1230 - Der Traumdieb
aber das war nicht mein Problem. Der nächste Weg führte mich zurück zu den Conollys, die noch immer im Bad warteten.
»Und?«, fragte Sheila, »was gefunden?«
»Nein.«
Sie deutete mit dem rechten Zeigefinger auf mich. »John, ich glaube dir nicht. Ich kenne dich lange genug. Es ist nicht so einfach, mich zu belügen.«
»Aber ich…«
»Was hast du gefunden, John? Denk daran, dass Bill und ich es gewesen sind, die dich auf die Spur gebracht haben.«
»Nur eine Karte, nicht mehr. Keine Unterlagen, kein Tagebuch, dem Cora die Sorgen anvertraut hatte, einfach nur eine Visitenkarte.«
»Die sicherlich nicht von ihr stammt«, sagte Bill.
»Stimmt. Auf ihr steht der Name eines Psychologen und Psychotherapeuten. Dr. Barnabas Barker.«
»Kenne ich nicht«, sagte Sheila.
»Wirklich, den Namen habe ich noch nie im Leben gehört.«
»Ich auch nicht«, bekräftigte Bill.
»Dann sind wir uns ja einig.«
»Aber du wir st ihn besuchen, nicht wahr?«
»Worauf du dich verlassen kannst, Bill. Und zwar erst allein. Außerdem muss ich Suko noch einweihen.«
»Abgemacht. Aber du wirst mir nicht verwehren, dass ich etwas surfe und dabei versuche, einige Informationen über ihn zu holen. Und zwar noch in dieser Nacht. Willst du mit zu uns?«
»Danke für die Einladung.« Ich grinste ihn an. »Ich werde sogar kommen.«
»Prächtig«, sagte Sheila. »Dann können wir schon vorgehen, Bill, und ich koch einen Kaffee.«
»Dagegen habe ich nichts.«
Beide verabschiedeten sich. Sie sprachen noch mit dem Kollegen Murphy und erfuhren, dass sie ihre Aussagen noch schriftlich hinterlegen mussten, was sie auch versprachen.
Dann waren sie entlassen.
Murphy wandte sich an mich. »Ein Mord und ein Suizid, John. Das ist verdammt hart. Tun Sie alles, um den Fall aufzuklären. Ich bin ja auch ein alter Fahrensmann und habe zudem das Gefühl, dass dies erst der Anfang ist.«
»Da können Sie leider Recht haben, Kollege…«
***
Draußen empfing mich windiges und kühles Herbstwetter.
Von einem Indian Summer war weit und breit nichts zu spüren, und wie ich die Wetterberichte kannte, würde er uns in diesem Jahr auch nicht beglücken.
Die Menschen waren von den Balkonen und auch von den Fenstern verschwunden, aber sie waren noch da. Manche standen hinter geschlossenen Scheiben und schauten nach unten. Sie verhielten sich wirklich ungewöhnlich ruhig, und auch als ich das kurze Stück durch den Flur gegangen war, hatte sich kein Neugieriger gezeigt.
Es war schon ein seltsames Verhalten, was hier an den Tag gelegt wurde, aber wahrscheinlich war sich hier jeder selbst der Nächste, sodass ihn die anderen nicht interessierten. So wurde die Gesellschaft eben immer kälter.
Die tote Cora Atkins war bereits abtransportiert worden. Ich blieb noch vor dem Balkon stehen und schaute mir den Ort an, an dem sie gestorben war. Nicht durch den Fall über die Brüstung. Sie hatte sich selbst getötet, und dafür musste es einfach einen Grund geben.
Wie schrecklich musste es in ihrem Innern ausgesehen haben, dass sie sich zu einer derartigen Tat hatte hinreißen lassen! Ich fand keine Erklärung, aber ich wusste, dass Cora Atkins darunter gelitten hatte, sonst hätte sie keinen Grund gehabt, einen Psychologen aufzusuchen, auf den ich gespannt war.
Ich stieg in den Rover und saß kaum hinter dem Lenkrad, als ich meine Müdigkeit spürte. Das Gähnen ließ sich einfach nicht unterdrücken, aber an Schlaf war nicht zu denken.
Ich ließ den Wagen langsam anrollen und fuhr vorbei an den Streifenfahrzeugen und dem großen Kastenwagen der Mordkommission. Ein Beamter grüßte, ich winkte zurück und schlug danach den Weg ein, den die beiden Conollys genommen hatten. Ich wollte zu ihnen, und ein Kaffee tat mir jetzt besonders gut.
Das Tor war noch geschlossen, als ich auf es zufuhr, aber im Haus war ich auf dem Monitor gesehen worden, und so schwang es vor mir zur Seite.
Ich rollte den Weg hoch, der den Vorgarten teilte und musste daran denken, wie oft ich ihn schon gefahren war, und ich hatte nicht nur harmlose Dinge bei den Conollys am und im Haus erlebt. Des Öfteren war es um Leben und Tod gegangen.
Vor der großen Garage links vom Haus stellte ich den Rover ab. Die Tür stand schon offen, und Bill winkte mich hinein.
»Na, hast du den Computer schon angeheizt?«
»Habe ich. Und der Kaffee ist ebenfalls fertig.«
»Das hört sich gut an.«
Er schloss die Tür hinter mir. Ich erkundigte mich nach Johnny, meinem Patenjungen, und erfuhr,
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