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1225 - Bastion im Grauland

Titel: 1225 - Bastion im Grauland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hatte. Das mußte Fonneher sein. Er war annähernd drei Meter groß. Von den acht kräftig entwickelten Extremitäten diente ihm das unterste Paar als Stand- und Gehwerkzeug. Aus der Mitte des Leibes trat das Gesicht in der Art eines flachen Reliefs hervor. Es wurde beherrscht von einem großen, starr blickenden Auge, das von einem buschigen Wimpernkranz umrahmt wurde.
    Die Wimpern, soviel wußte man inzwischen, waren Sensororgane, die akustische Signale und Gerüche vermittelten. Unter dem Auge befand sich ein mit wulstigen Lippen ausgestatteter Mund, der erstaunlich humanoid wirkte. Die Hautfarbe des Tiziden war ein kreidiges Weiß. Dort, wo die nackte Körperoberfläche zum Vorschein trat, wirkte sie wie mit Mehl bestäubt. In der Tat neigten die Tiziden zu raschem Hautverschleiß und verbrauchten einen nicht geringen Bruchteil ihrer metabolischen Energie zur ständigen Nachbildung der Epidermis.
    An Kleidung trug Fonneher mehrere Schürzchen, die verschiedene Teile seines Körpers bedeckten. Unterhalb des Mundes hatte er sich einen breiten Gürtel um den Leib geschlungen, der zahlreiche Taschen enthielt. Am auffallendsten war indes, daß die Gestalt des Tiziden keine jener Verunstaltungen enthielt, die unter seinen Artgenossen im Grauland fast schon zur Selbstverständlichkeit gehörten. Offenbar hatte er darauf verzichtet, am eigenen Körper genetische Experimente vorzunehmen. Er repräsentierte, mit anderen Worten, das Original des tizidischen Phänotyps.
    Domo Sokrat Sokrat auf ihn zu. Dumpf dröhnte seine Stimme: „Fonneher, wie freuen sich meine Herzen, dich wiederzusehen! Lange ist es her, seit wir das letzte Mal miteinander sprachen. Viel ist seitdem geschehen. Sag mir: Ist alles wohl in Korzbranch?"
    Die Arme des Tiziden sanken herab.
    „Längst ist nicht mehr alles wohl in Korzbranch", antwortete er mit heller Stimme im üblichen Tiefenslang. „In den Kavernen sind die Vitalsaboteure des Grauen Lords an der Arbeit und versuchen, den Fluß der Lebensenergie einzudämmen. Von Zeit zu Zeit macht sich Graueinfluß in der Kolonie bemerkbar. Auch hat Lord Mhuthan eine riesige Armee an den Grenzen seines Bereichs aufmarschieren lassen, und es besteht kein Zweifel, daß er eine Invasion des Landes Schätzen plant. Auf dem Weg dorthin wird er auch Korzbranch überrennen."
    „Das wollen wir sehen...", grollte der Haluter.
    Er wurde unterbrochen. Durch die offene Tür des kleinen Gebäudes drangen die wimmernden Laute eines elektronischen Geräts. Fonneher fuhr herum.
    „Gerechter Gott von Tizit", rief er erschreckt aus. „Ich habe vergessen, daß ein Kampf im Gang ist."
    Er stürmte in den halbdunklen Raum jenseits der Tür, der praktisch das gesamte Innere des Würfels einnahm. Domo Sokrat folgte ihm, und hinter dem Haluter drängten sich die übrigen durch die Öffnung.
    „... hatten es auf Sokrat und seine Begleiter abgesehen", hörte Atlan eine knarrende Stimme sagen. „Aber Sokrat ist mitsamt den anderen plötzlich verschwunden, von einem Augenblick zum ändern. Als hätte sie jemand..."
    „Ich weiß", fiel Fonneher dem Wachposten ins Wort. „Sie sind hier bei mir."
    „Bei dir? Wie können sie bei dir sein?"
    „Das ist eine lange Geschichte, Drzodu", antwortete der Tizide. „Ich bin sicher, ich werde sie in Kürze zu hören bekommen, und dann kann ich dir darüber erzählen. Wie verhalten sich die Ratane?"
    Atlan sah ihn einen Blick in Richtung eines Videogeräts werfen, auf dessen Bildfläche rasch variierende Impulsformen dargestellt wurden.
    „Sie suchen", antwortete Drzodu mit der knarrenden Stimme. „Sie verstehen genauso wenig wie ich, wohin Sokrat plötzlich verschwunden ist."
    „Sie machen keine Anstalten, Korzbranch anzugreifen?"
    „Wie könnten sie das? Im Augenblick ist der Graueinfluß nicht wirksam."
    „Recht hast du, Drzodu", seufzte Fonneher. „Laß mich wissen, wenn die Lage sich ändert."
    Er unterbrach die Verbindung und wandte sich um. Sein Gesicht, bestehend aus dem großen Auge mit seinem Haarkranz und dem dicklippigen Mund, besaß einen nachdenklich traurigen Ausdruck. Das brauchte nichts zu bedeuten. Was verstand er schon von der Physiognomie und dem Mienenspiel der Tiziden?
    „Sokratos", sagte er zu dem Haluter, „du hast Gäste mitgebracht. Du bist auf unerklärliche Weise aus dem Nichts erschienen. Ich bin ein Wesen von minimaler Neugierde, solange es nicht um meine Wissenschaft geht, aber..."
    Domo Sokrat machte eine beschwichtigende Geste. Er wirkte fehl am

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