1216 - Kreislauf des Bösen
gab Suko zu, »wahrscheinlich. Noch steht nicht fest, dass er tot ist. John Sinclair weiß sich seiner Haut verdammt gut zu wehren, und deshalb werde ich alles daransetzen, um ihn zu finden.«
»Wie wollen Sie das denn machen?«
»Durch Ihre Hilfe, Rosetti.«
Der Heimleiter schwieg. Aber er grinste überheblich. Ein Zeichen, dass er sich wieder gefangen hatte. »Ich kann Ihnen nicht helfen. Ich bin nur ein kleines Rad. Ich habe meine Pflicht getan, und jetzt will ich, dass Sie mich in Ruhe lassen. Sie können Sinclair suchen, wo Sie wollen, aber hier ist er nicht.« Für Rosetti war das Gespräch erledigt. Er wollte nichts mehr sagen und drehte sich, um aufzustehen.
Dagegen allerdings hatte Suko etwas. Mit einer Hand hielt er den Mann an der Schulter zurück, stand selbst auf und schaute auf Rosetti nieder. »So einfach kommen Sie mir nicht davon, Mister. Ich habe schon einmal in diese verdammte Welt hineingeschaut und will es noch mal versuchen.«
Rosetti raffte sich auf. »Wie denn? Tun Sie es doch. Laufen Sie hin. Sie wissen doch, wo. Sie haben es selbst gesehen.« Er warf den Kopf zurück und lachte. Dann deutete er auf die Wand. »Nichts ist mehr da. Sie hat sich wieder geschlossen. Das Tor ist zu! Warum begreifen Sie das nicht?«
Beide Männer schauten sich an. In diesen Lichtverhältnissen wirkten ihre Gesichter wie künstlich. Das Leben spielte sich nur in ihren Augen ab.
Suko besaß einen Blick für Menschen. So schwer es ihm fiel, aber in diesem Fall musste er zugeben, dass wirklich alles gelaufen war. Rosetti hatte seine Pflicht erfüllt, und er fühlte den Triumph, was am Glanz der Augen deutlich abzulesen war.
Trotzdem gab Suko nicht auf. Er spürte die Wut in sich. Er wollte nicht als Verlierer dastehen. »Wie?«, fragte er leise, aber deutlich. »Wie haben Sie es geschafft?«
»Das ist ganz einfach«, erwiderte Rosetti mit ruhiger Stimme.
»Man muss sich ihnen nur hingeben. Man muss die Wege kennen. Man muss sie anrufen. Man muss sich mit ihnen beschäftigen, und dann muss man auf das magische Wunder hoffen, das bei mir eingetreten ist, weil ich alles richtig gemacht habe. Uns hat niemand gestört. Wir haben uns Zeit nehmen können, die magische Insel zu schaffen. Ich habe sehr viel über Baphomet gehört. Über die Templer, die ihm dienen wollen und wollten. Vieles stand in alten Büchern zu lesen, und für mich tat sich eine Welt der Wunder auf. Ich war von Beginn an fasziniert, und ich sagte mir folgendes: Wenn ich davon fasziniert bin, müssen es auch andere sein. So habe ich Verbündete gesucht. Freunde, die mit ihrem Leben ebenfalls nicht zufrieden sind. Die auf der anderen Seite standen, aber den Blick für andere Welten nicht verloren hatten. Zuerst habe ich nicht geglaubt, die Chance zu bekommen. Aber ich irrte mich. Es gab die Unzufriedenen, und die habe ich in diesem Heim gesammelt. Niemand wusste über die lange Zeit hinweg, was hier wirklich lief. Dass zum Schluss Verdacht geschöpft wurde, war nicht weiter tragisch. Da hat sich alles erledigt, und ich weiß, dass man uns noch sehr dankbar sein wird, weil wir es endlich geschafft haben. Zu lange hat Vincent van Akkeren in den Gefilden der Hölle geschmachtet. Niemals stand richt ig fest, dass er für alle Zeiten gestorben war. Ich habe Recht behalten. Es gab ihn, und es gibt ihn wieder.«
»Wo ist er jetzt?« Suko hatte die Frage sehr schnell gestellt.
Er wollte den Schwung der Antwort noch ausnutzen, aber Rosetti schüttelte nur den Kopf. »Ist er durch dieses Tor gekommen?«
»Ich weiß es nicht, verdammt! Ich will es auch nicht wissen.« Rosetti sprach heftig. Kleine Speicheltropfen sprühten dabei gegen Sukos Gesicht. Seinen Fanatismus hatte der Heimleiter nicht abgelegt. »Für mich ist einfach nur wichtig, dass es ihn gibt. Er wird seine Pläne durchziehen, und er wird seine Helfer finden, das kann ich Ihnen versprechen. Van Akkeren hat nichts von seiner Macht eingebüßt, gar nichts. Ich kenne seine Pläne nicht, doch ich bin sicher, noch einiges von ihm zu hören.« Rosetti nickte Suko zu. »Jedenfalls ist meine Aufgabe erfüllt, auch wenn man mich dabei gestört hat. Aber ich habe es allen gezeigt und kann nur sagen, dass wir gewonnen haben.«
Suko musste leider zugeben, dass dies stimmte. Nichts war durch ihn oder John verhindert worden. Möglicherweise sogar verschlimmert, denn er hatte es nicht fertig gebracht, auch die zweite Blutsaugerin zu stoppen.
»Sie sind ratlos, wie, Inspektor?«
»Kann man nicht
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