1231 - Im Würgegriff des Grauens
ich Sie hier wieder weglasse.«
»Ich besitze die Waffe!«
»Na und? Denken Sie, dass ich mich dadurch einschüchtern lasse? Weshalb wollen Sie schießen? Ich habe Ihnen nichts getan. Sie sind zu mir gekommen, nicht umgekehrt. Sie haben mich sogar entführt, wenn man es genau nehmen will. Und jetzt wundern Sie sich, dass ich mich dagegen stemme.«
»Es stimmt, Mr. Barker, mir haben Sie nichts getan. Aber einer Frau namens Cora Atkins. Sie haben ihr die Träume genommen und sie so unter Ihre Kontrolle bekommen. Es ging sogar soweit, dass Cora Atkins ihren Mann erschoss und ihn regelrecht mit Kugeln vollgepumpt hat. Genau das ist es, was Sie zu verantworten haben, Doktor.«
Er lächelte breit. Und dieses Lächeln machte ihn eben für viele Frauen so unwiderstehlich. Auf Jane Collins konnte das nicht wirken, aber ihr war schon klar, dass ihm viele Frauen auf den Leim gingen. »Ja, ja, die gute Cora«, sagte er. »Es war schon recht schlimm mit ihr. Sie ging mir wirklich auf den Geist. Sie kam wegen ihrer Albträume zu mir. Sie hat schwer darunter gelitten, und da blieb mir nichts anderes übrig, als ihr die Träume zu nehmen. So habe ich sie geheilt.«
»Geheilt!«, spottete Jane, »das glauben Sie doch selbst nicht. Dr. Barker!«
»Wie Sie meinen, Jane. Aber ich hätte da eine andere Frage. Leiden auch Sie unter Albträumen?«
»Nein!«
»Sie lügen!«, sagte er ihr ins Gesicht. »Sie lügen, Jane, denn jeder Mensch leidet darunter. Sie wissen es nur nicht. Träume sind sehr wichtig. Sie sorgen dafür, dass sich das Unterbewusstsein klärt. Dass es wieder in Ordnung kommt. Dass Sie tagsüber dann so leben können wie Sie möchten. Sie müssen einfach Träume haben, auch wenn Sie es mir gegenüber nicht zugeben wollen. Das ist nun mal so, Jane.«
»Und es spielt in diesem Fall auch keine Rolle. Ich bleibe bei meinem Vorsatz. Wir fahren wieder hoch.«
Beinahe bedauernd schüttelte der Arzt den Kopf. »Nein, das werde ich nicht zulassen. Ich habe nichts getan. Ich habe Ihr Spiel mitgemacht, doch jetzt ist Schluss. Von nun an bestimme ich die Regeln, und Sie werden sich danach richten müssen. Bevor wir allerdings in die Einzelheiten gehen, Jane, was hat Sie eigentlich dazu bewogen, sich so für Cora Atkins einzusetzen?«
»Ich bin eben neugierig.«
»Dafür habe ich sogar Verständnis. Doch es gibt einen Punkt, wo bei einem normalen Menschen die Hemmschwelle eintritt und die Neugierde schließlich aufhört.«
»Der ist bei mir noch nicht erreicht.«
Im diffusen Licht des Kellers schaute der Arzt in Janes Gesicht. Sein Blick war kalt und forschend zugleich. Die Lippen zeigten wieder dieses widerliche Lächeln. Nach einer Weile deutete er ein Nicken an. »Ja, Sie haben Recht, was Sie persönlich angeht. Bei Ihnen ist der Punkt noch nicht erreicht, Jane. Manche Menschen sind eben stark, und Sie scheinen dazu zu gehören.«
»Sie haben es erfasst.«
»Es gehört zu meinem Beruf, mich mit den unterschiedlichsten Menschen zu beschäftigen. Etwas Besonderes ist das nicht. Aber ich lasse mir meinen Beruf auch nicht kaputtmachen, denn ich habe Großes vor, verstehen Sie? Sehr Großes sogar.«
»Ja? Wollen Sie die Menschheit unter Ihre Kontrolle bringe?«
Er winkte ab. »Sagen Sie das nicht. Hier geht es nicht um die Menschheit. Gewisse Personen reichen mir. Wobei ich die Testphase allmählich verlasse. Cora war ein derartiger Testfall, und ich sehe mich auf einem guten Weg.«
»Den Sie bestimmt nicht bis zum Ende gehen werden, das schwöre ich Ihnen.«
»Sie irren sich!«
Jane erwiderte nichts mehr. Sie wusste, dass ihr weiteres Schicksal auf des Messers Schneide stand. Dieser Mensch hatte sie nicht grundlos in den Keller geführt. Sie wollte nicht sagen, dass dies hier sein Reich war, aber er kannte sich hier aus. Er verfolgte finstere Pläne. Er wollte bestimmte Menschen beeinflussen, was er auch schon bei Cora Atkins geschafft hatte und leider auch bei Jeff Boone, dem Polizisten. Er hätte ohne weiteres John Sinclair erschossen. So konnte sie sich wirklich vorstellen, dass die Testphase vorüberging und sich dieser Mensch jetzt an andere Personen heranwagte, die möglicherweise im öffentlichen Leben standen. Das konnte durchaus gefährlich werden, wenn es um Menschen ging, die etwas zu sagen hatten, zum Beispiel Militärs, Politiker und Wirtschaftslenker. Da kam dann einiges zusammen, und ein Ende konnte mehr als schrecklich sein.
Sich das in dieser Gegend vorzustellen, war nicht leicht für Jane, denn
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