1214 - Draculas Rivalin?
ließ sich der Untote fallen.
Justine fluchte und sprang zur Seite. Ich blieb stehen, riss meine Arme hoch und griff blitzschnell zu. Durch viel Glück bekam ich die trockene Haut am Hals des Blutsaugers zu fassen. Beim Zudrücken drehte ich sie zusammen, und sah vor mir ein Gesicht, das nur aus Pappe oder Papier zu bestehen schien, so dünn war es. Eine haarlose Gestalt aus Haut und Knochen, fast wie eine Comic-Figur. Nur die beiden Blutzähne waren nicht komisch und auch nicht die krallenartigen Hände, die sich um meinen Hals legen wollten.
Ich packte all meine Wut in die nächste Aktion hinein, riss den Blutsauger ein Stück in die Höhe und schmetterte ihn dann mit aller Kraft zu Boden.
Ob ich das Knacken der Knochen gehört hatte oder nur das Echo des Aufpralls, ich wusste es nicht. Jedenfalls hatte ich die Hände frei, und der Vampir lag am Boden.
Lange nicht. Da raffte er sich wieder auf. Die Gier nach meinem Blut trieb ihn an. Er lechzte danach. Das Maul stand sehr weit offen, ich sah, dass er nur die beiden Lanzen besaß.
Plötzlich war Justine da. Sie tauchte zwischen dem fremden Vampir und mir auf. Dann zeigte sie mir, wie man mit diesen blutleeren Geschöpfen umging.
Sie riss ihn an sich, drehte ihn in einem Klammergriff hinein, drückte dabei seinen Kopf nach unten und bewies mir in den folgenden Sekunden, welch eine Kraft in ihr steckte. Sie schickte mir noch ein Grinsen zu, dann drehte sie mit einer Hand den Hals herum und riss plötzlich den Kopf ab wie bei einer alten Vogelscheuche. Sie schleuderte ihn irgendwohin und warf auch den Torso weg.
»So macht man das, John.« Sie rieb sich die Hände. »War das gut?«
Ich zuckte die Achseln. »Man muss hier wohl so reagieren, wenn man in dieser Welt lebt - oder?«
»Aber sicher doch, das muss man.« Sie streichelte über meine linke Wange. »Schon wieder bist du gerettet worden. Ist das nicht toll? Aber du solltest dich nicht nur darauf verlassen. Die Laune des großen Meisters kann schnell kippen.«
»Das weiß ich.«
»Klar, ich habe für einen Moment vergessen, dass ihr beide ja alte Bekannte seid.«
Weder sie noch ich warfen den Resten einen Blick zu. Wir gingen weiter, denn das Ziel war noch nicht erreicht, und jenseits der Brücke wartete Mallmann auf uns.
»Einer wollte sein Blut«, berichtete meine »Beschützerin«.
»Ich habe es gesehen.«
»War ich gut, Will?«
»Ich kann nicht klagen.«
»Danke.«
Die beiden hatten sich wie zwei normale Menschen unterha lten, und das in dieser fremden Welt. Daran musste ich mich erst gewöhnen. Aber ich dachte auch daran, dass ich als blutleeres Vampirgeschöpf ebenfalls bald durch diese Hölle streichen konnte. Bei der Vorstellung daran bekam ich eine trockene Kehle, was bestimmt nicht an der Luft hier lag.
Ich wusste nicht, wo Mallmann uns hinführte. Er hatte diese Welt nach seinen Vorstellungen und Wünschen erschaffen. Er konnte sie verlassen, wann er wollte, aber diejenigen, die hier existierten, schafften das nicht. Sie mussten sich erst eine Erlaubnis holen.
Ich dachte an meinen ersten Eintritt in die Vampirwelt und erinnerte mich schwach daran, dass Luzifer es Mallmann überhaupt ermöglicht hatte, dieses dunkle Reich zu schaffen.
Damals hatte mich die Bluthexe Assunga in diese Welt entführt, aber Dracula II hatte es nicht geschafft, mir den tödlichen Biss zu geben. Damals war Zebulon, der Schattenkrieger, erschienen und hatte mich gerettet.
Das würde diesmal nicht passieren, den Zebuion gab es leider nicht mehr. So war ich weiterhin in dieser verfluchten Vampirwelt auf mich allein gestellt.
Ich war inzwischen so nahe an Mallmann herangekommen, dass ich ihn in normaler Lautstärke ansprechen konnte. »Wenn ich schon hier bin, darf ich dann zumindest erfahren, wo du mich hinbringst?«
»Geduld.«
»Fällt mir schwer.«
Wir gingen jetzt auf einer Höhe. Beinahe wie Bekannte. Kein Mensch hätte sich vorstellen können, dass hier zwei Todfeinde zusammen waren. »Ich möchte dir etwas zeigen, Sinclair.«
»Sehr schön. Fast wie auf dem Berg der Versuchung. Willst du mir die Welt zu Füßen legen?«
»Das nicht, John«, erklärte er jovial, »aber du wirst eine Versuchung erleben.«
»Ich liebe Überraschungen. Nur nicht eben, wenn Sie von dir kommen, Mallmann.«
Er lachte beim Weitergehen. »Ich freue mich schon jetzt auf dein Gesicht, John. Wirklich, ich freue mich. Und wenn du diese Überraschung dann verdaut hast, musst du dich daran gewöhnen, hier deinen menschlichen
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