1217 - Todfeind der Templer
verschwunden.
Godwin wischte über die Stirn und ebenfalls über die Augen.
Er saugte scharf den Atem ein, schüttelte den Kopf und dachte daran, dass er sich möglicherweise geirrt und einen großen Vogel mit der Fledermaus verwechselt hatte.
Er zog sich zurück - und erschrak, als er hinter seinem Rücken das leise Räuspern hörte. Als er sich umdrehte, stand Michel hinter ihm und schaute ihn ernst an.
»Alles in Ordnung?«
Godwin fuhr mit dem Handrücken über seine Stirn. »Es kann sein, dass alles in Ordnung ist oder auch gar nichts. Ich weiß es nicht genau. Van Akkeren jedenfalls habe ich nicht zu Gesicht bekommen, aber es kann sein, dass unser Kloster von einer Fledermaus beobachtet wird. Das dürfen wir nicht ausschließen.«
»Hast du sie gesehen?«
»Ich glaube es. Über dem flachen Dach eines Hauses bewegte sich so etwas wie ein großer Vogel, der durchaus eine Fledermaus hätte sein können.«
Verlegen hob der Templer die Schultern. »Aber ich weiß es nicht genau.«
»Mach dir keine Sorgen, wir werden es schaffen.«
»Das sagst du, Michel.«
Der Mann mit dem Bart beugte sich Godwin entgegen. »Die Hölle darf einfach nicht gewinnen, verstehst du? Es ist unmö glich. Es ist gegen alle Regeln. Der Sieg muss einfach auf unserer Seite sein. Das Schicksal kann es nicht zulassen.«
»Ich wünsche mir, dass es so kommt. Aber ich denke auch in die andere Richtung.«
Michel richtete sich wieder auf. »Egal, was alles passiert, ich werde wach sein. Und unsere Brüder ebenfalls.«
»Wo übernimmst du den Wachposten?«
Michel deutete gegen die Decke. »Ich habe mich für das Dach entschlossen.«
»Im Freien?«
»Ja!«
»Das ist…«
»Psssst!«, zischte der Bärtige, »jetzt sage mir nur nicht, dass es zu gefährlich ist.«
»Das meine ich.«
»Nein, ich weiß, was ich tue, Godwin. Keine Angst. Ich habe lange genug hier gelebt.« Er nickte dem Jüngeren zu, dann ging er weg und schützte mit der Hand die Flammen der beiden Kerzen, die er auf eine Untertasse gestellt hatte.
Godwin ließ Michel ge hen. Er konnte ihm keine Befehle erteilen. Jeder Mitbruder musste selbst wissen, was er tat, und war auch für sich verantwortlich.
Das Treffen mit Michel hatte ihn schon aufgehalten, und de Salier beeilte sich jetzt, sein eigentliches Ziel zu erreichen. Er brauchte die Treppe nicht hochzugehen, um die kleine Wohnung des Abbé zu erreichen. Sie lag auf der gleichen Ebene.
Vor der Tür blieb er stehen und atmete tief durch. Er wusste nicht, worauf er sich einrichten musste, aber ein Spaß würde der Besuch bei dem Templer-Führer nicht werden.
Nach dem zweimaligen leisen Klopfen trat de Salier ein und schaute in einen Raum, der nicht ganz dunkel war. Ihm fiel auf, dass die Tür zum Schlafzimmer nicht geschlossen war. Durch sie fiel das Flackerlicht einiger Kerzenflammen, denn auch der Abbé hatte der Situation entsprechend reagiert.
»Ich weiß, dass du es bist, Godwin, komm ruhig zu mir.«
De Salier war beruhigt, die Stimme des Abbé gehört zu haben, auch wenn sie nicht eben fröhlich geklungen hatte. Der Templer hielt sich in seinem Schlafzimmer auf.
Godwin durchquerte den anderen Raum, in dem ebenfalls drei Kerzen Licht abgaben, und sah den Abbé am Fenster stehen und hinaus in die Nacht schauen.
»Die jungen Leute würden sagen, es ist eine Nacht zum Verlieben, denke ich.«
»Bestimmt.«
»Aber es stimmt nicht. Wir wissen es besser - oder?«
»Wahrscheinlich.«
Bloch drehte sich um. Das Kerzenlicht ließ sein Gesicht irgendwie unnatürlich erscheinen. »Das Licht ist ausgefallen, und ich bezweifle, dass wir dabei von einer natürlichen Ursache ausgehen können. Oder liege ich da falsch?«
»Nein, das liegst du nicht. Im Ort brennen die Lichter. Da funktioniert alles. Nur bei uns nicht. Ich nehme an, dass es die erste Stufe des verdammten Plans ist.«
»Da magst du Recht haben, Godwin. Allerdings kommt mir das alles ein wenig zu früh. Ich hatte gedacht, dass uns van Akkeren eine längere Galgenfrist geben würde.«
Der Jüngere breitete die Arme aus. »Er hat lange genug in der Hölle geschmort und hatte Zeit, sich alles genau auszudenken. Ich denke, dass er jetzt keine Zeit mehr verlieren will. Das jedenfalls kann ich mir vorstellen.«
Bloch nickte. »Er will alles, und er will es sofort! Ich kenne ihn. Komm, wir setzen uns.« Bloch legte seinem Nachfolger eine Hand auf die Schulter. Mit sanfter Gewalt dirigierte er ihn aus dem Schlafzimmer und hinein in den ersten Raum, in dem
Weitere Kostenlose Bücher