1214 - Draculas Rivalin?
vor sich, wie sie sich auf Eva gestürzt hatten. Das war bestimmt nicht zum Spaß geschehen, und deshalb wollte Lilian genau nachschauen, was mit Eva passiert war. Sie bückte sich tief und zuckte wieder zurück, als sie das Blut auf der hellen nackten Haut sah.
Blut, wohin sie schaute. Kleine Wunden ebenfalls. Aus ihnen war das Blut gequollen, das sich an manchen Stellen wie große Flecken hatte ausbreiten können.
Die folgenden Sekunden erlebte Lilian wie einen bösen Traum. Sie hörte sich sprechen und weinen zugleich. Sie schüttelte den Kopf. Sie schluchzte, und sie fuhr immer wieder mit den Händen über den Körper der Schwester hinweg.
An verschiedenen Stellen waren die Bissstellen zu sehen. Die verdammten Fledermäuse hatte sie sich demnach nicht eingebildet. Sie waren tatsächlich aus ihren Verstecken gekommen und über die lebende Person hergefallen.
Lilian fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Sie schüttelte Eva, und der Körper machte das Schütteln mit, doch Eva reagierte nicht.
Bisher hatte sich Lilian nicht getraut, einen Blick in das Gesicht der Schwester zu werfen. Das änderte sich nun. Sie blickte hinein, und sie sah, dass der Hals besonders schlimm aussah. Da hatten die verdammten Zähne der Fledermäuse brutal zugebissen. So sah Evas Hals aus, als wäre er von einem roten Schal umgeben.
»Nein, Eva, nein! Das ist nicht möglich. Das kann nicht sein. Du darfst nicht tot sein. Nicht so, verflucht noch mal!«, schrie sie und umfasste das Gesicht mit beiden Händen.
Es passierte nichts.
Sie blieb stumm - sie war tot…
Lilian wunderte sich, dass sie in diesen Augenblicken nicht neben Eva zusammenbrach. Der Schock war noch nicht vorbei.
Er hatte sich nur zurückgezogen. Er würde zurückkehren, da war sich Lilian sicher. So aber begann sie logisch zu denken, und sie wunderte sich nicht einmal darüber, dass sie das schaffte. Es war einfach so.
Sie konnte Stress verkraften und sich in solchen Situationen auf das Wesentliche konzentrieren. Das war auch hier der Fall, denn Lilian wusste, dass sie ihre Schwester nicht einfach gefesselt auf dem Boden liegen lassen wollte. Wenn es Eva nicht gelungen war, die Fesseln zu lösen, dann gelang es vielleicht ihr.
Zuerst schaute sie sich die Handklammern an. Zwischen den Gelenken sah sie die Kette. Aber sie sah, dass die Manschetten aus dunklem Metall nur von einem Stift zusammengehalten wurden. Der brauchte nur aus den beiden Öffnungen gezogen zu werden, was für Lilian kein Problem war. Zuerst lagen die Hände frei. Wenig später hatte sie es auch an den Beinen geschafft.
Lilian war zufrieden. Wenn es eben möglich war, dann wollte sie ihre Schwester aus diesem verdammten Keller fort tragen.
Es war so unwürdig, hier als Tote zu liegen.
Die Stifte betrachtete sie mit besonderen Blicken. Sie bestanden ebenfalls aus Metall und sahen recht stabil aus. Eine Idee schoss ihr durch den Kopf. Wenn sie es geschickt anstellte, konnte sie diese Stifte möglicherweise zum Öffnen der Tür benutzen.
Sie in das Schloss stecken, herumdrehen, es öffnen, um dann zu entwischen.
Vieles schoss ihr durch den Kopf. Und es tauchte auch immer das Gesicht von John Sinclair auf. Er hatte ihr zur Seite gestanden, und auf ihn hatte sie ebenfalls große Hoffnungen gesetzt, aber John Sinclair war einfach nicht mehr greifbar, sondern ebenfalls verschwunden. Möglicherweise hatte man ihn in einen anderen Kellerraum gesperrt, aus dem er sich nicht aus eigener Kraft befreien konnte.
Alles war möglich…
Eva konnte nicht mehr geholfen werden. Deshalb ließ Lilian sich Zeit. Sie wollte sich bewegen, und deshalb ging sie einige Runden in dem Verlies auf und ab. Sie schaute sich die Wände an, und sie war davon überzeugt, dass sich in der Wand gegenüber der Tür dieses Bild abgemalt hatte, das sie so erschreckt hatte.
Jetzt nicht mehr.
Nichts war zu sehen. Nur das glatte Gestein, auf dem sich das Licht verlief.
Seltsamerweise befürchtete sie nicht, dass die Horde der Fledermäuse zurückkommen würde. Auch nicht diese glatte, tot wirkende und schreckliche Gestalt, die im Hintergrund wie ein unheimlicher Wächter auf sie gelauert hatte.
Dieses Kapitel war vorbei. Die Fledermäuse hatten ihre grausame Pflicht erfüllt und Eva zerbissen und damit auch brutal getötet. Lilian machte sich Vorwürfe, weil sie Eva nicht geholfen hatte, aber etwas hatte sich dagegen gestemmt, auf das sie keinen Einfluss besaß.
Sie ging zur Tür und schlug mit beiden Fäusten gegen das
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