1230 - Der Traumdieb
dass er tief und fest schlief. Dabei wollten wir es auch belassen.
In Bills Arbeitszimmer breitete sich gedämpftes Licht aus, das nicht störte. Sheila war auch anwesend. Sie hatte drei Tassen mit Kaffee gefüllt und sie auf dem Schreibtisch verteilt.
Ich rollte mir einen Stuhl heran und fand meinen Platz neben dem Reporter. Auf dem Bildschirm war eine Liste zu sehen, aber um sie kümmerten wir uns zunächst nicht. Der Kaffee war wichtiger, und wir genossen ihn in kleinen Schlucken.
»Hast du schon eine Spur von diesem Typ gefunden?«, fragte ich.
»Nein.«
Ich war etwas ärgerlich und überrascht. »Ist der Name nicht aufgeführt worden?«
»Nicht so hastig, John. Doch, das ist er. Ich habe nur keine genauen Informationen, weiß aber, dass er eine eigene Website hat.«
»Immerhin.«
»Hängst du denn alles an ihm auf?«, wollte Sheila wissen.
Ich blies meinen Atem gegen die Tastatur. »Was soll ich dazu sagen? Er ist die einzige Spur, denn ich gehe davon aus, dass sich Cora ihm anvertraut hat.«
»Ja, das mag wohl sein.«
Nachdem wir unsere Tassen fast geleert hatten und die dritte Morgenstunde bereits angebrochen war, kümmerte sich Bill Conolly um die Einzelheiten.
Ich wusste nicht, wie viele Ärzte ihre eigene Website hatten, dieser Barker jedenfalls hatte sie, und die klickte Bill an. Jeder, der hineinschaute, wurde willkommen geheißen. Ich hatte schon jetzt den Eindruck, dass wir auf einen Selbstdarsteller treffen würden.
Sein Konterfei zeigte sich noch nicht auf dem Schirm. Dafür waren die Bücher abgebildet, die er geschrieben hatte. Vier insgesamt. Sie waren in zwei Reihen unterteilt.
Wir lasen die Titel.
Wenn wir danach gingen, dann befassten sich die Inhalte mit der Analyse der menschlichen Seele, aber ein Buch wies auch auf Traumdeutungen hin.
Sheila, die jetzt ebenfalls bei uns saß, zeigte mit dem Finger darauf. »Das ist es doch!«
»Meine ich auch«, sagte Bill.
Ich murmelte den Titel des Buchs vor mich hin. »Träume sind mehr als sie scheinen…«
»Stimmt doch, oder?«
»Ja, Bill, in diesem speziellen Fall hat Barker sogar Recht. Für Cora waren sie wirklich mehr. Sie haben sogar ihr gesamtes Leben bestimmt und sie schließlich in den Selbstmord getrieben.«
»Wobei ihr der Arzt nicht mal helfen konnte«, meinte Sheila.
»Oder es nicht wollte.«
»He!« Sie warf mir einen überraschten Blick zu. »Das hört sich an, als hättest du ihn schon in Verdacht.«
»Nein, das nicht. Aber ich habe ihn auf der Liste und bin gespannt darauf, mit ihm in Kontakt zu treten. Da Cora Atkins nicht mehr lebt, ist er von seiner ärztlichen Schweigepflicht entbunden und kann mir also mehr über sie erzählen.«
»Auch über einen Dämon.«
»Ja, Sheila.«
»Einen sehr dunklen.« Diesmal blickte ich sie an. »Sag nur, dass du wieder einen bestimmten Verdacht hast.«
»Klar, den Spuk.«
Ich wollte es nicht glauben und schüttelte den Kopf. »Es ist wirklich schwer, sich das vorzustellen. Solltest du Recht haben, dann muss er sich verändert haben, denn bisher hat er sich nur um die Seelen der getöteten Dämonen gekümmert. Aber ich erkenne keinen Grund, warum er sich hätte ändern sollen.« Ich trank noch etwas Kaffee. »Die Dunkelheit kann auch einen anderen Grund haben, meine ich. Man nimmt vielleicht die Dunkelheit der Seele. Die eigene Leere. Das tiefe Loch, in das man gefallen ist und so weiter.«
»Spricht man dann aber von einem Dämon, John?«
»Das weiß ich nicht. Aber ich hoffe, dass ich es herausfinde.«
Bill hatte auf Barkers Website weitergeblättert, und es kam, wie es kommen musste.
Es erschien Dr. Barnabas Barker! Er trug weder einen weißen noch einen grünen Kittel. Er saß auch nicht in einem typischen Sprechzimmer, sondern hatte sich seinen Platz in einem eleganten, mit wertvollem Holz getäfelten Büro ausgesucht.
Der große Schreibtisch vor ihm bestand ebenfalls aus edlem Holz, und auf dem Boden breitete sich ein beigefarbener Teppichboden aus, der auch eine gewisse Wärme ausstrahlte und den Menschen ein gutes Gefühl geben konnte. Barnabas Barker lächelte. Darüber hätte man sich freuen können, aber es gibt auch beim Lächeln Unterschiede. Dieses Lächeln war nicht dazu angetan, einen Menschen fröhlich werden zu lassen.
Es war neutral, aber auch irgendwie wissend, als wollte er den Leuten erklären, dass sie sich nicht aus seinen Klauen befreien konnten, wenn sie einmal den Weg in seine Praxis gefunden hatten.
Ansonsten sah er aus wie einer dieser
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