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1224 - Das Herz der Hexe

1224 - Das Herz der Hexe

Titel: 1224 - Das Herz der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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für Xenia Wheeler sehr wichtig war und als Versteck diente.
    Der Fluss lag in der Nähe. Sie hörten ihn und sahen ihn nur indirekt, denn über dem Wasser schwebte der Dunst wie ein träges und nie enden wollendes Kissen. Er sah aus wie weiche Watte, die sich so gut wie nicht bewegte, denn es wehte kaum Wind.
    Die Luft stand wieder. Bald würde die Sonne am Himmel stehen und sie noch mehr erwärmen. Irgendwann würde es auch zu heftigen Gewittern kommen, verbunden mit Regengüssen, die die trockene Natur aufatmen ließen.
    An das Wissen, neben einer Toten herzugehen, hatte sich Amy zwar gewöhnt, wollte jedoch nicht länger darüber nachdenken. Überhaupt hatte ihr Inneres eine Umkehr erfahren.
    Sie war jetzt eine Gejagte. Sie fühlte sich den normalen Menschen nicht mehr zugehörig. In ihrer Brust schlug das Herz einer Hexe, die nun neben ihr herschritt. Seit Amy dies wusste, glaubte sie, dass ihr neues Herz noch kräftiger schlug als normal. Mit jedem Schlag pumpte es die fremden Gedanken in sie hinein, die ihr allerdings nichts mehr ausmachten.
    Als es immer heller wurde, erkannte sie auch mehr von der Umgebung. Bisher hatte sie gedacht, durch die Einsamkeit zu spazieren, aber das traf nicht zu. Sie bewegten sich zwar in der Nähe des Flusses weiter, wo keine Häuser standen, in denen Menschen wohnten, dafür aber hatten die Menschen hier die Landschaft künstlich verändert. Amy sah die zahlreichen Stände und Buden, entdeckte auch Zelte, und ihr wurde sehr schnell klar, dass man hier einen Markt im Freien aufgebaut hatte.
    »Hier sollen wir bleiben?«, fragte sie.
    »Nicht direkt«, antwortete Xenia, »aber hier sind wir sicher. Ich weiß es, ich kenne mich aus.«
    »Lebst du hier?«
    »Ja, ich halte mich hier versteckt.«
    Amy schüttelte verwundert den Kopf. »Zwischen den Buden und Zelten hier?«
    »Nein, nicht direkt.« Nach dieser Erwiderung blieben die beiden Frauen stehen. Xenia, die fast Nackte, denn sie trug nur so etwas wie einen kurzen Lendenschurz, deutete in eine bestimmte Richtung. Sie führte zum Fluss hin und auch zu einer erhöhten Stelle, als hätte man dort einen Deich angelegt.
    »Da werde ich dich hinbringen.«
    Amy wusste nicht mehr weiter. »Was… was soll ich denn dort?«
    »Du wirst dich verstecken.«
    »Auf dem Hügel?«
    »Nein, nicht wirklich. Komm mit.«
    Xenia machte es spannend und ging einfach los. Amy blickte auf den nackten Rücken der seltsamen Person. Auch jetzt besaß die Haut nicht die Farbe einer menschlichen. Sie schimmerte in diesem ungewöhnlichen Grün oder Türkis, und es war sicher, dass die Hexe zwischen den normalen Menschen auffiel.
    »Komm endlich!«
    Diesmal hatte Xenia nicht gesprochen, sondern den Befehl in das Gehirn ihrer Begleiterin geschickt. Es hatte sich nicht geändert. Es war wie in der Reha gewesen.
    Amy hütete sich davor, dem Befehl nicht Folge zu leisten. Sie wusste genau, dass sie dem Einfluss der anderen Person nicht mehr entkommen konnte. Xenia beherrschte die Szene und würde sie auch weiterhin beherrschen, denn sie besaß die Macht.
    Unterwegs hatte Amy die Chance bekommen, sich den Körper der Hexe anzuschauen. Sie wusste ja, dass man ihr das Herz entnommen hatte, aber es war nichts zu sehen. Es gab keine Narbe, keine Nahtstelle, die Haut war wieder glatt zusammengewachsen. Für Amy Madson war es ein Phänomen, aber nicht nur das. Auch sich selbst bezeichnete sie als ein Phänomen, und in ihr früheres Leben würde sie bestimmt nicht mehr zurückkehren können. Alles war anders geworden.
    Xenia wartete auf sie. Sie war schon einige Schritte den Hang hoch geklettert und hatte eine schräge Haltung eingenommen.
    Die Arme waren angewinkelt, die Hände hatte sie in die Hüften gestützt, und auf ihren Lippen lag ein totenstarres Lächeln.
    Vergleichbar mit dem einer künstlichen Figur, die irgendwo in der Fabrik entstanden war.
    Amy fragte verwirrt: »Ist das der Ort, an den du mich hinbringen willst«
    »Ja.«
    »Aber ich…«
    »Lass mich nur machen.«
    Amy war von Xenias Sicherheit abermals beeindruckt. Sie stellte auch keine Frage mehr und ließ sie machen. Eine wie Xenia wusste genau, wo es lang ging.
    Sie drehte Amy den Rücken zu und bückte sich, nachdem sie bis zu einem aus dem Boden ragenden Stein gegangen war, der aussah, als hätte ihn eine gewaltige Hand in den schrägen Boden gedrückt, um für alle Ewigkeiten ein Zeichen zu setzen.
    Xenia hatte ihre Arme ausgebreitet und beide Hände gegen die rauen Seiten des Steins gelegt. Amy

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