1214 - Draculas Rivalin?
mit in seine verdammte Welt schleppen und zugleich verschleppen. Es war die Vampirwelt, die Welt ohne Licht. Die graue schattige Welt. Die Welt der Gräber, Höhlen und Grüfte. Der Vampire, die nach dem Blut der Menschen dürsteten.
Ich kannte sie. Früher war ich in sie hineingelangt, aber in der letzten Zeit war sie quasi aus meiner Erinnerung verschwunden. Damals hatte ich noch meine Waffen besessen. Damit war es jetzt leider vorbei. Ich würde mich in der Vampirwelt waffenlos von unzähligen Feinden umringt sehen und auch dort auf die Gnade eines Will Mallmann angewiesen sein. Er konnte mich zu seinem Spielzeug machen, das er einfach wegwarf, wenn er meiner überdrüssig geworden war.
Jetzt stellte ich mir zum ersten Mal die Frage, ob ich mich über die »Rettung« freuen sollte. Nein, da war ich wirklich vom Regen in die Traufe geraten, und das machte mich verdammt nervös.
Bisher hatte Justine geschwiegen. Jetzt aber konnte sie nicht mehr an sich halten und lachte auf. Mit ihren Händen schlug sie gegen die Schenkel. »Das ist eine noch bessere Idee, Will!«, lobte sie ihren Mentor. »Das ist einfach wunderbar.«
»Stopp, Justine. Du solltest nie vergessen, dass ein John Sinclair mir gehört. Ich habe die älteren Rechte. Auf einen Tag wie diesen habe ich mich schon lange gefreut, das kann ich dir schwören. Es mussten nur gewisse Umstände zusammentreffen, und das ist geschehen, auch dank unserer Planung.«
Ich wusste nicht genau, worüber er redete. Doch ich rechnete mir aus, dass sich dieser verdammte Fall nicht allein auf die Vampirwelt bezog, da steckte noch mehr dahint er. Zudem spielte Carlo Rosetti eine gewichtige Rolle, sonst hätte mich Father Ignatius nicht auf seine Spur gebracht.
Sollte ich noch eine Zukunft haben, so sah sie jedenfalls nicht rosig aus. Und ich Idiot war allein gefahren. Ich hätte Suko mitnehmen sollen, denn zu zweit sah die Welt ganz anders aus.
Auch von Lilian Sardis hatte ich nichts mehr gesehen und auch nichts von ihrer verschwundenen Schwester gehört.
Plötzlich kam mir der Gedanke, alles falsch gemacht zu haben, und ich merkte, wie mir wieder das Blut in den Kopf stieg. Meine Finger zitterten, sodass ich die Hände zu Fäusten ballte, weil Mallmann meinen Zustand nicht sehen sollte.
»Ich soll also mit in deine Welt?«
»So lautet mein Plan.«
»Und was geschieht dann?«
»Nichts weiter. Du wirst dich den Regeln unterordnen mü ssen, John. So einfach ist das.«
»Deinen verdammten Regeln.«
»Genau.«
»Und wenn ich es nicht tue?«
»Dumme Frage. Bleibt dir etwas anderes übrig?«
»Wohl kaum.«
»Eben.« Er schaute zu, wie ich mich hinstellte. Jetzt ging es mir jedenfalls von der Optik her besser. Mallmann deutete eine von Spott gezeichnete Verbeugung an. »Dann darf ich dich schon jetzt in meiner Welt willkommen heißen, John.«
»Du wirst lachen, aber ich kann es kaum erwarten.«
»Ich auch nicht.« Er drehte sich mit einer lässigen Bewegung um und wies nach vorn.
»Wir stehen hier an einem der wunderbarsten Orte der Welt. Hier ist ein Platz für die Mächte der Finsternis geschaffen worden, und nicht nur für uns Vampire. Und so habe ich den Zugang zu meiner Welt hier aufbauen können. Ich war in der Lage, von den Anderen zu profitieren.«
»Welchen Anderen meinst du?«
Meine Frage brachte Mallmann aus dem Konzept. Er hatte sich schon abwenden wollen, tat es jetzt jedoch nicht und schaute mich an.
»Weißt du es wirklich nicht?«
»Nein!«
»Aber du bist nicht meinetwegen zum Rest House gefahren.«
»Das stimmt, Mallmann. Ich habe dich hier gewissermaßen als Zugabe erlebt. Mir ging es eigentlich nur um Carlo Rosetti, den du ja auch kennen wirst.«
»Das stimmt schon. Was wolltest du von ihm?«
Ich gab die Antwort nicht sofort und überlegte, ob mich Mallmann auf den Arm nehmen wollte. Das bestimmt nicht, denn er war ein Wesen, das keinen Humor besaß. »Es ist nicht ganz klar, welche Rolle er spielte, Will. Das wollte ich herausfinden.«
»Er hat mit mir nichts zu tun…«
»Trotzdem bist du…«
»Ich sagte dir schon, dass er hier etwas vorbereitet hat. Einen wunderbaren Ort, den alle nutzen können, die auf unserer Seite stehen. Es ist der ideale Platz für uns. Dein Pech, John«, erklärte er spöttisch. »Du hast dich um einen anderen Fall kümmern wollen und bist mir in die Falle gelaufen.«
Das zu hören, war nicht eben toll, aber es entsprach wohl der Wahrheit, und ich musste mich den neuen Tatsachen stellen.
»Lass uns gehen,
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