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1227 - Verschollen im Mittelalter

1227 - Verschollen im Mittelalter

Titel: 1227 - Verschollen im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Smith
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angesichtig ward, und sich der Boden auftat, auf dass er durch einen riesigen Schlund die glühende Hölle erblicke.« Er warf einen jähen Blick auf seine Frau und sagte leise: »Und Rainald sagt, dass der Antichrist eine Laute bei sich gehabt hat, mit der er die Heerscharen der Hölle rief, auf dass sie Verdammnis brächten über das sündige Menschengeschlecht.«
    Judiths Augen flackerten. »Eine Laute?«
    »Ganz recht. Warum fragst du?« Misstrauen schwang in seiner Stimme.
    »Fürchtet euch nicht!«, hob Luk plötzlich an. »Denn glaubet mir: Der Jüngste Tag ist fern! Und jene, die rein sind im Geiste, werden die himmlischen Weihen empfangen vor jenen anderen, die an das Böse glauben und sich von ihm verführen lassen.«
    Ihr Gastgeber bekreuzigte sich und neigte das Haupt vor Luk.
    Nelson sah seinen Freund überrascht an. Die Begabung zu solch salbungsvollem Geschwafel hatte er ihm gar nicht zugetraut.
    »Was ist mit dem… Antichristen?«, hakte Judith nach. »Treibt er sich noch in dieser Gegend herum?«
    Ihr Gegenüber runzelte die Stirn. »Rainald hat die Mannen des edlen Alpais von Greifenfels von der Gefahr unterrichtet. Sie durchkämmen die Wälder um den Dämon aufzuspüren. Aber Rainald sagt, dass sich der Antichrist vor seinen Augen in einen Skorpion verwandelte und im Gebüsch verschwand. Da können sie lange suchen…«
    »Und seine Laute, hat sich die gleich mitverwandelt?«, fragte Judith spöttisch.
    Nelson zuckte zusammen. Was sollte das jetzt?
    Ihr Gastgeber sah sie irritiert an. »Ich verstehe nicht«, antwortete er gedehnt und warf seiner Frau einen ängstlichen Blick zu.
    »Ich meine nur«, fuhr Judith unbeirrt fort, »dass euer Rainald womöglich eine blühende Fantasie hat, die einen Unschuldigen schnell ins Grab bringen kann.«
    Nelson trat unter dem Tisch nach ihr, aber seine Beine waren zu kurz. Er blitzte sie wütend an. Was war bloß in sie gefahren?
    »Meiner Freun… äh… Bruder Ignatio ist der Wein in den Kopf gestiegen«, beeilte er sich zu sagen und fing nun seinerseits einen zornigen Blick von Judith auf. »Er hat das nicht so gemeint, wie es sich vielleicht angehört hat. Er wollte nur zu bedenken geben, dass…«
    »Der Wein«, murmelte ihr Gastgeber und wiegte nachdenklich den Kopf. »Woher, sagtet ihr, kommt ihr?«
    Nelson spürte ein Kribbeln im Genick. Sei auf der Hut!, warnte ihn eine Stimme. »Wir haben uns, fürchte ich, noch gar nicht angemessen vorgestellt«, begann er und schenkte dem Hausherrn sein liebenswürdigstes Lächeln. »Zu groß war die Aufregung, in der wir euch bei unserem Eintreffen vorfanden. Verzeiht also. Ich bin Edward von Dartmoor, dies ist Gawein von Killarney und unser fantasierender Bruder hört auf den Namen Ignatio von Edinburgh.« Judith wurde rot vor Zorn und setzte zu einer schroffen Erwiderung an, besann sich dann aber eines Besseren und schwieg. »Wir sind Minoriten vom Orden der Franziskaner«, fuhr Nelson fort, »aber dies hast du sicher längst erkannt. Burg Rosenstoltz soll auch unseren Segen erhalten, weshalb wir uns vor Monaten von Britannien aus auf den Weg gemacht haben um dem großen Feste beizuwohnen.«
    Ihr Gastgeber kratzte sich am Kinn. »Britannien? Dann seid ihr über das große Meer gesegelt?«, fragte er ungläubig.
    »Kreuzritter haben uns mitgenommen«, erwiderte Nelson, »die mit Kaiser Friedrich ins Heilige Land ziehen wollen um Jerusalem von den Ungläubigen zu befreien.«
    »Kreuzritter, soso.«
    Nelson spürte das Misstrauen fast körperlich. Er wurde zunehmend nervöser. Kurzerhand beschloss er das Thema zu wechseln. »Der Fährmann sagte uns, wir fänden bei Pippin dem Tumben Quartier für die Nacht?«
    »Pippins Stall ist voll«, antwortete sein Gegenüber. Seine Stimme klang nicht mehr annähernd so freundlich wie zuvor. »Ihr könnt für eine Nacht hier bleiben. In der Scheune ist Platz. Das sind wir euch wohl schuldig.« Er stand abrupt auf. »Folgt mir.«
    Als sie hinaustraten, verschwand die Sonne gerade hinter dem Horizont. Der Himmel im Westen hatte sich blutrot verfärbt. Die Luft, so schien es Nelson, schmeckte nach Quellwasser. Er konnte gar nicht genug davon kriegen.
    Ihr Gastgeber führte sie zu einem Bretterverschlag hinter dem Haus. Er öffnete das Gatter und wies ins Innere. »Dort findet ihr Stroh. Wann gedenkt ihr aufzubrechen?«
    »Nach Sonnenaufgang«, antwortete Nelson. Der Mann wandte sich ab und wollte schon zurück ins Haus, als Nelson noch etwas einfiel. »Wenn Alpais’ Mannen den

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