1217 - Todfeind der Templer
Kapitän bin. Nein, es wird anders laufen. Ich werde hier in meinem Zimmer bleiben und auf Vincent van Akkeren warten. Er wird kommen, das weiß ich.«
De Salier schwieg. Es hatte keinen Sinn, den Abbé überzeugen zu wollen. Er kam ihm wie ein Mensch vor, der mit seinem Schicksal abgeschlossen hatte.
Dabei sah er nicht mal so deprimiert aus. Sein Aussehen hatte sich in den letzten Minuten verändert. Er wirkte wie von einer gewissen Heiterkeit erfasst. Beinahe wie jemand, der sich auf seinen eigenen Tod freut. In diesen Momenten wusste Godwin nicht, wie er sich verhalten sollte. Jedes Wort war falsch, was den Abbé direkt betraf, und das merkte auch Bloch.
»Bitte, Godwin, es ist in dieser Situation nicht der richtige Ort, an dem du dich aufhältst. Ich denke, dein Platz sollte bei unseren Brüdern sein.«
»Du willst nicht, dass ich bleibe?«
Bloch zuckte mit den Schultern.
»Du willst allein sein, wie?«
»Ja, das möchte ich.«
»Willst du auch allein sterben?« Godwin erschrak über seine eigene Frage.
»Jeder stirbt für sich allein, mein Junge. Auch wenn es sich abgedroschen anhört. Ich werde hier auf Vincent van Akkeren warten. Das habe ich mir fest vorgenommen. Auch du wirst mich daran nicht hindern können, obwohl ich ja weiß, dass du es nur gut mit mir meinst. Aber Menschen müssen manchmal einen ganz bestimmten Weg gehen, und sie müssen ihn vor allen Dingen sich selbst gegenüber verantworten können.«
»Das kannst du?«
»Ich hoffe es.«
»Und hast nie an die gedacht, denen du einmal vorgestanden hast. Nicht nur als Führer, sondern auch als Freund.«
»Daran denke ich immerzu.« Bloch lächelte. »Aber ich weiß auch, wann das Ende erreicht ist, und da ziehe ich dann meine Konsequenzen.« Er nickte. »Du wirst mich zu nichts anderem überreden können, Godwin.«
»Das weiß ich jetzt.«
»Geh zu den anderen, Godwin. Du bist dort am besten aufgehoben. Du bist ein Kämpfer. Ich habe lange genug gekämpft. Ich möchte aber van Akkeren trotzdem noch sehen, auch wenn dich das verwundert.«
De Salier nickte. »Das verwundert mich tatsächlich. Oder besitzt du noch einen Trumpf, von dem ich nichts weiß?«
»Gibt es in diesem grausamen Spiel denn überhaupt noch Trümpfe für uns?«
»Ich sehe keine.«
»Eben.«
Godwin de Salier wusste, wann das Ende der Fahnens tange erreicht war und der Weg nicht mehr weiterging. Er stand auf und dachte daran, den Abbé zum Abschied in den Arm zu nehmen. Aber diese Geste wäre ihm zu endgültig vorgekommen, deshalb ließ er sie bleiben.
»Möge der Allmächtige uns beistehen«, flüsterte er und verließ das Zimmer…
***
Es war nicht zu glauben. Ich träumte. Das konnte doch nicht wahr sein!
Und doch stimmte es.
Beide Frauen, so unterschiedlich sie auch waren, hatten einen Pakt geschlossen, und Nora, auf die ich meine Hoffnungen gesetzt hatte, gab einfach auf.
Nicht allein das. Sie hatte sich sogar entschlossen, zu einer Blutsaugerin zu werden, um fortan ein Leben zu führen, das diesen Ausdruck nicht verdiente.
Wenn alles vorbei war, stand ich wieder allein gegen die blutsaugende Meute, und dann würde mir keiner mehr zu Hilfe eilen. Dann war ich verloren.
Nora Thorn war auch kurz vor dem Aufprall nicht ausgewichen. Sie hatte sich gestellt, und das Empfangen mit offenen Armen war nicht übertrieben.
Beide Frauen prallten zusammen. Nora federte den Aufprall ein wenig ab, ließ sich dann aber fallen, sodass sie auf dem Rücken zu liegen kam und Justine ihren Körper fest gegen sie drückte. Sie ließ ihr nicht die geringste Chance, aus dieser Klemme zu entkommen, so wurde der eine Körper von dem anderen auf den Boden genagelt.
Ich wollte erst gar nicht zu dem mörderischen Spiel hinschauen. Ich wollte mir noch eine etwas längere Galgenfrist verschaffen, dachte natürlich an Flucht, aber den Vorsatz gab ich auf, als ich einen kurzen Blick auf die Tür warf und sah, dass sie besetzt war.
Dort drängten sich die Blutsauger, und sie sahen alle nicht so aus wie Justine. Es waren alte, graue ausgemergelte Gestalten, wie ich sie schon kannte, die richtigen Wesen, um diese Schattenwelt zu bevölkern.
Sie drängten sich an der Tür zusammen. Wie Ratten waren sie aus ihren Löchern gekrochen. Drei dieser Monstren hatten sich getraut, die Hütte zu betreten, gingen aber nicht auf mich zu, sondern beobachteten mich aus einer gewissen Distanz.
Ich sah sie zudem an den Fens tern. Da glotzten die grauen Fratzen in die Hütte hinein. Egal, welchen Weg
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