1215 - Mich jagte die blonde Bestie
richtig?«
»Perfekt.«
»Und wo finde ich die Männer?«
Für einen Moment war Rosetti still. Dann lachte er auf und drückte dabei seinen Kopf zurück. »Meine Güte, Mr. Suko, was haben Sie nur für Vorstellungen. Die Menschen, die ich hier beherberge, die laufen nicht so einfach herum. Sie sind dazu nicht in der Lage. Wer als Priester seinen Beruf aufgibt, der geht nicht nur einfach in Rente, der ist nicht mehr fähig, etwas zu tun. Der Mensch ist erschöpft und zumeist sehr, sehr alt. Ich sorge dafür, dass er die letzten Jahre des Lebens, oft sind es auch nur Monate, in Menschenwürde verbringt. Das allein ist meine Aufgabe.«
»Sehr löblich von Ihnen, Mr. Rosetti. Es beantwortet aber nicht meine Frage. Auch ältere Menschen können sich bewegen. Es ist kein Grund, sie hier nicht zu sehen. Finde ich zumindest.«
»Sie sind falsch informiert. Die Insassen hier sind gebrechlich. Sie bleiben oben auf ihren Zimmern. Dort werden sie gepflegt.«
»Von Ihnen?«
»Ja.«
»Ohne Personal?« Suko konnte sich nach dieser Frage das Grinsen nicht verkneifen.
»Ein Irrtum. Es gibt Personal. Nur muss es nicht unbdingt als dienstbare Geister hier herumstreunen.« Rosetti legte die Hände zusammen und fixierte Suko genau. Mit seiner Verbindlichkeit war es vorbei, das sah Suko ihm an. »Ich habe auf Ihre Fragen geantwortet, obwohl ich es einem Fremden gegenüber nicht nötig habe. Deshalb möchte ich von Ihnen wissen, warum Sie hierher gekommen sind.«
»Das habe ich schon gesagt. Es geht mir um John Sinclair.«
»Und wer sind Sie, dass Sie sich das Recht herausnehmen, wie ein Polizist nach ihm zu fahnden?«
»Sehr gut, Mr. Rosetti. Sie haben schon einen gewissen Punkt getroffen, wenn Sie von einem Polizisten reden.«
Er hatte verstanden. »Ach, das sind Sie wirklich?«
»Ja. Scotland Yard.«
Rosetti gab keine Antwort. Suko kannte den Grund nicht. Er glaubte allerdings nicht, dass es dem Mann aus Überraschung die Sprache verschlagen hatte. Er musste seine Gedanken sicherlich ordnen, und da gab es einiges an Chaos. Wenn er John hatte überwältigen können, stand er nun vor einem neuen Problem.
»Weshalb auf einmal so stumm, Mr. Rosetti?«, fragte Suko.
»Ich muss nur meine Überraschung verdauen. Bisher hatte ich mit dem Yard nie etwas zu tun. Warum auch? Ich fühle mich der Kirche verpflichtet, und da kommt man weniger mit dem Gesetz in Konflikt, wie Sie sich bestimmt denken können. Allerdings überrascht mich Ihr Besuch schon, Mister…«
»Reden wir nicht von mir, Mr. Rosetti. Es geht mir um meinen Partner John Sinclair.«
»Das sagten Sie schon.«
»Dann erwarte ich von Ihnen eine konkrete Antwort. Ich weiß, dass er bei Ihnen gewesen ist. Nicht grundlos steht sein Fahrzeug in der Nähe des Hauses. Sie brauchen es gar nicht erst abzustreiten, Mr. Rosetti.«
»Das hatte ich auch nicht vor, Mr. Suko. Ich bitte Sie.«
»Dann war er also hier?«
»Selbstverständlich.«
»Und wo ist er jetzt?«
Rosetti gab die Antwort nicht sofort. Seine Augen verengten sich leicht. »Wenn ich das wüsste«, murmelte er nach einer Weile. »Ihr Freund ist verschwunden.«
»Freiw illig?«
Rosetti konnte das Lachen nicht an sich halten. »Eigentlich nicht, wenn ich ehrlich sein soll.«
Suko mochte die überhebliche Haltung des Mannes nicht.
Sagte sie ihm doch, dass Rosetti stets einen Schritt im Voraus war und sich verdammt sicher fühlte. In ihm kräftigte sich der Verdacht, dass Rosetti John reingelegt hatte und in einer so starken Position stand, dass er diese auch indirekt zugeben konnte.
»Sie haben also nachgeholfen, dass er verschwand?«
»Ich kann es nicht leugnen.«
Suko behielt seine Emotionen im Griff. Er schwieg zunächst.
Es war sehr still geworden zwischen ihnen. Der Inspektor schaute an seinem Gegenüber vorbei. Trotz seiner guten Augen sah er nicht alles, was sich in dieser Umgebung aufhielt. Der Hintergrund war einfach zu dunkel. Dort zeichnete sich nur schwach der Beginn einer nach oben führenden Treppe ab. Er nahm an, dass die Zimmer der alten Geistlichen oben lagen.
»Was geschah mit ihm?«
»Ich weiß es nicht.«
Die Antwort hatte sogar ehrlich geklungen, wie Suko zugeben musste. Dieses Haus enthielt Geheimnisse. Ihnen konnte Suko nur auf die Spur kommen, wenn er die Ruhe behielt.
»Sie wissen es also nicht«, wiederholte er mit leiser Stimme.
»Dann darf ich davon ausgehen, dass Sie meinen Freund und Kollegen nicht getötet haben.«
»Das dürfen Sie, Suko.«
»Was passierte mit
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