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1217 - Todfeind der Templer

1217 - Todfeind der Templer

Titel: 1217 - Todfeind der Templer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nichts ablenken lassen wollte.
    Ich hätte nicht sagen können, wie lange die beiden Frauen in dieser Haltung lagen. Die Zeit war hier völlig uninteressant geworden. Aber es gab sie noch, denn irgendwann hatte selbst eine Justine Cavallo genug und löste ihren Mund vom Hals der anderen Frau. Dort wo sie zugebissen hatte, malte sich ein verwaschener roter Fleck ab, in dessen Mitte die beiden Einstiche als Wunden zu sehen waren.
    Langsam richtete sich die blonde Bestie auf. Sie tat es als Siegerin, und mit dem rechten Handrücken wischte sie dabei über ihre Lippen. Ich empfand die Bewegung als anzüglich und sogar als widerlich, zudem leckte sie noch mit der Zungenspitze über die Haut hinweg, um auch den letzten Tropfen zu schlucken.
    Dann schaute sie mich an.
    Ich blickte nicht weg.
    »Was denkst du, John?«
    »Nicht viel.«
    »Aber du hast gut aufgepasst?«
    »Kann man sagen.«
    »Dann weißt du auch, was ich gleich mit dir machen werde.«
    Mit einer kraftvollen und geschickten Bewegung stand sie auf.
    »Ich bin zwar satt, aber ich bin nicht völlig satt, denn wie es auch so oft bei den normalen Menschen zu finden ist, ein Dessert passt noch immer hinein. Du, Sinclair, wirst mein Nachtisch sein.«
    Das waren keine leeren Versprechungen, das würde sie durchziehen. Ich fragte: »Hat dir das Blut wenigstens geschmeckt?«
    Die Worte irritierten sie. »Wie kommst du darauf?«
    »Blut ist doch nicht gleich Blut.« Ich hatte diese Antwort gegeben, weil ich wusste, was mit Nora geschehen war. Die Außerirdischen hatten sie schließlich untersucht und ihr bei der Rückkehr entsprechende Kräfte mit in das weitere Leben gegeben.
    »Es war nur eine Frage.«
    »Aber nicht unbedingt schlecht, John.« Sie fuhr mit dem rechten Zeigefinger am Mund entlang und leckte auch den letzten Tropfen weg. »Das Blut hat tatsächlich ein wenig anders geschmeckt. Ich würde sagen, es war leicht bitter, aber man gewöhnt sich daran. Auch an dein Blut werde ich mich gewöhnen.«
    Ich hob einen Arm. »Moment«, sagte ich dabei, »da ist noch etwas gewesen.«
    »Ach, wirklich?« Sie kam einen Schritt auf mich zu. »Was ist es denn gewesen?«
    »Der Spiegel«, flüsterte ich. »Der letzte Blick zurück in meine Welt. Ich kann mich erinnern, dass du zugestimmt hast. Oder willst du dein Versprechen brechen?«
    »Nein, wieso denn?« Sie lachte, denn sie steckte noch voller Euphorie. »Ich bin dafür bekannt, dass ich meine Versprechen halte, John Sinclair. Es darf dich auch freuen. Aber ich weiß nicht, ob es dich später auch noch freuen wird.«
    Sie trat so nahe auf mich zu, um mir beide Hände gegen die Wangen zu legen. Leicht reibend fuhren die Handflächen auf und nieder. Dabei zeigte sie mir ihre verdammten Zähne. Aus der Nähe erinnerten sie mich an gelbweiße Spitzhacken. »Es wird alles so geschehen, wie du es dir vorgestellt hast. Man soll die letzten Wünsche eines Menschen erfüllen. Und sicherlich zeigt dir der Spiegel das, was gerade in deinem Bereich wichtig ist. Du kannst für einen Moment von der norma len Welt Abschied nehmen.« Ihre Stimme veränderte sich. »Danach«, fuhr sie mich an, »gibt es nur noch die Vampirwelt für dich als neue Heimat. Begriffen, Geisterjäger?«
    »Es war deutlich genug.«
    »Gut.« Sie trat wieder zurück, und ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. Plötzlich war das Misstrauen wieder da. Einige Male schüttelte sie den Kopf. »Aber denk nur nicht, dass du eine Chance bekommst, Sinclair.«
    »Woher denn? Es war schließlich nicht meine Idee, sondern die deiner neuen Freundin.«
    »Stimmt.« Justine warf Nora einen kurzen Blick zu. »Ich denke, dass auch sie Freude haben wird, wenn du seelische Qualen leidest, Sinclair. Alles wird so laufen, wie es dein Schicksal vorbestimmt hat. Ich bin dein Schicksal, Sinclair.«
    »Das denke ich inzwischen auch!«, flüsterte ich. Es war für mich wichtig, mich abzulenken, denn alles wies darauf hin, dass ich die letzte Stufe der normalen Lebenstreppe längst bestiegen hatte. Natürlich würde ich mich nicht kampflos ergeben, ich würde mich wehren, mit aller zur Verfügung stehenden Kraft gegen das Schicksal stemmen, aber ein Erfolg würde mir letztendlich nicht beschieden sein.
    Justine bewegte sich von mir weg. Sie trat jetzt vor die Wand, die auch Spiegel war. Ich wusste nicht genau, wie sie es machte, aber sie stand so dicht davor, dass sie die Fläche berührte. Dann bewegte sie ihre gespreizten Hände kreisend darüber hinweg, und ich glaubte auch, sie noch

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