123 - Piraten aus dem Jenseits

die ihm begegneten, geahnt hätten, was mit ihm los war, hätten sie in panischer Furcht die Flucht ergriffen.
    Powers beachtete sie nicht. Er hatte ein Ziel, das Mr. Silver noch nicht kannte, und das steuerte er unbeirrbar an.
    Es war nicht leicht, so langsam zu fahren. Vor allem die anderen Autofahrer hatten dafür kein Verständnis. Mr. Silver störte den Verkehrsfluß, und so mancher Fahrer, der ihn überholte, schaute wütend zu ihm herüber. Einige zeigten ihm sogar den Vogel, aber das störte den Ex-Dämon nicht.
    Er paßte die Rollgeschwindigkeit seines Wagens weiterhin dem Tempo des Zombies an. Ken Powers’ Ziel schien der Themsehafen zu sein. Er ging an den Docks vorbei.
    Mr. Silver fuhr ihm nach, soweit es möglich war. Als er mit dem Wagen nicht mehr weiterkam, stieg er aus und heftete sich zu Fuß an die Fersen des Untoten.
    Überrascht stellte der Ex-Dämon fest, daß Powers erwartet wurde. Neben einer verwitterten Mole dümpelte ein Ruderboot, eingehüllt in geisterhaften Nebel.
    Drei Männer saßen darin. Ken Powers sprang in das Boot, und die Männer legten sofort ab. Lautlos tauchten sie die Kiemen ein und zogen kräftig durch.
    Boot und Nebel entfernten sich vom Ufer. Für Mr. Silver stand fest, daß er eine ungeheure Entdeckung gemacht hatte, Es handelte sich um keinen gewöhnlichen Nebel, der die ganze Zeit um das Ruderboot herum blieb.
    Es war ein Höllennebel, den das menschliche Auge nur in ganz seltenen Fällen durchdringen konnte. Für nahezu jedermann schob sich lediglich eine Nebelschwade über das Wasser.
    Was sich in ihr befand, war nicht zu sehen. Mr, Silver hatte natürlich keine Schwierigkeiten, das Geheimnis des Nebels zu durchschauen, und er machte eine zweite, noch viel besorgniserregendere Entdeckung: Das Ruderboot bewegte sich auf eine große, längliche Nebelbank zu.
    Auch sie vermochte vor dem Ex-Dämon nicht zu verhüllen, was sich in ihr versteckte. Der Hüne sah ein großes, altes Geisterschiff, eine Galeere mit stolz nach oben geschwungenem Bug und hoch au fragendem, turmähnlichem Heck.
    Mr. Silver kannte die Galeere nur zu gut.
    Es war das Piratenschiff des Geisterkapitäns Pan Allac!
    ***
    Pan Allac war ein gefährlicher Satan, der seit undenklichen Zeiten die Meere des Diesseits und des Jenseits unsicher machte. Er und seine grausamen Piraten raubten, plünderten und mordeten.
    Eine breite Biutspur zog sich durch die Zeiten - und nun lag Kapitän Allac Im Themsehafen vor Anker!
    Eingehüllt in diese Geisterwolke, damit niemand das Todesschiff sehen konnte. Aus welchem Grund war Pan Allac London angelaufen? Was wollte er hier?
    Yora verschaffte ihm Männer, die früher zur See gefahren waren. Sie schuf Zombies für das Geisterschiff. Ken Powers war gerade auf dem Weg dorthin.
    Was hatte der Geisterkapitän mit ihm im Sinn? Hatten sich Cosmo Canalito und seine Freunde vor langer Zeit den Haß des Kapitäns zugezogen?
    War Pan Allac gekommen, um sie mit auf große Fahrt zu nehmen? Mr. Silver beobachtete, wie der kleine Nebel in den großen eintauchte, und er sah, wie die Geisterpiraten den Untoten an Bord brachten.
    Niemand sonst konnte es sehen. Das Geisterschiff war gut getarnt. Mr. Silver hätte viel darum gegeben, wenn er die Pläne der Geisterpiraten gekannt hätte.
    Er war so in Gedanken, daß er nicht merkte, daß sich ihm von hinten jemand näherte. Als er dann aber ein knirschendes Geräusch hinter sich vernahm, fuhr er blitzschnell herum… und sah sich einem Skelett gegenüber!
    ***
    Der Knochenmann griff sofort an, stieß sich ab und warf sich gegen den Ex-Dämon. Es gelang dem Gerippe, den Hünen mit dieser Attacke, auf die er nicht vorbereitet gewesen war, zu überraschen.
    Das Skelett prallte gegen die breite Brust des Silberdämons, Mr. Silver machte einen Schritt zurück, trat aber ins Leere und stürzte mit dem knöchernen Feind ins eiskalte Wasser.
    Tief tauchten sie ein, und der Knochenmann verkrallte sich in Mr. Silvers Kleidung. Er wollte den Hünen nicht auftauchen lassen, versuchte ihn in die Tiefe zu ziehen.
    Mr. Silver mußte nicht unbedingt atmen. Er kam auch ohne Sauerstoff aus, hielt die Luft an und wollte sich freikämpfen, während ihn das Skelett immer mehr in die Tiefe stieß.
    Für einen Menschen hätte das das sichere Ende bedeutet, doch dem Ex-Dämon kam das Gerippe damit nicht bei. Er stieß den Knochenmann von sich, drehte sich und beförderte das Skelett noch weiter zurück.
    Inzwischen war der Hüne bis zum Grund abgesackt. Er