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1227 - Verschollen im Mittelalter

1227 - Verschollen im Mittelalter

Titel: 1227 - Verschollen im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Smith
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Schwerter zur Weißglut brachten und bearbeiteten; lustig gekleidete Pagen legten entschlossen dreinschauenden Rittern prächtige Rüstungen an; und etwas abseits droschen Recken in Kettenhemden zur Übung mit hölzernen Schwertern aufeinander ein.
    Ein ohrenbetäubender Lärm drang zu ihnen herauf – ein Gemisch aus Waffengeklirre, martialischem Gebrüll, aufmunternden Rufen und schriller Musik. Die ganze Atmosphäre erinnerte Nelson an ein Fußballstadium kurz vor Beginn des Spiels, wenn sich die Vorfreude auf den bevorstehenden Schlagabtausch mit den ungezügelten Aggressionen mischt, die sich auf die gegnerische Mannschaft und deren Fans richten.
    Er und Judith verweilten einen Moment am oberen Rand des Hügels, bevor sie sich wieder in den Strom der Neugierigen einreihten und von diesen treiben ließen. Mittlerweile hatten sich die Ränge gefüllt. Sie hielten Ausschau nach Luk, konnten ihn aber in der Menge nicht ausmachen.
    Nelson und Judith erreichten die Arena gerade noch rechtzeitig, um am Rand der Tribüne, dort wo sich das niedere Volk versammelte, zwei Plätze zu ergattern. Sie saßen eingequetscht zwischen dreckstarrenden Bauern, die nach Feldarbeit rochen, und einigen älteren, naserümpfenden Dienern, die in ihrem kobaltblau leuchtenden Wams, den eng anliegenden Strumpfhosen und spitzen Schnabelschuhen wie lebendig gewordene Bilder einer längst vergessenen Epoche wirkten.
    Die edlen Damen und Herren hatten es sich auf der Tribüne gegenüber bequem gemacht. Ihre Plätze waren mit rotem Samt überzogen, prächtige Baldachine schützten sie vor Sonne oder Regen. Weltliche und geistliche Würdenträger saßen auf weichen Kissen einträchtig nebeneinander und übten gepflegte Konversation. Besonders die edlen Frauen fesselten Nelsons Aufmerksamkeit. Sie waren in bunte Gewänder aus Atlas und Damast, Brokat und Scharlach gehüllt, die an den Schultern eng anlagen, um in weiten Falten bis zu den Füßen herabzufallen. Ihre Haare hatten sie formvollendet in Locken gelegt oder mit bunten Bändern zu reizenden Kunstwerken drapiert. Kostbare Geschmeide aus Gold oder Silber, mit Perlen und Edelsteinen verziert, glänzten im Licht der hoch stehenden Sonne. Anmutig lächelten sie in die Runde, wobei sie den Herren selten mehr als einen Blick gewährten.
    »Pass auf, dass dir nicht die Augen aus dem Gesicht fallen«, zischte Judith. »Ein Bettelmönch wie du sollte sich besser in Griff haben.«
    Nelson lief rot an und murmelte irgendetwas in seinen nicht vorhandenen Bart, das, wie ihm sofort bewusst wurde, allzu sehr nach einer Rechtfertigung klang. Er tat so, als ob er die Herren mit derselben Aufmerksamkeit betrachtete wie zuvor die Damen und ließ, um dies zu unterstreichen, eine Bemerkung über einen ältlichen Edelmann fallen, dessen Haupt eine schlecht sitzende Perücke verunzierte.
    Beim nächsten Fanfarenstoß wurde es plötzlich still. In der Mitte der herrschaftlichen Tribüne erhob sich ein Edelmann, auf den sich sogleich alle Blicke richteten. Er trug einen prächtigen, von einer silbernen Kette zusammengehaltenen weinroten Mantel, den auf beiden Seiten je eine rosafarbene Rose zierte. Sein leicht angegrautes Haar fiel ihm in großen Locken auf die Schultern und umrahmte ein markantes Gesicht, dem ein fein gestutzter Bart die besondere Note verlieh. Seine ganze Haltung war respektgebietend und die Stimme, die aus seinem Mund erklang, brauchte keinen Verstärker, um auch im hintersten Winkel des Platzes gehört zu werden.
    »Ihr, die ihr hergefunden habt, um mit uns diesen denkwürdigen Tag zu feiern, ich heiße euch willkommen auf Burg Rosenstoltz. Mit Gottes Hilfe und dem Geschick meines Baumeisters Gilbert de Boulogne…« – dabei nickte er einem spitzgesichtigen, kahlköpfigen Mann zu seiner Rechten zu, der das Gesicht zu einem gekünstelten Lächeln verzog – »… ist es uns gelungen, diese Feste zu errichten, die für uns, die wir hier leben, eine würdige Heimstatt und jenen, die sie auf ihrem Weg kreuzen, ein Hort des Friedens sein soll.«
    Hochrufe erklangen, die der Fürst von Rosenstoltz, denn um diesen handelte es sich zweifellos, mit ausgestreckten Armen zum Verstummen brachte. »Sieben Jahre ist es her«, fuhr er fort, »da wir die alte Burg begruben um diese Feste zu erbauen, Gott und den Menschen zum Wohlgefallen. Mein Stolz, mein Frieden und mein Vermächtnis an all jene, die nach uns kommen um dieses Wunder zu bestaunen.«
    Erneut brach Jubel aus, den der Fürst jetzt stolzen

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