1217 - Todfeind der Templer
die entsprechenden Informa tionen über van Akkeren zu geben, doch das trat leider nicht ein.
Er blieb nur leicht erwärmt, und die Farbe in seinem Innern bewegte sich wie Wolken, die von einer Seite zur anderen trieben.
Etwas musste ihn allerdings verändert haben. Dass er selbst es gewesen war, das wollte der Abbé nicht glauben. Es steckte eine andere Kraft dahinter, die er sich noch nicht erklären konnte. Nur der Eindruck, nicht mehr unbedingt allein zu sein, der verstärkte sich immer mehr in ihm.
Der Abbé drehte den Kopf, ohne den Würfel dabei loszula ssen. Er sah in die Dunkelheit im Zimmer und suchte vergeblich nach Bewegungen, was ihn nicht überzeugte.
»Wer bist du?«
Bloch hatte die Frage einfach stellen müssen. Sie war einfach über seine Lippen gedrungen. Für einen Moment lauschte er noch dem Flüstern nach, das verwehte, ohne dass er eine Antwort bekommen hätte.
Dann, nach Sekunden, erlebte er die Überraschung. Eine ferne Stimme sprach ihn an.
»Hallo…«
Bloch schrak zusammen. Er zog unwillkürlich den Kopf ein.
Die Stimme hatte ihn überrascht. Sie hatte auf ihn neutral geklungen. Es war ihm unmöglich gewesen, herauszufinden, ob sie von einer männlichen oder weiblichen Person stammte, doch er wusste, dass er sich nicht geirrt hatte.
»Wo bist du?«, flüsterte Bloch.
»Hier…«
Bloch schluckte. »Hier bei mir? Hier im Raum?«
»Ja…«
»Und… und… wer bist du?«
Gerade auf diese Frage hätte er sich eine Antwort gewünscht, doch es kam keine. Der Abbé war enttäuscht. Er wartete darauf, dass sich die Stimme wieder meldete, aber in den folgenden Sekunden passierte nichts.
Bloch hielt noch immer seinen Würfel fest. Er wusste selbst nicht, warum, aber plötzlich hatte er wieder Hoffnung bekommen. In seinem Kopf war der Gedanke an Vincent van Akkeren verschwunden. Seine Gedanken beschäftigten sich ausschließlich mit der weichen, neutralen Stimme, und er dachte zugleich darüber nach, wer diese geisterhafte Person wohl sein konnte, die Kontakt zu ihm aufgenommen hatte.
Vorstellen konnte er sich nichts. Ihm fielen auch keine Namen ein. Diejenigen Menschen, die er kannte, hätten sich auf eine andere Art und Weise gemeldet und nicht über den Würfel. Es war noch immer die gleiche Welt um ihn herum, aber trotzdem hatte sie sich verändert. Er nahm sie jetzt als gefüllt wahr, und nicht nur der Würfel gab ihm die Botschaft.
Wenn es zutraf, dann musste das Andere aus ihm hervorgekrochen sein, um sich im Raum zu verteilen.
Bloch hütete sich davor, aufzustehen. Er bewegte nur seine Augen. Er durchsuchte den Raum, er konzentrierte sich auch auf die Flammen der Kerzen, weil er damit rechnete, dass sie ihm möglicherweise durch ein leichtes Flackern oder Wehen einen Hinweis gaben, doch das passierte nicht.
Sie brannten ruhig und fingerhoch weiter. Nichts störte sie.
Aber die Stimme habe ich mir nicht eingebildet, dachte Bloch.
Ich bin völlig normal. Ich höre keine Geräusche, die es in der Wirklichkeit nicht gibt. Da muss etwas vorhanden sein. Über seinen Rücken rann ein kalter Schauer, aber Bloch riss sich zusammen und blieb starr auf seinem Stuhl sitzen.
»Ich bin noch da…«
Der Abbé schrak zusammen. Für einen Moment schloss er die Augen. Er hatte wieder nicht feststellen können, wer gesprochen hatte. Mann? Frau…?
»Dann zeig dich doch!«
Nach seiner Aufforderung erlebte er keine Reaktion. Die Stille lag weiterhin wie ein dichtes Netz über ihm. Er konnte sich nicht bewegen, aber er merkte, dass sich im Raum etwas verdichtete. Da meldete sich die andere Seite.
Die fingerlangen Flammenzungen der Kerzen, die immer ruhig gebrannt hatten, gerieten plötzlich in Bewegung, als wären sie von einem Windhauch erfasst worden. Sie wehten nach links, dann wieder nach rechts, als wollten sie den Beobachter einen Tanz vorführen. Der Wind erwischte ihn nicht. Er blieb auf den Bereich beschränkt, an dem die Kerzen standen.
»Zeige dich endlich…«
»Ja, ja, Abbé, das werde ich. Es ist Zeit. Ich muss mich auch zeigen…«
Plötzlich tauchte die Gestalt wie aus dem Nichts aus.
Er wusste nicht, ob sie von der Decke nach unten gesackt oder aus dem Boden gestiegen war. Jedenfalls war sie da, und sie durchwehte das Zimmer wie ein Schleier.
Seine Augen weiteten sich. Feinstofflich, nicht aus einem festen Material. Ein heller Schatten, der von einer Seite des Zimmers zur anderen huschte, sich dann drehte und sich lautlos dem am Fenster stehenden Knochensessel
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