1215 - Mich jagte die blonde Bestie
und nichts mit meiner Stärke zu tun. Ich denke dabei an dich, Will. Ich kenne dich doch, und ich glaube nicht, dass du es zulassen wirst. Nein, dazu bist du nicht der Typ. Du hast mich nicht über Jahre hinweg gejagt und ich dich auch, um einer anderen Person mein Blut zu überlassen. Nein, daran glaube ich nicht. Das kannst du Justine Cavallo erzählen, aber nicht mir.«
»Ähnliches hast du ihr gesagt - oder?«
»Ja, denn es entspricht der Wahrheit.«
»Meinst du nicht, dass sie sich geändert haben könnte? Es kann sein, dass ich dein Blut gar nicht will. Dass es mir einfach nur ausreicht, dich als Untoten zu erleben. Gefangen in dieser Welt, in der du auf dich allein gestellt bist.«
»Da müsst ihr euch schon anstrengen.«
»Das werden wir, John. Die Spielerei ist vorbei. Du bist uns zu wertvoll, als dass wir dich laufen lassen können. Deine Veränderung ist beschlossene Sache. Du hast deine Chance gehabt, aber wir haben dich gefunden.«
»Da bedanke ich mich schon mal für die tolle Chance.«
»Gern geschehen.«
Wir schauten zugleich in die Höhe, weil wir von oben her wieder das Brausen hörten. Für Mallmann war die Szene etwas Wunderbares, ich aber erschrak zutiefst, als ich die zahlreichen, übergroßen Fledermäuse sah, deren Körper den grauen Himmel noch mehr verdunkelten.
Sie flogen Formation, und dabei bewegten sie ihre Schwingen im Takt. Über unseren Köpfen kreisten sie, als wollten sie ihrem Herrn und Meister die große Referenz erweisen.
Dann taten sie etwas, was mich überraschte. Sie starteten nicht zu einem Angriff, sondern sanken hinter mir zu Boden, wo sie sehr bald so etwas wie einen dunklen Teppich bildeten, bei dem sich nichts mehr bewegte.
Dracula II war zufrieden, das sah ich an seinem Nicken. Aber ich fragte mich, was das sollte, und wollte Mallmann ansprechen, als er mir zuvorkam.
»Es sind meine Freunde, mein Wächter, meine Helfer, John. Ich habe sie nicht grundlos herkommen lassen. Sie werden dort bleiben, wo sie gelandet sind, und sie versperren dir den Rückzug. Du wirst dich nur noch in eine Richtung bewegen können und damit zu deinem Schicksalsplatz.«
»Wo soll das sein?«
»Vor dir. Die Felsenburg. Sie ist so etwas wie eine Hauptstadt in meiner Welt. Dort lebt auch Justine, die voller Sehnsucht auf dich wartet.«
Es war wohl mehr die Sehnsucht nach meinem Blut. Mallmanns Worte hatten mir klar gemacht, wie gering meine Chancen waren. Wenn ich mich in die falsche Richtung bewegte, würden zahlreiche Riesenfledermäuse in die Höhe steigen, um danach über mich herzufallen.
Zwei dieser Wesen hatte ich ausschalten können.
Bei der Übermacht allerdings würde ich keine Chance haben.
Ich wollte noch etwas zu Mallmann sagen, doch der hatte genug von mir. Es war mir nicht aufgefallen, dass er sich gedreht hatte und aus dem Stand heraus in die Höhe glitt, wobei sich sein Körper in die Gestalt einer riesigen Fledermaus verwandelte und er davonflog.
Die Regeln waren klar. Mallmann hatte sie aufgestellt. Es war seine Welt. Hier konnte er tun und lassen, was er wollte. Wer nicht mitmachte, war verloren.
Ich gehöre zu den Menschen, die immer alles gern selbst ausprobieren wollen. Öfter ein Fehler, aber niemand springt über seinen eigenen Schatten.
Deshalb wollte ich auch wissen, ob Will Mallmann geblufft hatte oder nicht.
Die gelandeten Fledermäuse lagen so flach auf dem Boden, dass sie beim ersten Hinschauen nicht zu sehen waren. Man musste schon näher herangehen, um die leichten dunklen Wellen zu erfassen, die ihre Körper bildeten.
Das tat ich!
Wohl war mir dabei nicht. In dieser verdammten Welt gab es keinen Ort, an dem mir wohl sein konnte.
So ging ich dann mit kleinen Schritten in die Richtung, die Mallmann nicht gewollt hatte. Mein Herz klopfte schneller. Ich freute mich darüber, dass es überhaupt noch klopfte. Als Vampir wäre das nicht mehr möglich gewesen.
Zunächst geschah nichts. Die Tiere schienen mich überhaupt nicht zu bemerken. Wenn ich die Richtung beibehielt, würde ich bald auf sie steigen.
Soweit ließen sie es nicht kommen. Sie reagierten wie ein ruhender Vogelschwarm, der durch einen plötzlichen Schuss aufgeschreckt worden war. Hier war kein Befehl und auch kein Schuss zu hören gewesen. Es lag einzig und allein an meiner Nähe, dass sie so reagierten. Es gab auch keinen Übergang wie irgendwelche Startvorbereitungen.
Sie schwangen sich plötzlich in die Höhe, und ich stoppte wie vor eine dicke Mauer gelaufen. Plötzlich war
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