1225 - Bastion im Grauland
angedeutet wurde.
„Keine besondere Schwierigkeit", sagte er zufrieden. „Gelobt sei der Geist der Technik, der angeordnet hat, daß alles, was nach demselben Prinzip funktioniert, auf die gleiche Weise aufgebaut sein muß..."
Draußen knallten die Schwingenschläge der Ratane. Desintegratoren fauchten.
Blaßgrüner Wald löste sich zu grauen Schwaden molekularen Staubs auf. Das Licht war düster. Eine Ahnung tödlicher Gefahr schwebte in der feuchtkalten Luft. Vor der Tür war Domo Sokrat in Deckung gegangen. Bis jetzt hatte das kleine, würfelförmige Gebäude das Interesse der Angreifer nicht erregt. Man brauchte sie nicht mit Gewalt darauf aufmerksam zu machen, daß sich hier die Kontrollzentrale befand.
Organisierten Widerstand gab es nicht. Der Graueinfluß hatte Korzbranch in seinen Bann geschlagen. Die Kolonisten flohen vor den Ratanen und sahen untätig zu, wie Hektar um Hektar ihrer grünen Welt in Staub aufging. Nur hier und da löste sich ein vereinzelter Schuß und stach durch das Blattgewirr der dichten Vegetation nach einer der Flugechsen. Hin und wieder wurde sogar einer der Ratane getroffen und stürzte mitsamt seiner Reiterschaft in das Pflanzenmeer. Im großen und ganzen erlitten Lord Mhuthans Truppen bei diesem Vorstoß jedoch nur geringfügige Verluste. Der Tiefeneinfluß war diesmal von ungewöhnlicher Intensität.
Fonneher, von Sekunde zu Sekunde mürrischer, hatte sich mehrmals geweigert, mit Atlan und Jen Salik zusammenzuarbeiten. Die groben und drohenden Zusprüche des Arkoniden hatten ihn immer wieder zur Räson gebracht. Seine Auskünfte kamen zögernd, unwillig, mitunter zweideutig. Aber jetzt, knapp eine Stunde nach Beginn der Arbeiten, schien das Werk vollbracht.
Atlan setzte einen Timer auf eine Laufzeit von vierzig Sekunden. Sobald das Relais ansprach, lief der Rest des Prozesses automatisch ab.
Er eilte zum Ausgang. Der Rest der Gruppe folgte ihm, selbst Fonneher, dem trotz des Graueinflusses wenigstens noch ein Rest wissenschaftlicher Neugierde geblieben war.
Als Atlan durch die offene Tür stürmte, sah er drei Ratane, die im Tiefflug geradewegs auf den kleinen Würfel der Kontrollstation zuschössen. Auf dem Rücken einer jeden Echse saßen fünf Paladine. Sie waren so nahe, daß er die Ringe der Sinnesorgane an den zylindrischen Schädeln flackern sah. Er schnellte sich zur Seite und schrie eine Warnung. Er riß den linken Arm in die Höhe und zielte auf den vordersten Ratan. Die Echse bäumte sich auf. Der mächtige Körper wand sich in konvulsivischen Zuckungen.
Ihre Reiter wurden in die Höhe geschnellt. Laut schreiend stürzten sie in das dichte Gewirr der Pflanzen jenseits des Pfades. Ihre Schreie verstummten, als man die dumpfen Laute des Aufpralls hörte. Der Ratan zog mit wild flatternden Schwingen über die Kontrollstation hinweg. Irgendwo hinter dem Gebäude baute er eine Notlandung. Man hörte das Krachen des Gestrüpps.
Der Arkonide robbte durch das hohe Gras, das den Würfel der Kontrollzentrale umgab.
Wie lange noch, bis vierzig Sekunden abgelaufen waren? Er wandte sich um und blickte zum Eingang der Station zurück. Unter der Türöffnung stand Twirl, reglos und im Schock, wie seinerzeit auf der Dschungellichtung. Der zweite Ratan hatte den Jungen ausgemacht. Er senkte den Stachel, den er anstelle eines Schädels trug, und schoß auf den Jungen zu.
„Lauf, Twirl, lauf!" schrie Atlan.
Aber Twirl rührte sich nicht. Atlan gab sich nicht viel Mühe mit dem Zielen. Per Gedankenbefehl entlud er den Paralysator. Sein Schuß ging weit am Ziel vorbei. Die Echse reagierte nicht. Unbeirrt näherte sie sich ihrem Ziel. Verdammt, Junge, lauf! schoß es ihm durch den Sinn. Aber Twirl, der den mächtigen Stachel auf sich zukommen sah, blieb steif, als sei ihm jegliche Muskelkraft abhanden gekommen.
Da geschah etwas Seltsames. Der Ratan wandte sich mitten im Flug zur Seite. Das Manöver erfolgte mit solcher Plötzlichkeit, daß die Paladine, die auf dem Rücken der Echse saßen, Mühe hatten, den Halt zu wahren. Die Echse schoß über das Blätterdach des Waldes hinweg. Sie bewegte sich mit flatternden Flügelschlägen auf das hohe Gebäude der Ratsstätte zu. Atlan hatte keine Zeit, ihre Manöver zu verfolgen. Aber er hörte den donnernden Krach, den der Ratan auslöste, als er gegen die Wand aus hartem Stahlstein prallte.
Gebannt verfolgte der Arkonide den Flug der dritten Echse, die sich der Kontrollstation inzwischen bis auf fünfzig Meter genähert hatte.
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