1218 - Dämonenflucht
Morgensternen gekämpft, doch diese Zeiten waren längst vorbei.
Die neuen Templer verließen sich auf andere Waffen. Auf Pistolen, Revolver und Kreuze, auf Bannsprüche und Weihwasser, doch der perfekte Schutz war es nicht, den gab es auch gar nicht, das war ihnen ebenfalls klar.
Der recht neue Anbau beherbergte auch eine kleine Kapelle.
Dort hatten sich die Männer versammelt, weil sie sich in den Mauern geborgen fühlten.
Godwin de Salier saß als Einziger nicht. Die anderen hatten in den Bänken ihre Plätze gefunden und schauten auf den Mann, der seinen Platz zwischen der ersten Reihe und dem Altar gefunden hatte. Es war nicht dunkel in der kleinen Kapelle.
Das Flackerlicht einiger Kerzenflammen strich über die Wände hinweg und auch über die Bilder, die dort hingen. Es waren die Gemälde der großen Templerführer, die auch an den Kreuzzügen teilgenommen hatten und auf die Versammelten schauten, als wollten sie ihnen eine besondere Botschaft mit auf den Weg geben. Von der Decke, jedoch nicht zu weit nach unten, hing das Templerkreuz, das aussah wie ein vierblättriges Kleeblatt.
Es war still geworden, und Godwin de Salier wartete, bis auch das allerletzte Flüstern verstummt war. Erst dann begann er mit seiner Rede, die ihm nicht leicht fiel, was auch seinem Gesicht anzusehen war, denn es zeigte einen gequälten Ausdruck.
Er sprach davon, was alles in der letzten Zeit gesche hen war, und er fasste sich dabei kurz. Dann kam er auf den eigentlichen Grund der Versammlung zu sprechen und dabei nahmen seine Augen einen sehr ernsten Ausdruck an.
»Es wird sich in dieser Nacht entscheiden, wie es mit uns weitergeht. Ich bin davon überzeugt, dass unsere Feinde noch keine Ruhe gegeben haben, auch wenn es manchem von euch so scheinen mag. Aber van Akkeren gibt nicht auf. Nicht er, versteht ihr? Er hat nicht so lange gewartet, um sich plötzlich wieder zurückzuziehen. Wir werden mit ihm rechnen müssen. Das weiß auch der Abbé, mit dem ich lange gesprochen habe.«
Godwin holte tief Luft, bevor er auf dieses schwierige Thema zu sprechen kam. »Jeder Mensch wird älter, und auch unser Abbé macht da keine Ausnahme. Dass er nicht mehr jung ist, wurde ihm immer mehr bewusst, und so hat er die Konseque nzen gezogen. Er hat sich entschlossen, die Leitung des Klosters hier abzugeben.«
Nach dieser Einleitung legte de Salier eine Pause ein. Er wollte, dass seine Freunde ihre Überraschung verdauten.
Mancher von ihnen hatte es vielleicht gespürt, doch niemand hatte gewagt, eine entsprechende Frage zu stellen. Nun war es heraus, und Godwin erlebte die meisten seiner Freunde sprachlos.
»Hat niemand etwas dazu zu sagen?«, fragte er.
»Der Abbé wird wissen, was er tut.«
»Ja«, bestätigte de Salier, »das denke ich auch. Aber es hat sich noch etwas verändert. Bloch wollte nicht, dass unsere Gruppe führerlos bleibt, und deshalb hat er mich zu seinem Nachfolger bestimmt. Ich weiß, es ist eine einsame Entsche idung gewesen, und ich frage mich, ob es richtig ist, dass ich sie euch mitteile und es nicht dem Abbé selbst überlasse, aber ihr wisst selbst, dass sich die Dinge nicht eben zum Positiven entwickelt haben. Es kann noch viel geschehen. Dabei können sich die Ereignisse überstürzen, und deshalb denke ich, dass ihr schon jetzt Bescheid wissen solltet.«
Bevor de Salier weitersprechen konnte, hörte er eine Frage.
»Redest du auch so, weil du den Tod des Abbé einkalkuliert hast?«
»Nein. Oder auch ja. Denn für uns ist die Gefahr ebenfalls vorhanden. Ich wollte nur, dass ihr wisst, wie unsere Zukunft aussieht. Das heißt nicht, dass sich Bloch zurückzieht. Er wird uns weiterhin erhalten bleiben und mit Rat und Tat zur Seite stehen, so Gott will. Aber er hat die vorderste Front verlassen, weil er genau weiß, wie es um ihn bestellt ist.« De Salier erlaubte sich ein Lächeln, bevor er weitersprach. »Auch ich werde mir natürlich bei ihm so manchen Rat holen, denn ich weiß seine Erfahrungen sehr zu schätzen. Ansonsten bleibt es dabei, dass ich die Leitung des Klosters übernehme. Ich habe nicht vor, die Dinge zu verändern, aber wir werden noch in Ruhe über dieses Thema zu sprechen haben, wenn wir die Gefahr abgewehrt haben.«
»Und wer könnte uns gefährlich werden?«
»Van Akkeren.«
»Der ist zurückgeschlagen worden.«
»Ja«, sagte Godwin und nickte dem Sprecher in der ersten Reihe zu. »Aber er ist nicht vernichtet. Van Akkeren ist stark genug, um einen zweiten Angriff zu unternehmen,
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