1217 - Todfeind der Templer
ihn zukam. Sie war jetzt keine Ersche inung mehr, sondern ein hübsches blondes Kind, das auf der Schwelle zum Teenager-Alter stand. Er sah, dass sie blaue Augen hatte. Sie strahlten, und das war trotz der schlechten Lichtverhältnisse zu sehen. Und ein Strahlen ging auch von ihrem Gesicht aus. Überhaupt verbreitete sie einen wunderbaren Optimismus, der Bloch nicht verborgen blieb. Es machte ihr überhaupt nichts aus, sich in dieser fremden Welt zu bewegen. Sie wirkte so, als fühlte sie sich zu Hause.
Bloch verfolgte ihren Weg mit den Blicken. Clarissa stoppte nicht direkt vor ihm. Ehe sie den Tisch erreichte, drehte sie ab und setzte sich auf den Stuhl, auf dem bis vor kurzem noch Godwin de Salier gesessen hatte. Von der Seite her schaute sie den alten Templer an, und es lag nicht die Spur einer Falschheit in ihrem Blick.
Es war auch etwas mit dem Abbé geschehen. In Gesellschaft des Mädchens fühlte er sich besser. Clarissas Erscheinen hatte seine Angst vertrieben. Begreifen konnte er es nicht, aber er nahm es einfach hin und freute sich darüber.
Der Abbé war sonst nicht auf den Mund gefallen, doch in diesen langen Augenblicken fehlten ihm die Worte. Er konnte seine Besucherin nur anstrahlen, die einen Optimismus verbreitete, der einfach ansteckend sein musste, denn seine eigenen Sorgen schwanden dahin. Er sah die Welt wieder optimistischer.
»Du also bist Clarissa«, flüsterte er und schüttelte den Kopf, als könnte er es noch immer nicht fassen. »Ja, endlich.«
»Warum sagst du das?«
»Hat man mich nicht hier zu euch bringen sollen? Es war John Sinclair, der es getan hat.«
»Das stimmt. Meine Freunde und ich wollten uns um dich kümmern. Du solltest nicht in die Fänge deiner Eltern geraten, die Kontakt zu einem mächtigen Dämon hatten. Von unserer Seite her war alles gut vorbereitet, nur ist es dann anders gelaufen.«
»Ich wurde von Elohim geholt.«
»Das weiß ich. Und wie geht es dir jetzt?«
»Wunderbar.« Bei dieser Antwort strahlten die Augen so hell, dass sie einfach nicht lügen konnte. »Ich bin in einer anderen und sehr schönen Welt. Ich habe Engel gesehen, ich habe auch Elohims Vater erlebt. Er heißt Raniel, aber zumeist bin ich bei meinem neuen Freund, und wir fühlen uns wohl. Ich bin gerettet worden, aber ich möchte etwas von dem zurückgeben.«
Bloch nickte. »Das ist sehr ehrenwert. Aber wie hast du dir das vorgestellt?«
»Indem ich dir helfe.«
Der Abbé schwieg. In diesen Augenblicken fühlte er sich beschämt, und er senkte den Kopf. Er konnte es nicht fassen, dass ein Kind zu ihm kam, um ihn zu beschützen. Nicht John Sinclair, auch nicht Suko, sondern ein Mädchen, in dessen Blick nicht die Spur von Falschheit lag. Clarissa musste gespürt und auch gesehen haben, was sich hier zusammenbraute, und es hatte sie nicht mehr in ihrer Welt gehalten. Sie zeigte auch keine Angst, sondern schaute den Abbé nach wie vor offen an.
»Warum genau hast du deine Welt verlassen?«, fragte er.
Sie streckte ihre Hand vor und fasste nach seiner. Der Abbé ließ es mit sich geschehen. Er fühlte die warme Hand auf seiner, und ihn durchströmte ein gutes Gefühl. Nach all der Angst genoss er die Veränderung sehr.
»Ich musste es tun. Ich bin es schuldig. Ich weiß, wer meine Eltern gewesen sind. Ich habe erfahren, dass sie den falschen Weg gingen, und ich möchte nicht, dass sie im Nachhinein noch gewinnen. Ich will nicht, dass das Böse siegt. Ich habe gehört, dass jemand zurückgekehrt ist, der sich als Baphomet ausgibt. Er will euch vernichten. Er will alles an sich reißen. Er ist der Götze, dem auch meine Eltern gedient haben, und ich hasse ihn. Ja, ich hasse ihn. Ich will nicht, dass er irgendwelche Menschen zerstört, sie tötet und wer weiß was mit ihnen anstellt. Du und deine Freunde, ihr seid auf dem richtigen Weg, aber Baphomet und seine Diener sind es nicht. Verstehst du?«
»Ja, Clarissa, ich habe dich verstanden. Ich weiß deine Hilfe auch zu schätzen, aber ich muss dich zugleich warnen. Du hast dich mit Feinden eingelassen, die sehr stark und mächtig sind. Es wird nicht so einfach sein, sie zu besiegen. Es haben schon viele Menschen versucht. Van Akkeren hat alle Hindernisse aus dem Weg geschafft, und jetzt wird er zu uns kommen, um uns zu vernichten. Besonders auf mich hat er es abgesehen, denn ich führe die Templer-Gruppe.«
»Das weiß ich alles, Abbé. Aber jetzt bin ich hier, um zu helfen. Ich bin zwar spät gekommen, aber ich bin da, und das ist wohl
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