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1225 - Die Reliquie

1225 - Die Reliquie

Titel: 1225 - Die Reliquie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erzählten, wenn sie von der guten alten Zeit berichten.
    Es gab keinen Supermarkt. Es gab keine Tankstelle, und wir sahen auch keine TV-Schüsseln auf den Dächern oder an den Wänden. Hier lebte man für sich, hier war man sich selbst genug.
    Wir fühlten uns beim Aussteigen wie auf einer kleinen Insel und sahen in der Nähe die kleine Kirche, die schon mehr eine Kapelle war. Graues Mauerwerk, in das sich Pflanzen hineingefressen hatten und den größten Teil mit einem grünen Schutz aus Blättern umgaben.
    Natürlich waren wir aufgefallen. Wahrscheinlich gab es keine weiteren Fremden hier im Kaff. Unser Wagen parkte neben einer Mauer, hinter der ein flaches bungalowähnliches Haus stand, das so gar nicht zu den anderen passen wollte. An einem Schild lasen wir, dass man dort Dinge des täglichen Bedarfs erwerben konnte und Reparaturen aller Art durchgeführt wurden.
    Wir schauten uns beide etwas ratlos um, und Suko fragte:
    »Wo sollen wir anfangen?«
    Das wusste ich auch nicht. Die Bewohner jedenfalls machten nicht den Eindruck, als wollten sie unbedingt mit uns ins Gespräch kommen, denn sie taten so, als wären wir nicht vorhanden. Drei Jugendliche standen beisammen, unterhielten sich, schauten hin und wieder zu uns rüber, taten jedoch ansonsten so, als gäbe es uns nicht. Eine Frau fuhr auf dem Rad an uns vorbei und lenkte es dann in einen schmalen Weg hinein, der zu dem flachen Laden führte.
    Es gab einen Pub.
    Oft genug schon hatten wir in diesen Gasthäusern etwas über Menschen erfahren, aber dieser Pub sah so aus, als hätte er geschlossen. Niemand ging hinein, niemand trat heraus, und vor der Tür hockte eine schwarze Katze wie ein Wächter.
    »Man will hier keine Fremden, John.«
    »Warum nicht?«
    »Man lebt für sich.«
    »Und mit alten Knochen.«
    »Okay, da kommt jemand.«
    Suko hatte einen Mann in mittleren Jahren gemeint, der eine zweirädrige Karre hinter sich herzog, auf die er einen Kasten Wasser geladen hatte. Er sah uns, aber auch er reagierte nicht.
    Das musste er Sekunden später, als wir ihm in den Weg traten.
    Er tat so, als hätte er uns erst jetzt gesehen. »Ja, bitte, was wollen Sie?«
    Hinter uns fuhr ein Auto entlang. Das Motorengeräusch hörte sich schon urig laut an.
    »Wir möchten Ihnen einige Fragen stellen.«
    Der Mann, der eine lange Jacke und eine graue Hose trug, schüttelte den Kopf. »Ich weiß nichts, tut mir Leid. Außerdem muss ich jetzt weiter. Sorry.«
    »Es dauert nicht lange.«
    »Nein.«
    Ich blieb hart und trat auch nicht aus dem Weg. Ebenso wenig wie mein Freund Suko. »Es geht auch nicht um Sie, sondern um einen Mann, der hier gelebt hat oder von hier stammt. Er heißt Eric Tallier.«
    Und plötzlich erlebten wir eine Reaktion. Der Karrenzieher erbleichte so stark, dass wir sogar die bläulichen Adern unter seiner Gesichtshaut erkennen konnten. Er blies uns mit einem Zischlaut die Luft entgegen, bevor er hastig zu sprechen begann.
    »Es ist nichts. Sorry. Ich habe nichts mit ihm zu tun.«
    »Aber Sie kennen ihn?«, fragte ich.
    Das gab er widerwillig zu.
    »Wo hat er gewohnt?«
    Der Knabe schüttelte nicht nur seinen Kopf, er bewegte auch die Hände dazu. »Nein, nein, er hat nicht bei mir gewohnt. Das wollen wir mal festhalten. Ich habe mit ihm auch nichts zu tun gehabt, und will mit ihm auch nichts zu tun haben. Er ist nicht mehr da, und die Sache ist für uns vergessen.«
    »Das soll sie auch sein, Mister. Mich würde nur interessieren, wo er hier in Knockbain gewohnt hat.«
    Er schaute sich um. Ihn bedrückte die Antwort, nur wollte er sie nicht sagen. Zudem fühlte er sich auch von einigen Dorfbewohnern beobachtet, und das schien ihm nicht zu passen.
    »Ich will ihn vergessen. Er ist auch nicht lange hier geblieben. Man sollte gewisse Dinge ruhen lassen.«
    »Dafür sind wir auch, Mister. Aber erst sollten sie aufgeklärt werden.«
    »Gehen Sie zu Tessa Long!«, stieß er hervor.
    »Gut. Und wo ist das?«
    »Hinter der Kirche stehen drei Häuser!«, flüsterte er. »Das mittlere ist es. Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Eine Frage noch.«
    Der Mann verdrehte die Augen, aber ich ließ nicht locker.
    »Warum hat er bei Tessa Long gewohnt?«
    »Sie vermietet Zimmer.«
    »Danke sehr.«
    Wir gaben ihm den Weg frei, und der Mann zog hastig seine Karre hinter sich her, sodass es wie eine Flucht wirkte. Wir schauten ihm nach, und Suko hatte seine Stirn gerunzelt.
    »Da scheint etwas im Busch zu sein oder unter der Oberfläche zu gären«, meinte er.
    »Und

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