1216 - Kreislauf des Bösen
Mensch.«
Jetzt wusste ich endgültig Bescheid!
***
Justine hatte sich bei mir eingehakt, und wir schritten durch die düstere Schattenlandschaft wie ein Liebespaar. Ich sagte kein Wort und ließ meinen Gedanken freie Bahn.
Dass ich hier landen würde, hätte ich mir nicht in meinen kühnsten Träumen ausgemalt. Leider war es zur Tatsache geworden, denn ein Fall, der wirklich so harmlos begann, hatte sich zu einem mörderischen Abenteuer entwickelt.
Dabei hatte ich nur meinem Freund, Father Ignatius, einen Gefallen erweisen wollen. Ihm war aufgefallen oder zu Ohren gekommen, dass es in einem Heim für pensionierte Geistliche nicht mit rechten Dingen zugehen sollte.
Ich war in den Westen unseres Landes gefahren und hatte diesem Rest House einen Besuch abgestattet. Geleitet wurde es von einem gewissen Carlo Rosetti.
Er und die dort lebenden Insassen aber hatten sich dem Bösen verschrieben und einen Ort geschaffen, in dem die normalen Gesetze aufgehoben waren. Dort gab es den Zugang zu der Mallmannschen Vampirwelt, in die mich Justine Cavallo geschleppt hatte, nachdem mir Rosetti Kreuz und Beretta abgenommen hatte, sodass ich waffenlos war.
In der Vampirwelt hatte ich zuerst den Spiegel gesehen und einen alten Gegner erkannt, dem die Rückkehr erlaubt worden war. Eben Vincent van Akkeren, den Grusel-Star. Aus der Hölle gekommen, hatte der große Baphomet-Diener die Vampirwelt als Transit-Strecke benutzt, um sich in der normalen Welt wieder entfalten zu können. Das bedeutete Grauen und Tod, das kannte ich aus früheren Zeiten.
Ich war praktisch als Zugabe in dieser Welt gelandet. Es konnte auch ein Zufall gewesen sein, weil ich mich zum richtigen Zeitpunkt an einem falschen Ort aufgehalten hatte.
Wie dem auch sei, ich musste mich den Tatsachen stellen und würde diese düstere Zone aus eigenen Kräften kaum verlassen können.
Wie groß Mallmanns Reich war, wusste ich nicht. Ich kannte auch nicht alle Teile, aber es gab so etwas wie Parallelen zur normalen Welt, denn Mallmann hatte seine erste Existenz noch nicht vergessen und brachte so etwas wie Erinnerungen zurück.
Dazu gehörten auch die Hütten, die sich in dieser breiten Felsmulde ausbreiteten. Es gab einige davon, aber es gab auch Eingänge zu Höhlen, die wie noch dunklere Glotzaugen aus dem schwarzgrauen Gestein hervorschauten.
Ein dunkler Himmel, der sich von der Erde so gut wie nicht abhob. Schwarze Fledermäuse, die über uns in der kalten und klebrigen Luft ihre Kreise zogen und auf mich wie Wächter wirkten.
Zudem existierte ein typischer Geruch in dieser Welt. Für Vampire sicherlich angenehm, denn es roch nach Blut. Leicht süßlich, aber auch irgendwie metallisch. Ich hatte mich zuerst daran gestoßen, mich mittlerweile jedoch damit abgefunden, und so nahm ich ihn kaum noch wahr.
Nur hin und wieder wurde die Stille durch einen Laut oder ein Geräusch zerstört. Manchmal erklang ein tiefes Stöhnen, dann wiederum vernahm ich kurze, abgehackte Schreie. In jedem dieser Laute glaubte ich, die Sucht nach frischem Blut herauszuhören.
Justine und ich passten nicht in diese Umgebung. Es lag auch an unserem Aussehen und an der Kleidung. Um unsere Körper wehten keine zerfetzten Klamotten oder schmutzige Leiche nhemden. Wir waren wie Besucher gekleidet, die jeden Auge nblick die Welt verlassen konnten, um nicht mehr nach diesem Gastspiel zurückzukehren.
Das alles waren Wunschträume, die mich beschäftigten.
Sollte ich diese Umgebung tatsächlich einmal verlassen, dann war ich nicht mehr der Gleiche wie früher, sondern nur noch eine blutleere Hülle, die sich auf zwei Beinen bewegte. Zuvor allerdings wollte Justine noch ihren Spaß mit mir haben. Da brauchte ich nicht viel Fantasie einzusetzen, um mir vorstellen zu können, was das bedeutete. Nicht grundlos strahlte sie diesen provozierenden Sex aus. Eine Erotik, die anmachte, die fordernd war, darauf deutete fast jede ihrer Bewegungen hin.
Erotik und der Vampirismus hatten schon immer zusammengehört. In der prüden Zeit hatten die Autoren und Schriftsteller sich darauf berufen, wenn sie etwas geschrieben hatten, das in der normalen Realität verboten war.
Immer waren die Opfer der Vampire schöne, junge Frauen gewesen. Das Gefühl den Blutsaugern gegenüber hatte bei ihnen zwischen Ablehnung und Verlangen geschwankt, denn der starke große Vampir übte oft eine schon erotischmagische Anziehungskraft auf die Frauen aus, das war nicht nur in Bram Stokers Geschichte »Dracula«
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