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123 - Piraten aus dem Jenseits

123 - Piraten aus dem Jenseits

Titel: 123 - Piraten aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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belästigt fühlte.
    Der Bärtige ließ sie nicht vorbei. Er redete auf sie ein. Was er sagte, konnte Alonzo Berry nicht verstehen, aber das Verhalten des anderen empörte ihn.
    Er wollte der Blonden zu Hilfe eilen, doch das war nicht nötig. Sie hatte ihn entdeckt, hob die Hand und rief: »Richard! Liebling!«
    Der Bärtige trat zur Seite und wandte sich ärgerlich und enttäuscht um. Die Blondine beachtete ihn nicht weiter. Stolz erhobenen Hauptes schritt sie an ihm vorbei.
    Wirklich - sie ging nicht, sie schritt. Und sie kam auf Alonzo Berry zu.
    »Ich bitte Sie, helfen Sie mir«, flüsterte sie, als sie nahe genug heran war. Und laut sagte sie: »Richard, wie schön, dich zu sehen!«
    Sie schob ihre Hand unter seinen Arm, und er spielte die Komödie mit.
    »Philomena, meine Liebe!« sagte er erfreut.
    Der Bärtige verschwand hinter einem Fahrplankasten, während Alonzo Berry mit dem Mädchen ein Stück weiterschlenderte.
    »Wieso Philomena?« fragte die Blondine schmunzelnd. »Heißt Ihre Frau so?«
    »Ich bin Junggeselle. Mir fiel in der Eile kein besserer Name ein. Meine Mutter hieß so. Wie heißen Sie wirklich?«
    »Dabney Stills.«
    »Alonzo Berry. Nicht Richard.«
    »Sie sehen aber aus wie jemand, der Richard heißen könnte«, sagte Dabney Stills. »Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie auf mein Spiel eingegangen sind.«
    »Es ist mir ein Vergnügen, Ihnen zu helfen«, sagte Alonzo Berry.
    »Dieser bärtige Geselle ist ein Flegel.«
    »Oja, und er sieht irgendwie unheimlich aus«, pflichtete Alonzo Berry dem schönen Mädchen bei, damit es sich nicht so bald wieder von ihm trennte.
    »Manche Männer sehen in einem Mädchen, das allein ist, Freiwild, auf das sie unbedingt Jagd machen müssen«, beklagte sich Dabney Stills.
    »Ich kann Ihnen versichern, daß ich nicht zu dieser Sorte gehöre«, sagte Alonzo Berry.
    »Das habe ich sofort gemerkt, deshalb habe ich zu diesem Trick gegriffen. Nicht jeder Mann hätte sich dafür geeignet. Ich hätte auch vom Regen in die Traufe kommen können. Als alleinstehendes Mädchen muß man sehr vorsichtig sein.«
    »Darf ich das so verstehen, daß Sie niemanden haben, der ein wenig auf Sie aufpaßt?«
    »Ich bin mutterseelenallein auf der Welt«, sagte Dabney Stills. »Keine Eltern, keine Geschwister, keine Verwandten… Zur Zeit habe ich nicht einmal einen Freund.«
    Er hätte ihr am liebsten gesagt, daß er gern ihr Freund geworden wäre, doch er hielt sich damit zurück. Vielleicht hätte sie eine solche Bemerkung veranlaßt, sich in ein Schneckenhaus zurückzuziehen.
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht einmal einen Freund… Das ist kaum zu glauben… Bei einer solchen Schönheit… Sie könnten an jedem Finger zehn Verehrer haben, wenn Sie wollten.«
    »Das stimmt, aber ich will nicht. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich mag Männer, aber immer nur einen. Vielleicht sieht man es mir nicht an, ich bin schrecklich altmodisch, nehme es mit der Treue sehr genau. Aber heutzutage scheint diese Tugend nicht mehr gefragt zu sein.«
    »Oh, da irren Sie sich aber, Miß Stills, Ich zum Beispiel schätze diese Tugend sehr.«
    Der Zug fuhr in die Station. Alonzo Berry stieg mit Dabney Stills in einen leeren Waggon. Sie krallte ihre Finger in seinen Mantelärmel, »Der Bärtige steigt auch ein«, raunte sie ihm zu, Alonzo Berry lächelte. »Das war zu erwarten. Wir können es ihm schließlich nicht verwehren.«
    Er fragte sie nach ihrer Adresse und stellte fest, daß sie bei derselben Station wie er aussteigen mußte.
    Daß er diese Station nicht lebend erreichen würde, ahnte er nicht.
    Der Zug setzte sich in Bewegung. Terence Pasquanell befand sich in einem anderen Waggon. Er hatte die Aufgabe, die ihm von Yora zugedacht worden war, gut erfüllt.
    Alonzo Berry hegte nicht den geringsten Verdacht. Er hatte keinen Schimmer davon, daß sein Leben nur noch an einem ganz dünnen Faden hing.
    Yora öffnete ihre Handtasche. »Ich bin natürlich gegen Kerle wie diesen Bärtigen gewappnet«, sagte sie.
    »Besitzen Sie eine Gaspistole?« fragte Alonzo Berry.
    »Nein, aber das.« Die Totenpriesterin holte den Seelendolch aus der Tasche. »Dieser Dolch hing in meinem Elternhaus an der Wand. Ich trage ihn stets bei mir. Damit kann ich Männern ganz schön Angst machen. Fürchtest du dich auch vor meinem Dolch, Alonzo Berry?«
    Er schluckte trocken, konnte sich nicht erklären, wieso er sich auf einmal so unbehaglich fühlte.
    Nervös lachend antwortete er: »Natürlich nicht.

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