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1220 - Gefangen im Hexenloch

1220 - Gefangen im Hexenloch

Titel: 1220 - Gefangen im Hexenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Poren trat und auf meinem Körper schon längst eine klebrige Schicht hinterlassen hatte.
    Die Schwüle war wie eine Decke, die unsichtbar immer tiefer drang. Vom Bach her breitete sich zudem die Feuchtigkeit aus.
    Das Wasser kondensierte in der Luft, sodass sich erste feuchte Tücher hatten bilden können, die am gegenüberliegenden Ufer in den dichten Wald eindrangen und bereits durch das Unterholz schlichen.
    Es gab keinen Wind mehr. Zumindest erreichte er den Grund des Hexenlochs nicht. Über mir am Himmel standen noch immer die Wolken. An ihren Rändern glaubte ich, einen gelblichen Schein zu sehen, und ich wartete förmlich darauf, dass das Gewitter losbrach. Es war noch nichts zu hören und auch kein Wetterleuchten in der Ferne zu sehen. Die Luft würde sich also noch weiter aufladen.
    Mücken tanzten wie wild durch die Luft. Sie blieben nicht nur in der Nähe des Baches, sondern umschwirrten auch mich mit ihren summenden Geräuschen.
    Der Wald auf der anderen Seite war wichtig. Den Beweis hatte ich nicht, aber ich konnte mir einfach keine andere Möglichkeit vorstellen. Wenn jemand entführt und dann versteckt wurde, gab es hier eigentlich nur die Möglichkeit, ihn dort zu verbergen.
    Also musste ich dorthin.
    Ich überlegte, ob ich auf der Fahrt eine Brücke gesehen hatte.
    Da konnte es eine gegeben haben, aber sicher war ich nicht.
    Zur Not musste ich durch den Bach gehen, der zwar nicht besonders breit war, dessen Wasser aber recht schnell floss und dabei über glatte Steine sprudelte, schäumte oder spritzte.
    Ich verließ den Platz zwischen den Autos und näherte mich dem Bachufer. Die Straße führte sowohl nach rechts als auch nach links weiter, aber von keiner Seite erhielt ich Besuch.
    Dafür fiel mir etwas anderes auf.
    Aus dem dichten Geäst der Bäume an der gegenüberliege nden Waldseite lösten sich die dunklen Vögel, die mit flatternden Flügelschlägen in die Höhe stiegen. Da der Bach nicht zuviel Wasser führte, hielt sich auch dessen Geräusch in Grenzen, sodass mir das Flattern der Schwingen schon auffiel.
    War das Verhalten der Tiere normal oder nicht? Ich gehörte nicht zu den Naturkundlern, war allerdings ein misstrauischer Mensch und sah es zunächst mal als nicht so normal an.
    Mir fiel ein, dass man früher die Hexen oft genug in Verbindung mit Raben gebracht hatte, und diese sechs Tiere konnten durchaus Raben sein, die stets auf den knochigen Schultern der hässlichen Frauen gesessen hatten.
    Einige Zutaten stimmten hier schon, die zu einem bösen Märchen gepasst hätten.
    Die Vögel zogen ihre Kreise. Sie blieben stets oberhalb des Geästs und dabei auch auf der anderen Seite des Bachs, als wollten sie von dort alles unter Kontrolle haben.
    Ich hielt mich mit einer Reaktion zurück. Außerdem taten sie mir nichts. So konnte ich abwarten.
    Nach einiger Zeit wurde es mir langweilig, die Raben zu beobachten. Ich überlegte, ob ich den Bach überqueren sollte, aber etwas hielt mich davon ab.
    Im Gestrüpp auf der anderen Seite entdeckte ich eine Bewegung. Zuerst dachte ich an ein Tier, das sich dort seinen Weg bahnte, aber es musste schon ein sehr großes Tier gewesen sein, denn es bewegten sich auch die Enden der Sträucher und wurden sogar von menschlichen Händen zur Seite geschoben.
    Vier Hände waren es.
    Zwei Personen.
    Keine Erwachsenen, sondern ein Junge und ein Mädchen, wobei der Junge mir etwas älter erschien.
    Ich hatte die beiden noch nie in meinem Leben gesehen, aber ich wusste trotzdem, wen ich vor mir hatte. Es waren Sascha Helm und seine Schwester Gitti, die Kinder des verschwundenen Ehepaars.
    Beide hatten blonde Haare, der Junge etwas dunklere als seine Schwester. Sie hielten sich an den Händen gefasst.
    Natürlich kam mir das Märchen von Hänsel und Gretel in den Sinn. Da waren die beiden Geschwister auch in den Wald gegangen, hatten sich verlaufen und waren schließlich in das Knusperhaus der bösen Hexe gelangt, die nur auf sie gewartet hatte, um sie in den Backofen zu stecken.
    So weit war es hier noch nicht gekommen, aber als ich die beiden sah, konnte ich nicht anders denken. Sie waren zwar nicht gekleidet wie Zwillinge, aber sie trugen Jeans und bis zu den Hüften hängende Shirts mit großen Zahlen auf den Vorderseiten.
    Sie schauten mich an, und ich dachte gar nicht daran, meinen Blick zu senken.
    Ich wartete darauf, dass sie mit mir Kontakt aufnahmen. Als das nicht eintrat, ergriff ich die Initiative und hob mit einer langsamen Bewegung meinen

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