. Für einen Moment erstarrte die Angesprochene, dann aber hob sie langsam den Kopf an, um nach der Person zu sehen, die sie gerufen hatte.
Lilian hatte vorgehabt, etwas zu sagen, aber der Anblick raubte ihr die Sprache. Das konnte nicht sein. Das war einfach zu schrecklich. Das Gesicht der Schwester sah beinahe unmenschlich aus. Es war erstarrt. Es war mit dem Blut bedeckt, das aus den zahlreichen kleinen Wunden gesickert war.
Sie war verletzt. Und so etwas musste schmerzen. Doch kein Laut der Klage drang aus ihrem Mund. Sie nahm es einfach schicksalsergeben hin.
Sie selbst
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