1215 - Mich jagte die blonde Bestie
Herz normalerweise sitzt.
Es gab ihn noch, aber es gab ihn zugleich nicht mehr. Ich war zurückgetreten, um Zeuge zu sein, wie er langsam in sich zusammensank. Es gab nichts, was die Knochen noch hielt.
Durch meinen letzten Angriff waren auch die restlichen Verbindungen gebrochen. Die mageren Beine hielten das Gewicht nicht mehr. Bevor er stürzte, drehte er sich noch nach links zur Seite hin, dann war es mit ihm vorbei.
Schwer prallte er auf den Boden.
Der Aufschlag war von einem Splittern begleitet, denn auch die restlichen Knochen zerbrachen.
Das war geschafft!
Ich blickte zu Boden. Erst jetzt sah ich, dass der Blutsauger beim Aufprall seinen Kopf verloren hatte. Er war ihm abgerissen worden und lag eine halbe Armlänge entfernt.
Auch die zweite Überraschung war Justine und Mallmann misslungen.
Aber es lagen noch andere Prüfungen vor mir, und das bis zum bitteren Ende. Wo sich ein Vampir aufhielt, konnte auch leicht ein zweiter in der Nähe sein.
Deshalb gönnte ich mir den Rundblick, aber in meiner unmittelbaren Umgebung war alles tot und verlassen. Es gab keine sichtbaren Feinde mehr. Man hatte mich allein gelassen.
Wenn ich alles glaubte, das jedoch nicht. Wahrscheinlich hatten Justine und Mallmann testen wollen, wozu ich noch fähig war. Jetzt wussten sie, dass sie härtere Geschütze auffahren mussten.
Ich erinnerte mich an einen Besuch in dieser Vampirwelt. Da hatte ich die verdammten Wesen in Höhlen hausen sehen. Oder auch Löchern. In meiner Nähe war das nicht möglich. Weiter entfernt schon, denn dort malten sich die Umrisse einer Felsformation ab, die zusammen mit dem Gelände leicht anstieg.
Es war eine düstere, felsige Landschaft. Versehen mit Einschnitten und Gräben, kleinen Buchten, Spalten und immer wieder von den dunklen Eingängen der Höhlen gespickt. Eine fremde und auch gefährliche Welt, in die ich hineingelockt werden sollte. Als ich mir die Landschaft genauer anschaute, da stellte ich noch etwas fest. Es war zwar recht ungewöhnlich, aber ich hatte mich nicht geirrt. Die ser Felsen musste bearbeitet worden sein, denn ich glaubte nicht, dass eine Laune der Natur ihn auf diese Art und Weise geschaffen hatte.
Im weitesten Sinne konnte man ihn als ein Haus bezeichnen, das zugleich als Versteck diente.
Bestimmt wollten Justine und Mallmann, dass ich dort hinging. Eine Wohnstatt für Blutsauger, errichtet aus dunklem Gestein, über dem trotzdem eine gewisse Helligkeit schwebte, sodass auch ich etwas zu sehen bekam.
Hingehen oder nicht?
Niemand war da, der mir darauf eine Antwort hätte geben können. Ich musste mich selbst entscheiden. Trotz der zu erwartenden Gefahren lockte mich diese Umgebung. Wieder dachte ich an das Ende mit Schrecken. Dort hinzugehen, war möglicherweise besser, als sich in der freien Natur dieser dämonischen Welt herumzutreiben und mich zu verirren.
Über meinem Kopf hörte ich plötzlich das Flattern. Im nächsten Moment erreichte mich der Windstoß. Ich schaute in die Höhe, ging dabei etwas zurück und sah eine riesige Fledermaus über meinen Kopf hinwegfliegen. Die Fledermaus mit einem menschlichen Kopf und einem menschlichen Gesicht, auf dessen Stirn das große blutigrote D prangte.
Es war Mallmann, der sich verwandelt hatte und nun über mir seine Kreise zog.
Er bot ein schauriges Bild, von dem auch ich nicht unbeeindruckt blieb. Die Lippen hatte er verzogen, damit ich das Schimmern seiner hellen Zähne sah. Er amüsierte sich über mich. Mallmann befand sich in einer wesentlich besseren Lage, und einen Moment später hallte mir sein Lachen entgegen.
Triumph.
Es drückte einfach seinen Triumph aus, den er in diesen Augenblick empfand. Ich rechnete auch mit einem Angriff aus der Luft, aber Mallmann ließ sich Zeit. Er flog ein Stück weiter auf diese halbe Felsenburg zu und setzte dort zur Landung an.
Er faltete seine Schwingen zusammen und verdeckte damit für einen Moment seine gesamte Gestalt. Als sie wieder sichtbar wurde, hatte sie sich verändert, denn jetzt stand Mallmann als Mensch vor mir.
»Hi, John«, begrüßte er mich wie einen alten Freund. »Bis jetzt hast du dich gut ge halten. Nicht überraschend für mich, weil ich dich kenne. Sogar eine Waffe hast du dir geschaffen. Sehr kreativ, muss ich sagen. Trotzdem wird es dir nichts mehr nützen. Du bist und bleibst gefangen, und Justine will dein Blut.«
»Ich weiß, Will. Sie wird es aber nicht bekommen.«
»Fühlst du dich wirklich so stark, John?«
»Das hat nichts mit mir
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