123 - Schreckens-Party bei Graf Dracula
Schlag.
Die
Taschenlampe, die keiner von ihnen berührte und die noch immer auf dem Deckel
des mittleren Sarges lag, begann plötzlich zu flackern.
Horlas Kopf
flog herum.
Die Lampe
erlosch, flackerte noch mal schwach auf und blieb dann dunkel.
»Verdammt,
auch das noch!« Janosz Horla schrie es heraus. Die Batterien waren frisch.
Daran konnte es nicht liegen.
Hatte die
Lampe einen Wackelkontakt?
Horla stand
am äußeren Sarg und hatte diesen als Orientierungshilfe, als er ihn umrundete
und die Hand dabei am Sargrand entlangführte.
»Janosz?!«
vernahm er da das heisere Wispern aus dem Stockdunkeln. »Bist du da?«
Sein
Begleiter stellte ihm die Frage, und unüberhörbar war die Angst, die in diesen
Worten mitschwang.
»Klar!
Glaubst du, ich hätte mich in Luft aufgelöst?« knurrte Horla. Er stand zwischen
den Särgen, lastete den Deckel ab, auf dem er die Taschenlampe zurückgelassen
hatte, und fühlte das kühle Metall zwischen den Fingern.
Er schüttelte
die Lampe und bewegte mehrere Male den Schalter, ohne jedoch etwas zu bewirken.
Es blieb
stockfinster.
»Laß uns von
hier verschwinden«, meldete sich Sztefans Stimme aus der Finsternis. »Mir wird
es von Sekunde zu Sekunde unbehaglicher. Oder schalte endlich die Lampe wieder
ein.«
»Nichts
lieber als das, aber sie funktioniert nicht.«
»Das muß doch
eine Ursache haben.«
»Technische
Geräte können versagen.«
»Nur
merkwürdig, daß das ausgerechnet jetzt der Fall ist, wo wir die Lampe notwendig
brauchen. Ich will raus hier.«
»Ja, wir
verschwinden. Mir ist es hier auch nicht ganz geheuer. Aber so einfach ist das
nicht. Wir müssen den Spalt wiederfinden, durch den wir hierhergekommen sind.«
»Immer an der
Wand lang. Janosz. Dann kommen wir auch an den Spalt.«
Ihnen beiden
war mulmig zumute, nur hatte Janosz Horla sich noch besser unter Kontrolle.
Auch er
wollte so schnell wie möglich weg von diesem unheimlichen Ort.
Er löste sich
von dem Sarg und ging kerzengerade nach vorn. Undurchdringliche Schwärze umgab
ihn.
Horla tastete
sich in die Finsternis vor, setzte einen Fuß vor den anderen und war so sehr
auf sich und einen im nächsten Moment mit der Wand zu erfolgenden Berührung
konzentriert, daß er in diesen Sekunden auf nichts anderes sonst achtete.
Er vernahm
leise Schritte und ein kurzes, heftiges Atmen, wie jemand es ausstößt, der
erschreckt.
»Alles in
Ordnung, Sztefan?«
Janosz Horla
hielt die Hände ausgestreckt und berührte die kalte Wand, die aus klobigen
Steinquadern gemauert war.
Der Gefragte
antwortete nicht.
»Hier geht es
entlang, Sztefan. Immer darauf achten, daß du dich nicht wieder von der Wand
löst.
Dann kommen
wir garantiert zum Ausgang. Hast du schon Kontakt mit der Mauer?«
Wieder
erfolgte keine Antwort.
»Unterlaß den
Quatsch. Mir ist nicht zum Scherzen zumute.«
Horlas Worte
verhallten, und Sztefan reagierte nicht darauf.
Da spürte
Janosz Horla den flüchtigen kalten Luftzug.
Jemand stand
hinter ihm.
Das konnte
nur Sztefan sein!
Der Sohn des
Dorfwirts blieb stehen.
Er kam nicht
mehr dazu, über das, was geschah, nachzudenken. Er sah es nicht - er spürte es
nur noch.
Zwei Hände
packten ihn von hinten. Es war ein fester, männlicher Griff. Sztefan hatte
kräftige Kandelaber dennoch hätte Janosz Horla in diesem Augenblick nicht zu
sagen vermocht, ob es Sztefan war, der ihn da angriff.
In der
gleichen Sekunde ruckte ein Kopf nach vorn, und Horla spürte den messerscharfen
Stich in seinen Hals.
Ein Biß!
Janosz Horla
reckte sich empor. Er kam weder zum Schreien, noch dazu eine Abwehrbewegung zu
machen.
Als die Zähne
seinen Hals ritzten schien es, als würde gleichzeitig jeglicher eigener Antrieb
von ihm unterbunden.
Wie gelähmt
stand er, hörte das Schlürfen und spürte die Kälte und die Schwäche, die in
seinen Körper einkehrten. Janosz Horla wurde Opfer eines Vampirs.
●
Am Portal
standen zwei livrierte Diener, die verspätet eintreffende Gäste empfingen,
deren Einladungskarten überprüften und dann Reginald T. Broumsburg meldeten.
Der Millionär
und viele Gäste befanden sich schon in weinseliger Laune.
Broumsburg
ließ es sich nicht nehmen, die Ankömmlinge persönlich zu begrüßen. Morna, Larry
und Iwan nannten die Magazine und Rundfunkstationen, für die sie angeblich
arbeiteten, und alles lief wie am Schnürchen. Jeden einzelnen Gast konnte
Broumsburg nicht persönlich kennen.
Die
Einladungen hatte sein Büro vorgenommen, und unter den Gästen
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