Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1227 - Verschollen im Mittelalter

1227 - Verschollen im Mittelalter

Titel: 1227 - Verschollen im Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Smith
Vom Netzwerk:
aus dem Nichts tauchten bewaffnete Gardisten auf und verteilten sich rund um die Arena. Daraufhin beschlossen die Übermütigen, doch lieber auf ihren Plätzen sitzen zu bleiben.
    Währenddessen schritten die Kämpfer auf ihren Rössern zur ersten Markierung. Nelson schätzte die Entfernung zu den Strohpuppen auf rund zwanzig Meter. Anscheinend mussten die Ritter jetzt ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen. War der blutige Teil der Kämpfe also vorbei?
    Der Fürst hob die Hand um sich Gehör zu verschaffen.
    »Den treffsichersten unserer Ritter wollen wir belohnen«, fuhr er fort. »Wer seine Streitaxt am häufigsten ins Ziel schleudert, dem sei ein Aufschub gewährt, auf dass er sich erst mit dem Sieger des voraufgegangenen Schwertkampfs messe. Seid ihr bereit?«
    Einer nach dem anderen hob seine Axt, woraufhin drei Knappen die Drehscheiben in Bewegung setzten. Sir Brian warf als Erster. Die Axt drehte sich mehrmals um die eigene Achse und krachte ins Herz der Puppe. Graf Ingolf und der blaue Reiter holten gleichzeitig aus und schleuderten ihre Waffen ebenso wie Brian ins Ziel. Nelson atmete geräuschvoll aus. Drei weiße Fahnen verkündeten, dass in dieser ersten Runde keine Entscheidung gefallen war.
    Das Volk tobte, während die Ritter ihre Pferde wendeten und zur zweiten Markierungslinie trabten. Hier wiederholte sich das Spiel, nur dass diesmal alle drei gleichzeitig ihre Streitaxt auf die Reise schickten, die im Abstand weniger Sekundenbruchteile in die rotierenden Scheiben einschlugen. Knappen eilten herbei und hielten die Räder an. Die Zuschauer wagten nicht zu atmen. Zwei weiße Fahnen wurden gehisst – und eine schwarze! Nelson stockte das Herz. Der blaue Reiter hatte sein Ziel verfehlt!
    »Oh nein«, stöhnte Luk.
    Bruder Knollennase grunzte zufrieden. »Was habe ich euch gesagt?«, brummte er selbstgefällig. »Vertraut auf Tadeus – er hat den besten Riecher.«
    »Zumindest den dicksten«, zischte Luk wütend.
    In Nelson verkrampfte sich alles. Ohne Zweifel bedeutete der Ausgang dieses Wettwerfens, dass sich die Chancen des blauen Reiters dramatisch verschlechtert hatten. Er konnte zwar dessen wahre Kraft nicht einschätzen – aber wer schon einen Kampf in den Knochen hatte, für den würde der nächste ohne Zweifel sehr schwer werden.
    Ohne wirkliches Interesse beobachtete Nelson, wie Sir Brian und Graf Ingolf erneut Aufstellung nahmen – mittlerweile um die vierzig Meter von den rotierenden Strohpuppen entfernt –, weit ausholten und die Äxte in hohem Bogen ins Ziel schleuderten. Die Knappen hielten die Scheiben an und reckten ihre Daumen. Beide hatten getroffen. Aber während Graf Ingolf seiner Puppe bloß den Fuß abgehackt hatte, saß die Axt des Engländers wie bei den vorangegangenen Würfen im Zentrum der Brust. Die Runde war entschieden. Sir Brian durfte sich noch etwas ausruhen und darauf hoffen, dass das folgende Aufeinandertreffen möglichst lange dauern würde. Dann hatte er am Ende leichtes Spiel.
    Für Graf Ingolf und den blauen Reiter blieb keine Zeit, mit dem Ausgang der Vorrunde zu hadern. Schon eilten die Knappen herbei, um ihren Herren Schwert und Schild zu reichen. Wie sich herausstellte, sollte der entscheidende Waffengang nicht zu Pferd, sondern zu ebener Erde ausgetragen werden. Als die Kämpfer ihre Schwerter zogen, erstarb auch das leiseste Geräusch auf den Rängen. Nelson versteifte sich. In der plötzlichen Stille meinte er sein Herz gegen die Brust pochen zu hören. Jetzt galt es! Jetzt würde sich Levents Schicksal entscheiden!
    Vor seinen Augen verwandelten sich die stolzen Ritter in Gladiatoren, die einer blutrünstigen Menge zu Gefallen aufs Äußerste gehen würden. Lauernd umrundeten sie sich, ihr Schild auf halber Höhe, während die Schwertspitzen über den Boden schleiften und einen Kreis nach dem anderen in den staubigen Sand malten.
    Blitzartig griff Graf Ingolf an. Als wäre das kiloschwere Schwert in seiner Hand aus Pappe, riss er es unversehens hoch und ließ es mit voller Wucht auf seinen Gegner krachen. Der blaue Reiter hatte seinen Schild gerade noch rechtzeitig hochgerissen um den Schlag abzuwehren, befand sich jetzt aber in der Defensive und musste sich der wütenden Hiebe Ingolfs erwehren. Rückwärts taumelnd sah er sich plötzlich einem Widersacher ausgesetzt, dessen Kraft er allem Anschein nach unterschätzt hatte. Ungestüm hieb Graf Ingolf auf seinen Gegner ein, sodass dessen Schild schon bald wie der verbeulte Deckel einer Mülltonne

Weitere Kostenlose Bücher