1222 - Die Jenseits-Sekte
gesagt.«
»Scheint mir allmählich auch so.«
Die Reifen schmatzten wieder auf dem Asphalt. Ich dachte daran, dass der Typ nicht ins Nichts fahren würde. Er musste irgendwann mal abbiegen, wenn ein Te il von dem stimmte, was er uns unter die Weste geschoben hatte.
Ja, er bog ab. Und zwar in einen Weg hinein, dessen Einmündung wir noch nicht sahen. Aber wir verfolgten den Jaguar weiter, der jetzt im rechten Winkel zu uns fuhr. Das helle Licht der Scheinwerfer fiel auf das flache Gelände wie ein blasses Leichentuch, doch es riss kein Ziel aus der Dunkelheit, mit dem wir uns hätten zufrieden geben können.
Suko löschte das Licht unserer Scheinwerfer. Es passierte kurz vor der Abbiegung, und die fanden wir auch im Dunkeln.
Der Rover schaukelte über einen Übergang hinweg, dann hatten wir einen Weg erreicht, der direkt in das flache Gelände hineinführte und irgendwo im Nichts zu enden schien, denn ein festes Ziel war für uns nicht auszumachen. Dafür trieb der seichte Dunst über die Felder, als wollte er Teile von ihnen unter sich begraben.
Auch das rote Licht der Heckleuchten sahen wir nicht mehr.
Alles schien in der Dunkelheit untergegangen zu sein. Die Welt war in Schwärze versunken.
Ich hätte auch neben dem Ro ver herlaufen können, so langsam fuhren wir jetzt. Es war mehr ein Tasten, das uns immer tiefer in das unbekannte Gelände hineinbrachte.
Suko bremste sehr plötzlich.
Ich hatte nicht damit gerechnet und wurde in den Gurt gedrückt, obwohl wir so langsam fuhren. Sein Manöver war nicht grundlos erfolgt, denn vor uns stand - der Jaguar. Er war zur Seite gelenkt worden und stand mit zwei Rädern auf dem Feld.
Wir blieben nicht sitzen und überlegten auch nicht, wie wir uns verhalten sollten. Es kam darauf an, schnell und sicher zu handeln. Deshalb stiegen wir aus.
Den Jaguar erreichten wir zur gleichen Zeit. Die Waffen hatten wir nicht gezogen, aber unsere Hände befanden sich nicht weit von den Griffen entfernt.
Keiner von uns musste eine Tür öffnen, um zu sehen, dass der Jaguar leer war. Dennoch ging ich um ihn herum, sackte auf dem Feld mit den Schuhen im Dreck ein und blieb neben Suko stehen, der sich vor dem Wagen aufhielt und auch nach vorn schaute, in die für uns unbekannte Richtung.
»Da war etwas«, sagte er mit leiser Stimme, in der eine gewisse Spannung lag.
»Was denn?«
»Der Geist?«
»Ach?«
Suko amüsierte sich über meinen erstaunten Blick. »Ja, er hat es geschafft, sich zu verwandeln. Schon im Wagen. Deshalb haben wir Abbot auch nicht aussteigen gesehen. Als Geist ist die Materie für ihn kein Hindernis.«
»Super. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, wohin er sich gewandt hat.«
Suko hob seine Augenbrauen. »Wenn du genau hinschaust, kannst du die Umrisse eines Hauses sehen. Ich nehme an, dass genau das sein Ziel ist.«
Es stimmte. Ich sah den dunklen Umriss inmitten dieses sonst leeren Geländes. Es war wirklich wie auf dem Mond oder auf einer einsamen Insel am anderen Ende der Welt. Wir beide fühlten uns wie von der Zivilisation abgeschnitten, aber dahinter steckte ein Plan, das war uns ebenfalls klar.
»Ich gehe auch davon aus, dass er uns gesehen hat, John. Der ist nicht dumm. Schon bei der Kontrolle hatte ich das Gefühl, dass er uns nicht ganz ernst nimmt.«
»Das sollte er besser.«
»Weißt du, wie gut er ist?«
»Besser als wir?«
»Das will ich nicht hoffen.« Suko schlug mir auf die Schulter.
»Okay, dann lass uns gehen.«
Der Weg ist das Ziel, und in diesem Fall war es das einsam im Gelände stehende Haus, dessen Existenz für mich überhaupt keinen Sinn hatte, wenn ich ehrlich war.
Aber für die andere Seite. Für Menschen, die nach eigenen Regeln existierten und immer wieder in der Lage waren, selbst uns zu überraschen. Je näher wir an das Haus herankamen, um so besser konnten wir es sehen und stellten fest, dass es nicht sehr hoch und auch nicht sehr breit war, sondern in der Größe der eines Einfamilienhauses glich. Ferner fiel uns auf, dass kein Licht brannte. Zumindest nicht an der Vorderseite, aber im Haus war es an einer bestimmten Stelle heller, das sagte uns der Blick durch die Scheiben.
Wir sahen noch einen Wagen. Es war ein dunkler Van, der nicht weit von der Eingangstür entfernt parkte. Hätte der Bau einen Vorgarten besessen, hätte er dort gestanden, doch dem war nicht so. Die Wiese reichte bis an die Hauswand heran.
Das Gras sah keinesfalls frisch gemäht aus, das war selbst in der Dunkelheit zu
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