1216 - Kreislauf des Bösen
helfen. Beide wollten sich auch nicht zu sehr in eine Depression hineinreden, denn das Leben ging weiter, so abgedroschen sich der Spruch auch anhörte. Es konnte auch sein, dass Sir James Recht behielt, denn so leicht war ein Mann wie John Sinclair nicht fertig zu machen. Selbst nicht in einer mensche nfeindlichen Vampirwelt.
Suko ließ das Handy wieder verschwinden und strich durch sein Haar. Dabei war die Hand kurz zuvor über seine Stirn gefahren, und jetzt klebte der Schweiß auf seinem Handballen.
Das Gespräch mit Sir James hatte ihm zwar die Ruhe nicht zurückgegeben, er fühlte sich trotzdem etwas besser, und er würde nicht in Verzweiflung oder Selbstmitleid vergehen, sondern zu kämpfen beginnen und sich auf die Suche nach Lilian Sardis machen.
Rosetti konnte er abhaken, der würde ihm nicht mehr sagen.
Aber bei Lilian konnte das anders aussehen. Sie war eine Wiedergängerin und gehörte eher in die Vampirwelt als in die normale.
An der Tür war es ruhig geblieben. Weder Rosetti noch seine Helfer zeigten sich. Sie fühlten sich im Rest House wohler.
Suko rechnete nach, wie groß der Vorsprung der Untoten wohl sein konnte. Das Ergebnis war nicht erhebend.
In der Zwischenzeit hätte sie überall sein können. Auch in Yerby, wo Menschen lebten, deren Blut sie trinken musste, um weiterhin ihre Existenz zu sichern.
Er schaute zum grauen Himmel, als könnte ihm dieser eine Antwort geben. Aber die Wolken schwiegen, und trotzdem sah er etwas, denn bei genauem Hinschauen sah er die Schatten, die sich über dem Rest Ho use bewegten.
Suko dachte zuerst an Vögel, aber die waren es nicht. Die Schatten flogen in bestimmten Kreisen, als wären sie dabei, sich auf einen bestimmten Punkt am Boden zu konzentrieren.
Dieser Ort war nicht zu weit vom Haus entfernt, und genau das machte Suko neugierig. Sollte sich Lilian dort versteckt halten?
Es konnte zutreffen, denn ihre eigentliche Zeit war noch nicht gekommen. Für Vampire war es einfach zu hell, denn sie liebten die Dunkelheit der Nacht. Perfekt wäre noch der Vollmond am Himmel gewesen, der aber war zu einer Sichel geworden, die manchmal blass in den Wolkenlücken schimmerte.
Suko konzentrierte sich noch einmal auf die Fledermäuse, dann hatte er den Entschluss gefasst und setzte sich in Bewegung. Er musste vom Rest House weg, aber nicht zu weit. Die Fledermäuse schwebten über einem Gebiet, das Deckung bot.
Es wuchs dort kein Wald, denn da hatten sich die Sträucher zusammengedrängt.
Waffenlos ging Suko nicht vor. Er hatte die Beretta gezogen, als er an den parkenden Fahrzeugen vorbei ging und sich dem Ziel näherte.
Er behielt auch den Himmel im Auge. Aber die Fledermäuse stürzten sich nicht in die Tiefe. Sie blieben, wo sie waren und zogen weiterhin ihre Kreise.
Es musste einen Grund geben, dass sie das Haus und die unmittelbare Umgebung unter Kontrolle hielten. Das eigentliche Motiv war Suko ein Rätsel, aber er konnte sich gut vorstellen, dass sie von Mallmann geschickt worden waren, um die Umgebung zu kontrollieren. Auch er war geschickt, er kannte das Team und ahnte sicherlich, dass es John Sinclair nicht allein lassen würde.
Diesmal trug Suko das Kreuz des Geisterjägers bei sich. Er verzog die Lippen zu einem scharfen Grinsen, denn er dachte daran, dass er möglicherweise der Erbe sein würde, wenn es John in seiner normalen Gestalt nicht mehr gab. Sich mit diesen Gedanken zu beschäftigen, war schlimm, aber Suko konnte sie auch nicht zur Seite drängen.
Der Wind war zwar nicht stärker geworden, aber er fuhr immer wieder in Böen heran. Auf dem Boden lag noch altes Laub. Er spielte damit, trieb es vor sich her und ließ es manchmal rascheln wie altes Papier. Die Zweige des Strauchwerks bewegten sich wie dünne Arme, das hohe kräftige Gras wurde gekämmt auf dem leicht ansteigenden Gelände.
Suko ging so hoch, dass er in der Ferne die Hausdächer von Yerby sah. Ein Ort, der so nahe lag und trotzdem weit entfernt war.
Die Fledermäuse kreisten noch immer. Es waren insgesamt drei. Suko glaubte, dass er ihrem Ort näher gekommen war, wollte sich aber darauf nicht verlassen.
Er musste mit der linken Hand das Buschwerk zur Seite räumen, hatte plötzlich freie Sicht auf die Straße und sah den Autos nach, deren Scheinwerfer eingeschaltet waren.
Das Flattern hörte er plötzlich dicht über seinem Kopf. Er duckte sich unwillkürlich, und als er sich wieder drehte, da war die Fledermaus bereits verschwunden.
Es war kein direkter Angriff
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