1216 - Kreislauf des Bösen
überhört. »Mit Ihrer Hilfe würde es anders aussehen, Rosetti.«
»Ach, wie das?«
Suko ging auf ihn zu. »Wäre es nicht sinnvoll, wenn wir gemeinsam die gleichen Rituale durchziehen, die Sie und Ihre Freunde schon mal so perfekt erlebt haben?«
»Wie Sie wollen.«
Suko war über die plötzliche Zustimmung überrascht und schüttelte sogar verwundert den Kopf. »Moment, das sagen Sie jetzt?«
»Klar. Aber Sie brauchen Zeit, Inspektor, viel Zeit. Nächte, Tage, wie auch immer. Haben Sie die Zeit? Ich denke nicht. Noch mal, auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen. Das Tor zur Vampirwelt ist geschlossen. Es hat sich nur einmal geöffnet, um Vincent van Akkeren freizulassen. Ein zweites Mal wird von dieser Seite nichts passieren. Auch Sie können nichts mehr tun. Gehen Sie. Hier ist der falsche Ort. Und wenn Sie Lilian Sardis treffen, dann bestellen Sie ihr die besten Grüße. Oder fragen Sie, ob sie einen Ausweg weiß.«
»Vielleicht werde ich das sogar«, erwiderte Suko. Im Stillen gab er dem Heimleiter Recht. Er hatte hier wirklich nichts mehr zu suchen. Sekundenlang schaute er Rosetti an, dem dies unangenehm war, denn er senkte den Blick.
»Auch wenn ich jetzt gehe, bin ich davon überzeugt, dass wir uns noch treffen werden. Es stimmt, ich werde versuchen, Lilian Sardis zu finden. Das tue ich nicht Ihretwegen, sondern mehr für die Menschen in Yerby. Ich habe gesehen, was passiert, wenn Blutsauger über Menschen herfallen. Das möchte ich verhindern.«
»Soll ich Ihnen Glück wünschen?«, fragte Rosetti höhnisch.
»Denken Sie lieber an sich. Es ist noch nicht ausgestanden. Die Hölle oder wer immer die Fäden in den Händen hält, braucht Menschen nur zu bestimmten Zwecken. Wenn die erfüllt sind, dann sind Sie und Ihre Freunde überflüssig. Zu viele Zeugen mögen sie nämlich auch nicht. Merken Sie sich meine Worte.«
Rosetti sagte nichts mehr. Suko wusste nicht, ob ihn die Worte beeindruckt hatten. Er fragte auch nicht mehr und ging.
Den Weg kannte er. Seinen leicht schleppenden Schritten war anzusehen, dass er sich alles andere als wohl fühlte…
***
Die tiefen Atemzüge hatten einfach sein müssen, als Suko das Haus verlassen hatte und vor ihm in der recht frisch gewordenen Luft stehen blieb. Das warme Wetter war dabei, sich zu verabschieden. Von der See her war frischer Wind aufgekommen und hatte auch die entsprechenden Wolken mitgebracht.
Sie wehten über den Himmel wie schaurige Gebilde, die ihre Geburt in irgendwelchen fernen Reichen erlebt hatten und nun den weltlichen Himmel in Besitz nahmen.
Auf dem Weg zum Ausgang hin war Suko Lilian Sardis nicht begegnet. Er hatte auch nicht damit gerechnet, denn sie würde andere Orte finden, um sich dort versteckt zu halten. Sie würde vor allen Dingen die Nähe der Menschen suchen, denn ihr Blut brauchte sie. Das waren nun mal die Gesetze, und die würden bleiben.
Suko wusste nicht, ob er sich richtig verhalten hatte. Gegen die Selbstvorwürfe konnte er sich nicht wehren, sie kamen einfach immer wieder hoch, und die drehten sich dabei nur um einen Namen, eben um John Sinclair.
Kopfschüttelnd ging Suko die restlichen Stufen hinab und blieb vor der Treppe stehen. Sein Blick war dabei in die Ferne gerichtet, ohne ein Ziel wahrzunehmen. Seine Gedanken kreisten ständig um John Sinclair. Er fragte sich, ob sein Freund tatsächlich noch eine Chance in der Vampirwelt besaß.
Er selbst hatte in Mallmanns Re ich hineinschauen können, er hatte Mallmann gesehen und auch die blonde Blutsaugerin, für die John sicherlich die perfekte Beute war. Mallmann und sie würden ihn in die Zange nehmen und dann…
Suko presste die Lippen fest zusammen, als er daran dachte.
Er wollte es nicht, doch die Gedanken über die Folgen wollten ihm einfach nicht aus dem Kopf.
Sollte mit ihm das Schlimmste passiert sein, das man sich vorstellen konnte, dann glaubte Suko keinesfalls daran, dass John in der Vampirwelt bis in alle Ewigkeiten bleiben und nach frischem Menschenblut dürsten würde.
Nein, so etwas würde Mallmann auf keinen Fall zulassen. Das hätte ihm keinen Triumph gebracht. Er würde John freilassen und ihn wieder zurück in die normale Welt schicken, um ihm dort mit seinen alten Bekannten und Freunden zu konfrontieren.
Genau das war es, vor dem sich Suko fürchtete. Plötzlich seinem besten Freund gegenüberzustehen und erkennen zu müssen, dass dieser zum Blutsauger geworden war. Ein Horror wie er ihn sich schlimmer nicht vorstellen konnte.
Vielleicht
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