1217 - Todfeind der Templer
auch der Knochensessel stand, der eigentlich das Skelett des letzten offiziellen Templer-Führers war, der im Jahre 1314 auf der Ile de la Cite verbrannt worden war.
Der Sessel besaß nicht nur eine Farbe. Die Knochen sahen an manchen Stellen hell aus, dann schimmerten sie auch bräunlich und in einem leichten Grau.
Jetzt, wo das Kerzenlicht darüber hinwegfloss, sah der Sessel aus, als würde er leben. Das Licht wehte sogar in das offene Maul des Schädels hinein, um sich dort zu verlieren wie in einem finsteren Tunnel.
Der Abbé setzte sich an den Tisch, in dessen Mitte auch der Würfel des Heils seinen Platz gefunden hatte. »Ohne zu pessimistisch sein zu wollen, Godwin, möchte ich dir sagen, dass die nächsten Stunden die entscheidenden sind.«
De Salier ahnte, was der Abbé meinte. Er fragte trotzdem:
»Wie hast du dir das vorgestellt?«
»Ganz einfach. Man wird versuchen, uns zu vernichten. Es wird alles bei einem Angriff geschehen, und wir können nichts dagegen unternehmen, sondern müssen nur warten.«
»Alle sind auf ihren Posten!«
Bloch legte sein Gesicht in Falten. »Ob das reicht?«
»Ich weiß es nicht. Aber es wird keinen überraschenden Angriff geben können. All unsere Mitbrüder wissen genau Bescheid. Einfach werden wir es Baphomet und seinen Schergen nicht machen. Darauf kannst du dich verlassen.«
»Er ist stärker geworden«, flüsterte der Abbé und warf dem Würfel einen Blick zu, obwohl er van Akkeren meinte. »Er hat es geschafft, ihn zu manipulieren. Ich komme nicht mehr durch. Die Wand ist da, und die Wand ist dicht.«
»Noch ist es nicht sicher, Abbé. Ich habe auch weiterhin Hoffnung, dass wir ihn zurückschlagen können.«
»Nein, ich nicht. Wir sind allein.«
»Hast du denn versucht, John Sinclair zu erreichen?«
»Mehrmals, aber vergebens.«
»Und Sir James?«
Bloch winkte müde ab. »Auch er sitzt in London wie auf heißen Kohlen. Niemand weiß Bescheid.«
»Was ist mit Suko?«
»Gut, dass du fragst. Ich erfuhr von Sir James, dass Baphomet und seine neuen Vampirfreunde alle Brücken hinter sich abgebrochen haben. Es gibt keine Zeugen mehr. Diejenigen, die er für seine Rückkehr missbraucht hat, sind alle tot. In einem verdammten Feuer verbrannt, wie mir Sir James berichtete, dem Suko alles erzählt hat. Jetzt frage ich dich, was zu tun ist.«
Godwin schwieg. Er wollte auch nicht zeigen, wie sehr ihn die Nachricht überrascht und schockiert hatte. Dem Blick des Älteren wich er aus, und in seinem Kopf beschäftigte er sich mit dem Feuer der Hölle, das Menschen zerstörte, aber nicht wie ein normales Feuer angesehen werden konnte.
»Genau das kann auch unserem Refugium hier passieren, Godwin. Dass es in einer höllischen Feuersbrunst zusammensinkt. Wenn das passiert, hat Baphomet endgültig gewonnen. Ich jedenfalls habe nicht mehr die Kraft, mich ihm zu stellen. Er ist für mich zu stark. Das kann ich am besten einschätzen.«
»Aber wir müssen uns aufbäumen!«, widersprach de Salier.
Er wollte auf keinen Fall aufgeben.
»Sicher, mein Lieber. Dagegen sagt auch niemand etwas. Aber mein Ende hat damit nichts zu tun.«
Der Templer aus der Vergangenheit wusste nicht, wie er den Abbé noch aufrichten sollte. Er schaute ihn an. Er sah das verlorene Lächeln auf seinem Gesicht, deutete wieder auf den Würfel, aber Bloch schüttelte nur den Kopf.
»Dann musst du eben von hier fliehen!«, stieß Godwin he rvor.
»Ach. Und wohin?«
»Weg von hier. Ich schaffe dich weg.«
Bloch lächelte. »Das ist gut von dir gemeint, aber der Kapitän verlässt das sinkende Schiff nicht. Außerdem ist es gleichgü ltig, wohin ich fliehe, van Akkeren wird mich finden. Er muss mich vernichten, um sich selbst zu beweisen. Das ist leider so, es sind die Regeln.«
»Nicht ganz«, flüsterte de Salier.
»So? Soll ich neugierig werden?«
»Ja, das ist schon gut. Ich kenne eine Möglichkeit. Es ist für dich leicht, von hier wegzukommen.«
»Dann höre ich gern zu.«
»Der Sessel, Abbé, der Knochensessel. Er ist deine Chance. Du weißt selbst, dass er der direkte Weg in eine andere Welt ist. Hinein nach Avalon. Dort bist du vor van Akkeren sicher. Wenn das hier vorbei ist, holen wir dich zurück.«
»Es wäre eine Möglichkeit, falls sie funktioniert. Aber das wird nicht der Fall sein.«
De Salier konnte Bloch nicht verstehen. »Warum bist du so pessimistisch? Du hast es noch nicht versucht.«
»Und ich werde es auch nicht versuchen.«
»Warum nicht?«
»Weil ich noch der
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