1218 - Dämonenflucht
geschafft. Wenn irgendwie möglich, werde ich mich aufs Ohr legen und eine Mütze voll Schlaf nehmen. Ich fahre dann zurück nach London und hoffe, dass du bald hier eintreffen wirst.«
»Ja, mal sehen.«
»Was soll das denn? Ich lasse auch den Rover wieder zurückbringen.«
»Das ist nicht wichtig. Ich habe eher den Eindruck, dass es van Akkeren noch mal versucht.«
»In der Nacht?«
»Ja. Es muss ihn gewurmt haben, eine Niederlage erleiden zu müssen. Die Schmach will er ausmerzen.«
»Kann ich mir denken. Er sucht bestimmt einen Stützpunkt, und der wird das Kloster werden.«
»Deshalb halte ich die Augen auf. Okay, dann mach ich jetzt Schluss«, sagte ich und gähnte dabei.
»Also doch müde?«
»Eigentlich kaputt.«
»Dann leg dich endlich lang.«
»Mache ich auch.«
»Und gib auf dich Acht. Neuerdings kann man ja leicht zu einem Vampir werden.«
»Mal den Teufel nicht an die Wand, Suko. Aber es wird schon alles klappen. Bisher haben wir es noch immer geschafft. Grüß die Anderen, wenn du in London bist.«
»Mach ich, aber ich werde noch etwas tun.«
»Was denn?«
»Dein Kreuz putzen, damit du es wie neu zurückbekommst, Alter.«
»Was würde ich nur ohne dich machen?«, fragte ich stöhnend.
»Ja, das ist wirklich ein Problem.«
Für uns war das Gespräch beendet. Es hatte mir gut getan, die Stimme meines Freundes und Kollegen zu hören. Diese geistige Aufmunterung hatte ich einfach gebraucht nach allem, was hier passiert war.
Als ich einen Blick auf die Uhr warf, war es Viertel vor Zwei.
Eine unchristliche Zeit, um wach zu bleiben, was mir auch schwer fallen würde. Der Körper verlangte einfach sein Recht.
Ich überlegte, ob van Akkeren das Kloster bereits beobachtete oder sich schon in seiner direkten Nähe aufhielt. Es gab auch eine dritte Möglichkeit. Er konnte sich zurückgezogen haben, um seine Wunden zu lecken. Das wäre mir nicht eben lieb gewesen, auch wenn ich mich recht groggy fühlte.
Kein Templer würde in dieser Nacht in einen tiefen Schlaf versinken. Sie würden wachen, denn ich war mir sicher, dass sie von Godwin de Salier eingeweiht worden waren.
Was hätte ich getan, wäre ich an der Stelle eines Vincent van Akkeren gewesen?
Es war schwer, mich in ihn hineinzuversetzen, aber er war jemand, der die Templer mit seinem Hass verfolgte und vor allen Dingen dem Abbé an den Kragen wollte. Ihn zu töten, wäre für van Akkeren das Absolute gewesen.
Deshalb konnte ich auch davon ausgehen, dass sich der Grusel-Star ihm nähern würde. Hinzu kam das offene Fenster, das ein idealer Einstieg für ihn war. Außerdem verstand ich Bloch nicht, weil er trotz dieser Lücke im Überwachungssystem in seinem Schlafzimmer bleiben wollte, das direkt neben dem anderen lag.
Spielte er bewusst den Lockvogel? Wollte er es noch einmal wissen und van Akkeren zu sich locken, um auf eine schreckliche Art und Weise sein Leben zu beenden?
Wer kann schon wissen, was im Kopf eines anderen Menschen vorgeht. Ich wusste es auch nicht, aber ich machte mir Sorgen. So beschloss ich, das Zimmer zu verlassen und wieder nach unten zu gehen.
Als ich die Tür öffnete, um zu lauschen, war im Haus nichts zu hören. Eine schon unnatürliche Stille hatte sich in den Gängen ausgebreitet. Ich zerstörte sie nicht, denn ich bewegte mich so leise wie nur möglich auf die Treppe zu.
An deren Beginn war eine Kerze aufgestellt worden, deren Flamme mir den Weg wies. Ich stieg hinab, und auch jetzt bemühte ich mich, leise zu sein.
Unten angekommen schaute ich mich im schwachen Licht der Kerzen um. Vor der Zimmertür des Abbé saß kein Aufpasser, ich hatte also leichtes Spiel, in den Raum zu gelangen.
Die Enttäuschung erlebte ich wenige Sekunden später, nachdem ich die Klinke gedrückt hatte.
Es war abgeschlossen!
Den Fluch verbiss ich mir und fragte mich stattdessen, warum der Abbé seine Tür von innen verschlossen hatte. Es gab nur einen Grund. Er wollte allein bleiben und nicht gestört werden.
Und das, weil er möglicherweise jemanden erwartete.
Dieses Spiel gefiel mir ganz und gar nicht. Es war mein Glück, dass das Fenster offen stand. So schlich ich nach draußen, sah mich dort um, aber abgesehen von einer streune nden Katze sah ich nichts. Im Schatten der Mauer schlich ich so weit um das Haus herum, bis ich das Fenster ohne Scheibe erreicht hatte.
Dort blieb ich stehen. In der Nähe ragte die Mauer zum Garten auf. Sie störte mich nicht, und auch in meiner Umgebung war alles okay, wie ich
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