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1221 - Geschäft mit der Angst

1221 - Geschäft mit der Angst

Titel: 1221 - Geschäft mit der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte er nicht mehr nur Angst um sich selbst, sondern auch um seine kleine Familie. Um Sheila, um seinen Sohn. Er sah sie tot nebeneinander liegen, und sie hatten ihn allein auf der Welt zurückgelassen.
    Das waren genau die Bilder und Vorstellungen, die ihm sonst durch schwere Albträume gebracht wurden, auch wenn er sie nur selten erlebte. Dann aber waren sie so schrecklich intensiv gewesen wie jetzt und brachten ihn beinahe um.
    Er konnte die Angst auch schmecken. Irgendwas steckte in seinem Mund und hatte sich bis zur Kehle vorgearbeitet, sodass ein Schlucken kaum möglich war.
    Bill flüsterte den Namen seiner Frau und seines Sohnes. Er war, ohne es zu wollen, durch die andere Macht zu einem Angstpaket geworden und erlebte mit offenen Augen die schlimmsten Träume.
    Langsam sanken seine Hände wieder nach unten. Das schreckliche Bild löste sich auf. Er sah Sheila und Johnny nicht mehr tot vor seinen Füßen liegen.
    Da gab es nur noch die Treppe und den Dunst, in dem die letzte Stufe verschwand.
    Bill stöhnte auf. Ich muss hier raus! Das sagte ihm eine Stimme, die noch so etwas wie den normalen und gesunden Menschenverstand symbolisierte. Die Stimme drängte ihn, und sie schaffte es tatsächlich, die Angst wieder ein wenig zurückzudrücken.
    »Ich mache es!«, flüsterte er sich selbst mit schwerer Stimme zu. »Ich muss hier raus…«
    Es war für ihn leichter gesagt als getan. Bill musste zunächst seine Trägheit überwinden. Das war nicht mit seinem Willen verbunden, sondern lag einzig und allein am Körpergewicht, das das Dreifache des Normalen angenommen hatte.
    Auch fiel es ihm schwer, den Kopf zu senken. Er besaß ebenfalls ein anderes Gewicht. Aber Bill sprang über den eigenen Schatten hinweg - und bewegte sich.
    Mit einer ruckartigen Bewegung rutschte er eine Stufe vor.
    Geschafft!
    Es war der kleine innerliche Jubel, der ihn stimulierte und ihm auch die Kraft gab, weiterzumachen. Sein Gesicht zeigte dabei einen verbissenen Ausdruck. Er biss sich auf die Lippen, sodass er das Blut schmeckte, stemmte die Arme zu beiden Seiten des Körpers gegen den harten Stein der Treppe und gab sich den nächsten Ruck.
    Ja, es klappte.
    Auf der vorletzten Stufe blieb er hocken. Die Beine angezogen, in einer furchtsamen Haltung. Wie jemand, der Angst vor der eigenen Courage hat. Dabei war es nur noch eine Stufe.
    Eine Stufe!, hämmerte sich der Reporter ein. Nur eine Stufe, was kein Problem sein dürfte. Nur der kurze Ruck nach vorn, dann habe ich es geschafft.
    Für eine kurze Zeitspanne war es ihm gelungen, die Angst zu verdrängen. Es tat ihm gut, diesen einen klaren Gedanken verfolgen zu können.
    Aber es war schwer, ihn in die Tat umzusetzen. Bill musste wieder kämpfen. Von neuem erfasste ihn die Angst.
    Weiter! Nur noch eine Stufe, nicht mehr…
    Er schrie sich innerlich an. Das letzte Hindernis entpuppte sich als das Schwerste, aber Bill dachte nicht daran, aufzugeben. Er schrie, und dieser Schrei gab ihm genau den Mut, den er brauchte, um auch das letzte Hindernis zu überwinden.
    Bill rutschte über die letzte Stufe hinweg - und hatte die Treppe hinter sich gelassen.
    Er hatte das Gefühl, schreien zu müssen. Es war geschafft.
    Das mächtige Hindernis gab es nicht mehr. Er lag auf dem Boden und bewegte sich dort zur Seite, um aufzustehen.
    Bill merkte, dass etwas auf ihn zukam. Es war furchterregend.
    Er hatte den Kopf leicht angehoben und hielt seine Augen offen. Er wollte sehen, was sich ihm da näherte, und er hörte bereits die ersten Stimmen.
    Was sie sagten, verstand er nicht. Es war wie beim ersten Kontakt durch das Handy, doch es waren die gleichen Stimmen, wenn Bill sich nicht irrte.
    Sie flüsterten. Sie jammerten. Sie schrien. Sie sorgten dafür, dass seine Furcht wieder anstieg und er sich vorkam wie von fremden Mächten umzingelt.
    Es kam schon einem kleinen Wunder gleich, dass er es schaffte, wieder auf die Füße zu kommen. Er hatte sich dabei am Ende des Geländers in die Höhe gezogen.
    Auch sein Gehirn war wieder klar geworden. Er dachte logisch und prägte sich ein, dass er nur noch bis zur Tür laufen musste, um das unheimliche Haus zu verlassen.
    Bill wollte seinen Fuß vorsetzen. Es hätte auch geklappt, aber er blieb stehen. Sein Gesicht nahm einen ungläubigen Ausdruck an, weil er nicht begriff, was in seiner unmittelbaren Umgebung vorging und ihn mit einschloss.
    Wieder stellte er fest, dass er sich in einer anderen Welt befand, obwohl sie im Prinzip noch die Gleiche geblieben

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