1214 - Draculas Rivalin?
Dabei schrie sie schon jetzt ihren Triumph heraus, und einen Moment später prallte sie genau von hinten in die Beine der Flüchtigen.
Lilian hatte nicht die Spur einer Chance. Sie bekam mit, dass sie den Boden unter den Füßen verlor, dann stürzte sie nach vorn. Es gab nichts, was sie hätte aufhalten können. Sie stemmte nur die Arme nach vorn, um sich beim Aufprall abstützen zu können.
Dennoch erwischte es sie hart. Sie hatte die Wucht nicht mehr ganz abfangen können. Die Stirn platzte auf, als sie auf den Boden prallte. Die berühmten Sterne gab es tatsächlich, denn sie funkten auf, und Lilian verlor die Übersicht.
Nicht aber ihre Schwester.
Die nutzte die Gunst des Augenblicks. Sie sprang Lilian in den Rücken und presste sie noch härter gegen den harten Untergrund.
Lilian wusste, dass es aus war. Sie hatte verloren. Sie würde gegen ihre Schwester und deren unmenschliche Kraft nicht ankommen. Eva wollte das Blut, und sie würde es bekommen.
Noch einmal griff Eva zu. Wieder waren es Lilians Haare, die sie zu fassen bekam. Sie zerrte den Kopf auf die rechte Seite, damit sich die Halshaut an der linken spannte.
Deutlich malten sich dort die Adern ab.
Der Kopf sackte nach unten.
Zwei Zähne bissen zielsicher zu.
Das erlebte auch Lilian. Sie ruckte noch in die Höhe, als wollte sie sich dagegen sträuben, aber Eva ließ ihr nicht die Spur einer Chance.
Schon zwei Sekunden später hatte sich die Blutsaugerin festgebissen. Zum ersten Mal erlebte sie den herrlichen Biss, und sie freute sich wahnsinnig darüber, wie das Blut in ihre Kehle schoss. Für sie war es der herrlichste Saft der Welt.
Sie biss sich fest.
Eva trank, trank und trank…
***
Sie war also da!
Justine wollte es wissen.
Sie hielt sich in der Dunkelheit versteckt, um mit mir ihr Spielchen treiben zu können. Die Finsternis war ihre Zeit. Da bewegte sich der Vampir wie andere am hellen Tag. So standen die Vorteile auf ihrer Seite.
Leer saugen wollte sie mich!
Okay, sie konnte es versuchen, aber da hatte ich noch ein Wort mitzureden.
»Hast du nicht gehört, Sinclair?«
Ich gab Justine keine Antwort. Aber es war gut, dass sie mich angesprochen hatte. So hatte ich wenigstens mitbekommen, wo sie ungefähr ihren Standort gefunden hatte. Sie hielt sich vor mir auf, aber nicht direkt, sondern etwas nach rechts versetzt.
Darauf richtete ich mich ein. Ich wollte die Dunkelheit auch nicht so belassen, denn eine »Waffe« besaß ich noch, obwohl man sie nicht als eine Waffe bezeichnen konnte. Es war die kleine Leuchte, die aber in dieser Finsternis Gold wert sein konnte.
Noch schaltete ich sie nicht ein. Ich wartete erst mal ab und konzentrierte mich auf fremde Geräusche. Justine war gerissen.
Nach ihren letzten Worten hatte sie sich nicht mehr bewegt.
Kein Auftreten, keine schleifenden Schritte. Sie lauerte.
Justine Cavallo!
Dieser Name wollte mir nicht aus dem Kopf. Ich musste immer an ihn denken, und ich stellte mir auch die Frage, ob sie tatsächlich auf Mallmanns Seite stand oder zu einer Rivalin wurde.
Die zweite Möglichkeit hätte mir besser gepasst. Leider konnte ich sie mir nicht aussuchen.
»Ohne Waffen, Sinclair?« Sie besaß eine helle, beinahe neutral klingende Frauenstimme.
»Wieso?«
»Man hat sie dir weggenommen.«
»Bist du dir dessen sicher?«
»Ja, das bin ich.«
»Dann kannst du es mal ausprobieren.«
Als Antwort schallte mir ihr Lachen entgegen. Es war alles andere als fröhlich. Es troff vor Häme, verhallte aus, und es wurde wieder still. Ich hatte die Zeit genutzt und meine Lampe so angehoben, dass sie mit dem vorderen Ende in eine bestimmte Richtung zielte, von der ich hoffte, Justine dort zu finden.
Mallmann hatte sie nicht mit in seine Vampirwelt genommen.
Er würde zuschauen, wie wir uns hier bekriegten. Das traute ich ihm zu. So etwas machte ihm Spaß. Und es war wirklich fraglich, ob es mir gelang, Justine Cavallo zu besiegen. Ich erinnerte mich daran, dass sie sich kurz vor ihrem Verschwinden noch nackt gezeigt hatte, und ihr Motiv dafür war mir ebenfalls schleierhaft.
»Bist du noch da, Sinclair?«
»Zu deiner Freude schon.«
»Sehr gut. Oder hast du dich verkrochen? Suchst du irgendwo Deckung? Aber keine Sorge, ich finde dich, denn ich rieche dein Blut. Du kannst mir nicht entwischen. Egal, wohin du auch zu flüchten versuchst, ich bin stets in deiner Nähe, und das wird auch so bleiben, Sinclair, glaube es mir.«
Ja, ich glaubte ihr alles, aber ich richtete mich auf den Kampf
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