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123 - Piraten aus dem Jenseits

123 - Piraten aus dem Jenseits

Titel: 123 - Piraten aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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denn Segel gab es keine.
    Mr. Silver ergriff das hin und her schwingende Fallreep und hielt es für mich fest. Ich warf einen Blick nach oben. Niemand kümmerte sich um uns.
    Ich machte mich an den Aufstieg. Mr. Silver folgte mir, nachdem er dem Ruderboot mit dem Fuß einen Stoß gegeben hatte. Trotz des kalten Nebels, der mir unter die Kleidung kroch, war mir warm, und ich spürte, daß eine Menge Adrenalin in meiner Blutbahn kreiste.
    Knapp unter der Reling hielt ich inne.
    Ich vernahm näherkommende Schritte und bedeutete Mr. Silver, sich nicht zu bewegen. Gespannt wartete ich. Würde uns der Geisterpirat entdecken?
    Ich durfte ihn auf keinen Fall Alarm schlagen lassen. Wenn er uns bemerkte, mußte ich augenblicklich handeln. Und ich mußte den Feind lautlos vernichten.
    Der Colt Diamondback hätte zuviel Krach gemacht, deshalb ließ ich ihn stecken. Aber auch mein magischer Flammenwerfer - obwohl lautlos - erschien mir für diesen Einsatz ungeeignet, denn wenn der Geisterpirat Feuer fing, würde es überall an Deck zu sehen sein.
    Also würde ich einen meiner drei Wurfsterne einsetzen, aber nur dann, wenn es unbedingt sein mußte. Lieber wäre es mir gewesen, unentdeckt zu bleiben.
    Der Geisterpirat machte kurz vor der Reling eine Wende und entfernte sich langsam. Ich kletterte weiter und glitt wie ein Schatten über die breite Holzreling.
    Hastig verbarg ich mich im Schatten der Aufbauten. Ich wollte auf Mr. Silver warten, aber das war nicht möglich, denn ein weiterer Geisterpirat erschien an Deck, so daß der Ex-Dämon die Reling vorläufig nicht überklettern konnte.
    Und da der Mann direkt auf mich zukam, sah ich mich gezwungen, mich weiter zurückzuziehen. Da war eine Tür. Ich öffnete sie und verschwand dahinter.
    Über eine kurze Leiter gelangte ich in eine enge Kammer, deren Zweck mir unbekannt war. Ich lauschte den näherkommenden Schritten und holte einen Wurf stern aus der Tasche.
    Die Schritte verhielten. Das bedeutete, daß der Geisterpirat direkt vor der Tür stand. Ich merkte, wie sich ein Schweißfilm auf meine Stirn legte.
    Endlos lange hörte ich nichts. Man hätte beinahe meinen können, der Mann wäre nicht mehr da, aber ich rührte mich trotzdem nicht. Wie gut ich damit tat, bemerkte ich einige Minuten später, denn da setzte der Geisterpirat endlich seinen Rundgang fort.
    Nun konnte ich es wagen…
    Ich steckte den Wurfstern ein und kletterte die wenigen Sprossen hoch. Ganz vorsichtig öffnete ich die Tür, zunächst nur einen Spalt breit. Ich sah und hörte niemanden. Das ermutigte mich, die Tür weiter aufzumachen.
    Nichts geschah.
    Ich schob mich behutsam nach draußen, war jederzeit bereit, mein Leben zu verteidigen. Straff wie Klaviersaiten waren meine Nervenstränge gespannt.
    Aus wie vielen Männern bestand Pan Allacs Mannschaft? Wo befand sich der Kapitän der Gespenstergaleere? Genügte es nicht, dem Treiben der Geister, piraten Einhalt zu gebieten, indem man Pan Allac vernichtete?
    Höchstwahrscheinlich war das zuwenig. Das Schiff war ein guter Nährboden für das Böse. Wenn wir nur Pan Allac ausgeschaltet, hätten, hätte die Mannschaft bestimmt einen neuen Kapitän gewählt und ihre grauenvollen Taten fortgesetzt.
    Die Wurzel des Übels waren nicht die Männer, die sich auf diesem Schiff befanden, sondern in erster Linie das Schiff selbst. Solange es existierte, konnte immer wieder ein neuer Pan Allac nachwachsen.
    Ich schloß die Tür hinter mir und kehrte zum Fallreep zurück. Im Moment war kein Geisterpirat zu sehen. Ich beugte mich über die Reling.
    »He, Silver! Du kannst hochkommen! Die Luft ist rein!« flüsterte ich.
    Aber der Ex-Dämon war nicht mehr da.
    ***
    War mein Freund in die Themse gefallen? Hatte er sich irgendwo an Bord des Geisterschiffes versteckt? Sollte ich ihn suchen? Lief ich dabei nicht Gefahr, entdeckt zu werden?
    Ein mieses Gefühl bemächtigte sich meiner. Wenn Mr. Silver aus irgendeinem Grund nicht an Bord gekommen war, war ich auf mich allein gestellt!
    Noch hätte ich das ändern können. Ich hätte nur über die Reling zu springen und zur Mole zurückzuschwimmen brauchen, aber das wäre einer Kapitulation gleichgekommen, und das ließ mein Ehrgeiz nicht zu.
    Ich hatte mir geschworen, dem Bösen überall entgegenzutreten - ob mit oder ohne einen Freund an der Seite. Deshalb kam es für mich nicht in Frage, aufzugeben.
    Dieses verdammte Schiff mußte versenkt werden. Wenn Mr. Silver mir dabei nicht helfen konnte, würde ich es eben allein

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