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1224 - Das Herz der Hexe

1224 - Das Herz der Hexe

Titel: 1224 - Das Herz der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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konnte sich nicht vorstellen, dass sie den Stein aus eigener Kraft in die Höhe hob, dafür war er viel zu schwer, aber Xenia zeigte auch hier, dass sie etwas Besonderes war. Sie musste an irgendeine wichtige Stelle geraten sein, jedenfalls hatte sie einen Druckpunkt erreicht, und sie brachte es tatsächlich fertig, dass sich der Stein bewegte.
    Es war kein Knirschen, sondern nur ein leises Schaben zu hören, als er sich zur Seite drehte und so den Eingang zu einer Höhle frei gab, aus der kein Licht drang.
    Beide starrten sie in das Dunkel eines Tunnels, der schräg in die Tiefe führte.
    »Hier sind wir richtig, Amy!«
    Die Angesprochene schob sich vor. Sie erkannte so gut wie nichts. Um in den Gang eintauchen zu können, musste sie sich bücken, und sie würde auch später nicht aufrecht gehen können, das stand trotz der dunklen Umgebung für sie fest.
    »Geh vor!«
    »Aber…«
    »Dir bleibt keine Wahl. Du musst mir vertrauen.«
    Das sah Amy ein. Sie hatte keine Chance, wenn sie allein war. Man suchte sie als Mörderin, und es machte ihr seltsamerweise nicht einmal etwas aus, dass sie die Krankenschwester umgebracht hatte. Den Begriff Reue kannte sie nicht mehr.
    Sie hatte sich voll und ganz mit ihrem neuen Leben abgefunden.
    »Tiefer bücken, Amy!«
    Die Warnung erfolgte zum richtigen Zeitpunkt, denn Amy streifte bereits mit den Haaren über die Decke des Tunnels hinweg. Sie sackte tiefer ein und bewegte sich auf allen Vieren voran, wobei sie merkte, dass der Weg recht steil in die Tiefe führte.
    Angst hatte sie nicht. Sie fragte sich nur, wo der Tunnel enden würde. In der Nähe floss die Themse, und wenn sie recht überlegte, führte der Weg bis unter das Flussbett.
    Hinter ihr bewegte sich die Hexe ohne Herz. Sie hatte den Eingang von innen her wieder verschlossen, sodass die beiden Personen jetzt von der absoluten Finsternis umschlossen wurden. In einem Sarg hätte es auch nicht finsterer sein können.
    Aber es blieb nicht so. Nachdem Amy mit der Schulter an einem Vorsprung entlanggeschrammt war und sich um ihn herumgedreht hatte, schaute sie wieder nach vorn. Es ging nicht mehr so steil abwärts. Das fiel ihr zuerst auf. Dass sie es überhaupt sehen konnte, lag einzig und allein an dem geheimnisvollen und unheimlich wirkenden Glosen, dessen Zentrum sich vor und unter ihr befand. Gelagert in der Tiefe, auf einem Grund und in einer Höhle, die wesentlich höher war als die Decke des Gangs, durch den sie sich bewegten.
    »Siehst du es schon?«, fragte Xenia hinter ihr.
    »Ja.«
    »Das ist meine Heimat. Da lebe ich. Das habe ich mir ausgesucht. Es ist ein still gelegter und vergessener Stollen, der fast unter dem Fluss entlangführt. Ein Ort für den Teufel. An ihm haben sich früher die Menschen versammelt, die Kontakt zum Satan suchten. Männer und Frauen. Viele meiner Schwestern waren dabei, und ihr Fluidum ist dort noch vorhanden. Es ist mein Elixier, denn ich fühle mich zwischen dem alten Erbe mehr als wohl. Hier hat der Tod seine Gültigkeit verloren, was du auch bald spüren wirst.«
    Amy hatte sehr genau zugehört und auch jedes Wort verstanden, doch es fehlte ihr einfach das große Begreifen. Allerdings ging sie schon davon aus, dass auch sie sich in diesem Versteck aufhalten würde, um von einem Menschen allmählich zu einer Hexe zu werden. Das Herz der Hexe besaß sie bereits, und vielleicht wurde auch sie zu einer Beigabe für den Teufel.
    Sie streckte einen Arm in die Höhe und fühlte die Decke nicht mehr über sich. Also riskierte sie es und richtete sich auf. Ja, das war zu schaffen, auch wenn sie den Kopf einziehen musste.
    Der Weg fiel zwar noch ab, aber nicht sehr steil. Sehr bald stand Amy in einer Umgebung, mit der sie nie gerechnet hätte und die sie zum Staunen brachte.
    Sie befand sich tatsächlich in einer Höhle, durch die das türkisfarbene und unheimlich wirkende Licht geisterte, das auch den Körper der Hexe erfüllt hatte.
    Es reichte bis zur Decke und breitete sich auch zu den Seiten hin aus, sodass es über altes feuchtes Mauerwerk streifte und auch einen schmalen Kanal erfasste, der tief in die unterirdische Landschaft hineinführte und im Dunkeln endete.
    Amy Madson war sprachlos geworden. Auch erstaunt. So wie sie musste sich das Mädchen gefühlt haben, das allein in den Wald ging und dann sah, wie sich die Sterne vom Himmel lösten und als Goldstücke auf sie niederfielen.
    Sie hörte die Schritte der herzlosen Hexe hinter sich und drehte sich langsam nach links. Damit

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