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1218 - Dämonenflucht

1218 - Dämonenflucht

Titel: 1218 - Dämonenflucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schlief.
    Er war erschöpft. Sein Alter konnte er nicht mehr verbergen.
    Er musste ihm Tribut zollen. Von ihrem Verbündeten van Akkeren wusste sie, dass der Abbé die Templer über Jahre hinweg geführt hatte und darüber alt geworden war. Irgendwann musste er das Zepter weiterreichen, aber davor hatte Justine den Biss gesetzt.
    Sie löste sich von der Tür. Obwohl der Abbé tief und fest schlief, bewegte sie sich so gut wie unhörbar auf das Bett zu.
    Die Umgebung interessierte sie nicht. Sie sah einzig und allein den Führer der Templer und dachte dabei an das Blut in seinen Adern, das sie bald sprudeln sehen wollte.
    An beiden Seiten des Bettes war der Platz breit genug, um dort stehen zu bleiben.
    Justine nahm sich die linke Seite vor. Sie lächelte bereits voller Vorfreude, als sie den Kopf senkte und das Gesicht des Schlafenden deutlicher hervortrat.
    Sie roch ihn. Sie roch den Menschen. Justine war ungemein sensibel, was dies anbetraf. Der Mensch war für sie wahnsinnig wichtig, weil er ihre Kraftquelle war, und so hatte sie den Eindruck, fast jeden Schweißtropfen wahrnehmen zu können, der sich auf der Haut des Schlafenden gebildet hatte.
    Die Lippen bewegten sich, aber noch hielt sie den Mund geschlossen. Sie sah das alte Gesicht mit seinen Falten und Furchen wie ein Relief vor sich, das allerdings in der Dunkelheit leicht im Bereich der Schatten verschwand.
    Das grauweiße Haar wuchs lang auf dem Kopf des Templers.
    Beim Hinlegen hatte es sich zur Seite gelegt. Nur einige Strähnen klebten auf der Stirn.
    Der Abbé hielt den Mund leicht offen. Aus ihm strömte nicht nur der Atem, sondern auch ein säuerlicher Geruch, der Justines Nase gar nicht gefiel.
    Sie ging an ihre Aufgabe sehr genussvoll heran und ließ sich auch die entsprechende Zeit. Dass der Abbé eigentlich van Akkeren gehörte, hatte sie in diesen Augenblicken vergessen.
    Mit geschickten Fingern verteilte sie die Haare an der linken Kopfseite des Mannes, damit sie nicht mehr den Hals bedeckten und sie beim Biss behinderten.
    Vampire können in der Dunkelheit wie Katzen sehen. Und sie erkannte den Schweiß auf der dünnen Halshaut, als wäre Öl darauf gepinselt worden, so dünn war der Film.
    Sie sah auch die Adern, durch die das Blut floss und meinte sogar, es riechen zu können. Für sie war es der Moment, den wohl alle Vampire genießen. Die Sekunden vor dem Biss.
    Diese irre Vorfreude, wie sie nur bei Blutsaugern eintrat. Das war das Größte überhaupt. Und wenn sie dann noch ihre Zähne in der Haut des anderen versenken konnte, war alles optimal.
    Justine Cavallo drückte ihren Kopf noch tiefer und öffnete dabei den Mund so weit wie möglich. Bei dieser Bewegung verlor das schöne Gesicht seine Perfektion. Mit dem weit aufgerissenen Mund sah sie aus wie das nackte Tier.
    Der letzte Ruck.
    Dann die Berührung.
    Sie setzte die Zähne an - und erschrak, als sie plötzlich die Stimme des Alten hörte.
    »Mein Blut wird dir nicht schmecken…«
    ***
    Zuerst glaubte Justine, sich verhört zu haben. Sie konnte es nicht begreifen, aber der Templer hatte tatsächlich mit ihr gesprochen, und er wiederholte seine Worte jetzt. »Es wird dir nicht schmecken. Mein Blut ist unbekömmlich. Es ist für dich verseucht.«
    Es war kein Atemzug, der aus dem Mund der Vampirin fegte, sondern ein pfeifendes Geräusch, das so etwas wie Enttäuschung ausdrückte. Ihre Zahnspitzen lösten sich vom Hals des Mannes, und automatisch hob sie auch den Kopf wieder an.
    Sie schaute nach unten und direkt in das Gesicht des Templers.
    Der Abbé hielt die Augen offen. Sein Blick war nicht verha ngen, sondern so klar wie der eines Menschen, der bei voller geistiger Kraft ist und genau weiß, was er will. Sie las keine Angst in seinen Augen, möglicherweise ein wenig Spott.
    »Was soll das?«
    »Ich bin nicht der Richtige für dich. Mein Blut ist unbekömmlich. Bist du schon so arm, dass du auf mich zurückgreifen musst, Justine?« Er konnte sogar lachen. »Das hätte ich nicht gedacht. Das ist wirklich unwahrscheinlich.«
    »Blut ist Blut, Abbé, das musst du verstehen.«
    »Aber nicht mein Blut.«
    »Es hat mit dem Alter nichts zu tun.«
    Bloch ließ Justine nicht aus den Augen. »Da hast du Recht, es hat mit dem Alter nichts zu tun.«
    »Ach. Und wie kommt es zu deinem Sinneswandel?«
    »Für die Wahrheit war vorhin nicht genü gend Zeit!«
    »Und jetzt?«
    »Habe ich sie.«
    Justine schüttelte den Kopf und lachte zugleich. »Aber ich habe sie nicht. Ich

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