123 - Piraten aus dem Jenseits
die Beute darin einzuschlagen. Nicht alles, was glitzerte und funkelte, war auch wertvoll, aber das störte die Seeräuber nicht.
Noch nie hatten sie mehr erbeutet. Damit ließen sich die Schatztruhen randvoll füllen.
Als das Juwelenbündel zugeknotet war, ließ Pan Allac seinen grausamen Blick über die angsterfüllten Menschen schweifen.
»Ihr habt euch noch nicht freigekauft«, rief er höhnisch.
»Was wollt ihr noch?« wagte ein Mann zu fragen. »Wir besitzen nichts mehr. Wollt ihr auch unsere Kleider haben?«
»Nein, aber euer Leben!« erwiderte Pan Allac hart.
Wieder schluchzten Frauen auf, und Pamela Derek hielt sich an John Law fest. Er hatte gesagt, er würde sie beschützen, aber konnte er das?
Sie klammerte sich an diese Hoffnung, denn ohne sie mußte sie sich selbst aufgeben.
»Könnt ihr euch nicht mit dem Schmuck begnügen?« fragte der Schiffsarzt. »Mein Gott, ihr könnt doch nicht alle, die sich an Bord dieses Schiffes befinden, umbringen,«
Pan Allac grinste breit. »Können wir nicht? Es gibt nichts, was wir nicht können. Ich werde es dir beweisen. Komm her, tritt vor, du bist der erste, den ich töten werde!«
»Nein!« schrie Pamela und klammerte sich noch fester an John Law. »Ihr dürft ihm nichts tun. Ich liebe ihn!«
Wenn sie dachte, damit das Herz des Geisterkapitäns erweichen zu können, irrte sie. Es machte Pan Allac Spaß, ihr vor dem Tod auch noch diese Seelenpein anzutun.
»So«, sagte er mit hohntriefender Stimme. »Du liebst ihn. Dann hoffe, daß er dir keine Schande macht und wie ein Mann stirbt«, er richtete seinen Blick wieder auf den Schiffsarzt. »Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?«
Kreideweiß war John Laws Gesicht geworden. Gedankenfetzen durchrasten seinen Kopf wie altes Zeitungspapier, das ein wilder Sturm erfaßt hat.
Er mußte gehorchen, und er wollte nicht wie ein Feigling sterben. Er wollte allen ein Vorbild sein, würde nicht schreien oder um sein Leben jammern.
Er würde das unvermeidliche Schicksal nach außen hin mit stoischer Gelassenheit hinnehmen.
Als er sich von Pamelas Armen zu befreien versuchte, drückte sie ihn ganz fest an sich.
»Nein!« schrie sie und schüttelte heftig den Kopf. »Nein, ich lasse nicht zu, daß sie dich töten!«
»Bitte, Pamela«, sagte der Schiffsarzt eindringlich. »Laß mich los, sei vernünftig.«
»Ich will nicht, daß du stirbst!« schluchzte das Mädchen.
Es gelang ihm, freizukommen. Mit hoch erhobenem Kopf trat er vor den Geisterkapitän, der ihn gemein angrinste.
»Du bist sehr mutig«, bemerkte Pan Allac. »Auf die Knie!«
Dr. John Law gehorchte.
»John!« schrie Pamela mit tränenerstickter Stimme. »Ich… liebe… dich…«
Im selben Moment hob Pan Allac den Säbel…
ENDE des ersten Teils
[1] Siehe Tony Ballard Nr. 122 »Der Geisterwolf«
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